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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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stumm anzusehen, die
sie immer mehr verunsicherte. Es war so, als beobachte er sie.
    Sie und Barb.
    Das hatte er bisher auch. Daran hatte sich Saha bereits gewöhnt,
aber war sein Blick bislang allenfalls wachsam gewesen, schimmerte jetzt
Misstrauen darin. Saha hätte ihm am liebsten verboten, dass er sie so ansah,
aber irgendetwas hinderte sie daran. Hinderte sie daran, mit ihm ins Gespräch
zu kommen. Er wusste etwas. Etwas über sie und Barb. Und so neugierig Saha auch
sonst war, verkniff sie es sich, Maiitsoh zu fragen, was es war. Sie löste sich
aus dem Blickkontakt und wandte sich wieder ihren Freunden zu. Die sammelten
bereits eifrig Früchte und Wurzeln, um sich zu stärken. Erst jetzt bemerkte
Saha, wie hungrig auch sie war. Sie schöpfte tief Atem und suchte sich
ebenfalls etwas zu essen.
     

               
    Der Tag war noch jungfräulich, als sie wieder aufbrachen.
Morgendlicher Purpur floss über den Himmel. Saha hatte immer noch
Schwierigkeiten, sich daran zu gewöhnen, in eine rosaweiße Wolkendecke zu
blicken. Ihr fehlte das sanfte Blau der Zweiten Welt. Je tiefer sie in das Tal
hinabstiegen, desto lauter wurde die Geräuschkulisse um sie herum. Vogelschreie
hallten über ihnen. Der vereinte Silberfluss leuchtete wie eine Richtschnur,
der sie immer noch folgten. Sein lautes Plätschern beschleunigte ihren Schritt.
Der Wind murmelte deutlich hörbar. Nur die Sonne brannte stetig Bräune auf ihre
Haut. Alles um sie herum entwickelte eine beeindruckende Eigendynamik.
    Es war als öffneten sich die Poren der Neuen Welt.
    Ishtars Hand fasste wieder nach Sahas. Er schenkte ihr einen
liebevollen Blick. Saha war für ihn ideale Partnerin und geistige Freundin
zugleich. Und das war selten genug. Sie war schön und exotisch und würde immer
der Mittelpunkt seines Lebens sein. Lächelnd sah sie ihn an. Ihr Blick sagte
alles. Sagte, dass sie seine Gefühle erwiderte. Und dieser Blick bedeutete ihm
mehr als alle Worte.
    Barb entging dieser zerbrechliche Augenblick nicht. Sie versetzte
Saha einen freundschaftlichen Stoß. „Hört auf zu flirten. Dazu habt ihr noch
Zeit genug, wenn wir die Fünfte Welt erreicht haben.”
    „ Wenn wir sie jemals erreichen”, hielt Saha ihr entgegen.
    Barb riss erstaunt die Augen auf. „Seit wann bist du denn so
pessimistisch? Das ist ja ein völlig neuer Zug an dir.”
    Saha gab ihr insgeheim Recht. Das ist nicht das Einzige, das sich
geändert hat, dachte sie. Auch ihr Wesen. Es wurde immer weicher und ... ja,
das wusste Saha noch nicht zu bezeichnen.
    Hazee sprang übermütig neben ihnen her. Über ihrem Kopf flatterte
Jabani in grotesken Schleifen. Die Fledermaus war sichtlich aufgeregt. Ihr
Verhalten stand im krassen Kontrast zu ihrer sonst so stoischen Ruhe.
    Uhura schien Sahas Gedanken zu lesen. „Ich erkenne Jabani kaum
wieder. Die besondere Magie dieses Tales nimmt bereits Einfluss auf sie.”
    „Auf uns alle”, mischte sich Barb in das Gespräch ein. Sie blühte
immer mehr auf, je näher sie der Talsenke kamen. Ihr Lachen war so unbekümmert
wie noch nie. Dabei war sie schön wie der junge Morgen.
    „Was ist los, Barb? Ist dir die Glücksfee begegnet?”, zog Saha
sie auf.
    Barb verzog das Gesicht zu einem spitzbübischen Grinsen. Sie
stemmte die Hände in ihre schmale Taille und warf übermütig das dunkle Haar
über die Schulter. „Das nicht, aber ich habe das Gefühl, dass etwas von
ungeheurer Wichtigkeit passieren wird.” Ihr Gesichtausdruck bewölkte sich für
einen flüchtigen Moment. „Und ich fühlte, dass uns nicht alles davon gefallen
wird.”
     

     
    Dann standen sie auf der letzten Anhöhe, die sanft abschüssig in
einer Talsohle endete.
    Und dort sahen sie ihn.
    Hiawatha, den rothäutigen Schamanen und Hüter des Verlorenen
Tales. Des Tales, das unter dem Einfluss des Großen Geistes, den Azaa immer
ehrfürchtig Manitou genannte hatte, stehen sollte. Hiawatha saß im
Schneidersitz an einem Feuer. Hinter ihm erhob sich im spitzen Dreieck ein Zelt
aus einem dicken stoffähnlichen Material, das mit bunten Ornamenten verziert
war. Hiawathas Blick richtete sich abwesend in die Ferne. Dabei bewegte sich
sein Mund. Tonlos, als führe er ein stummes Selbstgespräch. Dann drehte sich
sein Kopf im Zeitlupentempo herum. In die Richtung, aus der die Freunde kamen.
Sein Blick suchte die Anhöhe ab. Als ob er sie schon erwartet hätte.
    Oder wartete er nur auf Barb?
    Die war unruhiger denn je. Fuchtelte mit der Hand durch die Luft
und deutete auf die

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