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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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die unheilvolle Schwärze der Angreifer noch dunkler
erschienen war. Was Saha allerdings erleichterte, war die Tatsache, dass das
Helle und Gute das Dunkle und Böse besiegt hatte. Dieses Mal , zog es
höhnisch durch ihren Kopf. Da war wieder diese neue Größe in ihr. Die ihr
Interesse weckte, sie aber auch mit steigendem Maße erschreckte. Sie veränderte
sich, aber einiges an dieser Veränderung machte Saha Sorgen, machte ihr Angst.
    Eine Stimme holte sie zurück in die Wirklichkeit.
    Der älteste der Mönche zeigte ruhig in ihre Richtung. „Seht, die
Sich-Wandelnde-Frau!”
    Er und seine Brüder deuteten eine ehrfürchtige Verbeugung an, die
Saha seltsam verlegen stimmte. Dann redeten sie wieder auf Azaa und Uhura ein.
    Maiitsoh wurde allmählich unruhig. Sein Wolfsblut trieb ihn
weiter. Forderte ihn auf weiterzuziehen. Und diesen Wunsch teilte Saha mit ihm.
Ihr und Barb, die sich wieder aus Yoolgai zurückverwandelt hatte, blieb seine
Unruhe nicht verborgen. Aber Saha musste erst die Bezeichnung des greisen
Mönches verkraften. Wie hatte er sie genannt? Die Sich-Wandelnde-Frau? Ein
feiner Schauer kroch über ihren Körper. Der Alte hatte etwas ausgesprochen, das
schon lange in ihr schwelte. Es wurde dadurch zur Wahrheit. Zur unabwendbaren
Gewissheit.
    Als Maiitsoh immer unruhiger wurde, brachen sie auf. Saha war
geradezu erleichtert, den intensiven Blicken der Mönche zu entfliehen. Zusammen
mit ihnen kehrten sie zurück in das Schloss. Auf dem Weg dorthin suchten Uhura
und Azaa weiterhin das Gespräch der heiligen Männer. Manches Mal huschten
dunkle Schatten über ihre Gesichter. Nicht alles, über das sie sprachen, schien
ihnen zu gefallen. Dafür blickten sie immer wieder in Barbs und Sahas Richtung.
Und dadurch wurde der Wunsch in Saha lauter, die Zwischenwelt zu verlassen. Die
Ungewissheit, in welches Wesen sie sich verwandelte, trieb sie ebenso wie die
Panik vor der Antwort dieser alles beherrschenden Frage.
    Die Sich-Wandelnde-Frau ...
    Diese Bezeichnung hallte mit präziser Penetranz durch ihren Kopf.
Regelmäßig wie ihr Herzschlag, der sich beschleunigt hatte.
    Sie verabschiedeten sich von den Mönchen, die sie mit der wenig
motivierenden Bemerkung: „Ihr werdet auf noch ein unrühmliches Überbleibsel der
Menschheit stoßen”, entließen. Dann verstummten sie, und weder Uhura noch Azaa
konnten ihnen entlocken, was sie mit ihrer Andeutung meinten.
    Das gab ihnen zusätzlich Rätsel auf.
    Saha hasste nichts mehr als Halbinformationen. So sehr sie
Abenteuer schätzte, so sehr verabscheute sie es, wenn sie bewusst nur mit
beiläufigen Äußerungen abgespeist wurde. Das war eine von Uhuras wenigen
Charakterschwächen.
    Sie ließen das Schloss und den Eiswald hinter sich. Wandelten
wieder auf der wattigen Wolkendecke. Das rosa Rund über ihnen war nicht mehr so
weit entfernt wie vor dem Kampf der Regenbogenkrieger gegen die Wesen der
dunklen Macht. Saha hatte zum ersten Mal das Böse so greifbar nah gesehen. Und
ihr wurde bewusst, dass sie sich mit jeder Ebene der Regenbogen-Welt dem
irdischen Zwischenspiel von Gut und Böse näherten. Und zum ersten Mal fragte
sie sich, ob es nicht besser wäre, wenn sie die Fünfte Welt niemals erreichten.
    Als wolle ihr die Zwischenwelt beipflichten, verhüllten plötzlich
dunkelgraue Wolkenschiffe die Sonne. Eisregen prasselte auf sie nieder. Sie
waren den harten Tropfen schutzlos ausgeliefert. Ziellos liefen sie los. Fielen
immer wieder in kleine Wolkenlöcher. Tuc purzelte mehr als einmal von Shashs
Kopf und musste in dem wattigen Wolkenmeer gesucht werden.
    „Irgendwann verlieren wir den Winzling noch.” Hazee grinste
frech.
    Saha lachte. Die Regentropfen liefen ihr Gesicht entlang und
bildeten kleine Wasserstraßen auf ihrem Körper, der merklich weicher wurde. Sie
blickte an sich herab. Ihre Beine glichen immer mehr den Armen. Die
Sich-Wandelnde-Frau, hämmerte es wieder hinter ihrer Stirn. Und plötzlich
waren die Angst und der Zweifel, die sie noch vor wenigen Minuten befallen
hatten, wie weggeblasen.
    In ihr war nur noch Glück und Dankbarkeit.
    Wem wurde schon die Chance im Leben geboten, die Gestalt zu
ändern? Ein anderes – ein besseres? – Wesen zu werden. Ihr Blick fiel auf Barb.
Der Freundin war Wandlung nicht fremd. Sie würde besser damit zurechtkommen.
Ihre tastenden Blicke trafen sich. Stumm reichten sie sich die Hände. Strichen
sich gegenseitig über die Handrücken und genossen das Gefühl. Sie hatten sich
immer schon berührt und umarmt.

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