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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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bedeutsame Blicke. Das alles verhieß nichts Gutes.
    Als sie die Eisblöcke erreichten, erklangen die Stimmen. Jetzt
hörten sie sie alle. Die leisen Hilferufe, die ohne Zweifel aus der Kreismitte
drangen.
    „Wer ist da?”, fragte Maiitsoh mit Respekt einflößender Stimme.
    Die Rufe verstummten eine Weile und erklangen dann wieder. Lauter
und hoffnungsvoller.
    „Los”, rief Maiitsoh. Seine Stimme wurde eine Spur schriller. Die
Aufregung war deutlich darin zu hören. „Die Hilfeschreie kommen aus der Mitte
des Kreises.”
    Es gab kein Halten mehr.
    Im nächsten Moment liefen sie auch schon los. Maiitsoh voran, die
Freunde dicht auf den Fersen. Bedrückende Stille kehrte ein. Die Stimmen
verstummten. Selbst der Vogelschwarm hoch über ihren Köpfen gab nicht das
geringste Krächzen von sich. Das Sonnenlicht fiel fahl auf die Eisblöcke, brach
sich an ihnen und strahlte in die Mitte des Kreises.
    Auf einen rechteckigen Altar.
    Darauf saßen vier Mönche in wallenden, weißen Gewändern.
    Hazee und Jabani gaben erschrockene Laute von sich. Wie vom
Donner gerührt, starrten sie auf die Geistlichen. Blassgraue Nebelschleier
zogen auf, hüllten den magischen Kreis ein.
    Saha deutete auf die Mönche.
    „Warum fliehen sie nicht?”, fragte sie mit tonloser Stimme.
    „Siehst du nicht den Eisring, der sie umschließt? Der über ihren
Brustkörben liegt?”, hörte sie Barb flüstern.
    Und jetzt nahm Saha ihn wahr.
    Shash schnalzte mit der Zunge, stellte sich auf die Hintertatzen
und baute sich in voller Größe auf, um besser sehen zu können. Seine
beachtliche Leibesfülle warf einen eindrucksvollen Schatten.
    Der Eisring drehte sich im Zeitlupentempo wie ein sichtbares
Magnetfeld um die Oberkörper der Mönche. Verkörperte eine geheimnisvolle Macht.
Aber er war nicht Schutzschild, sondern unerbittliche Fessel, von der die
Priester dicht aneinander gepresst auf dem Altar gefangen gehalten wurden. Die
ihnen ein Entrinnen unmöglich machte.
    Maiitsoh ging bis auf wenige Schritte an den Altar und die Mönche
heran. „Keine Bange, wir sind hier, um euch zu helfen!”, rief er ihnen
beruhigend zu. Dann drehte er sich herum und blickte Uhura an. „Ich weiß nur
nicht wie”, fügte er leiser und für die Mönche nicht vernehmlich hinzu.
    „Es ist ein Kampf zwischen hózhó und hochxo”, sagte Uhura.
    Saha, Barb und Jabani, die auf einem der Eisblöcke saßen,
blickten auf die Freunde herab. Sahen das Unverständnis in deren Augen. Nur
Kasur und Azaa nickten, als wüssten sie genau, wovon die Eule sprach.
    „Kannst du dich bitte deutlicher ausdrücken”, bat Barb mit dem
für sie bezeichnenden Lächeln. Sie war eindeutig diplomatischer als Saha, die
am liebsten laut losgebrüllt hätte. Musste Uhura immer in Rätseln sprechen?
    Die Eule plusterte sich auf. Ruckte einige Male mit dem Kopf
herum, als wolle sie sich vergewissern, dass sich in ihrer Nähe keine
ungebetenen Zuhörer befanden. “Hózhó ist der Inbegriff einer schönen,
harmonischen und geordneten Welt, und hochxo ist das genaue Gegenteil.”
    „So wie das Gute und das Böse?” Hazee zupfte nervös an ihren
Ponyfransen.
    Uhura seufzte. „Ordnung und Unordnung entstehen erst im
Bewusstsein denkender Lebewesen, werden dann durch die Sprache und das Handeln
in die Welt projiziert. Auch in dieser Welt scheint das Gleichgewicht aus den
Fugen geraten zu sein. Die innere Form hat ihre Harmonie verloren. Alles im
Universum ist einem gewissen Dualismus unterworfen. Wenn nichts im Einklang
steht, gerät das Universum aus den Fugen. Die rituellen Lehren besagen, dass
für die Grundform der Symbolik das Männliche und das Weibliche steht. Dass
etwas nur vollkommen sein kann, wenn es eine Mischung aus beiden ist.”
    Saha war wieder einmal von Uhuras Intelligenz beeindruckt. „Und
das da”, sie deutete auf den Altar mit den Mönchen und dem Eisring, „soll den
Einklang gefährden?”
    „Ich weiß es nicht”, gestand die Eule. „Ich weiß nicht, welche
Rolle die Mönche spielen. Und wofür sie stehen.”
    „Es sind vier”, stieß Maiitsoh so heftig hervor, als habe er eine
sensationelle Entdeckung gemacht.
    „Was du nicht sagst.”
    Dahsanis Ironie prallte an Maiitsoh ab.
    Der Große Wolf ging wieder näher an den Altar heran, von dem er
sich mit hektischen Schritten entfernt hatte. „Die Vier spielt in dem
Wechselspiel der Naturkräfte eine bedeutende Rolle”, sagte er mehr zu sich
selbst. „Ob es sich nun um die vier Himmelsrichtungen handelt, die

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