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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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eingeschlafen.
    „Die macht es sich einfach. Hängt sich an die Decke und schläft.”
Dahsani lachte, und die Freunde stimmten in das fröhliche Gelächter ein.
    Vor der Höhle wartete Winterdonner ungeduldig auf sie. Sein
dunkelglänzendes Haar wehte in der leichten Brise. So als zupften verspielte
Kinderhände daran. Die Welt war in warmen Sonnenschein gehüllt. Doch die Luft
roch nach Regen. Saha streckte sich. Sie war voller Tatendrang. Den konnte auch
Winterdonners finsterer Gesichtsausdruck nicht schmälern.
    Hiawathas Sohn hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er es für
keine gute Idee hielt, Saha und ihre Freunde durch das Verlorene Tal zu führen.
Seit sie bei Hiawatha aufgetaucht waren, hatte sich Winterdonner ihnen
gegenüber äußerst abweisend verhalten. Sein Blick verfolgte sie, wohin auch
immer sie gingen. Saha fragte sich, ob er etwas zu verbergen hatte, oder ob er
der Ansicht war, es drohe von ihnen Gefahr. Nach einiger Überlegung tippte sie
auf Letzteres. Und das wiederum brachte eine neue Fragen in ihr auf. Wieso
flößten sie Winterdonner solches Unbehagen ein?
     

     
    Das Indianerdorf lag in einer sanften Senke. Sie erreichten es
nach vier Tagesmärschen. Symmetrisch angeordnete Zelte bildeten den Kern. Doch
etwas Anderes zog Sahas Aufmerksamkeit auf sich. Ein aus Holzgestänge
gefertigtes Gatter bot Geschöpfen Platz, die sie noch nie in ihrem Leben
gesehen hatten. Die zotteligen Mähnen der Tiere flatterten im Wind. Ebenso die
langen Schweife. Unruhig zogen sie ihre Kreise und wieherten leise. Stampften
mit den Hufen, als ob sie den Boden festtreten wollten. Von ihnen ging eine
ungeheure Wildheit und Energie aus. Sie standen nicht eine Sekunde still und
schnaubten mit ihren Nüstern zornige Lieder.
    Winterdonner lächelte, wohl zum ersten Mal, als er Sahas
fragenden Ausdruck in den Augen sah. „Das sind Mustangs”, sagte er stolz.
    „Warum sperrt ihr sie ein und beraubt sie ihrer Freiheit?”,
wollte Shash wissen. Missbilligung klang aus seinen Worten.
    Kasur zischte amüsiert. „Weil sie sich auf ihnen fortbewegen!”
    „Waas?” Shashs Augen wurden kugelrund.
    Kasur richtete sich auf. Ihr Oberkörper schlängelte sich
senkrecht in die Luft und schwankte leicht im Wind. „Sie sitzen auf dem Rücken
der Mustangs und reiten über die Prärie. Immerhin müssen sie jagen und ihre
Familien ernähren. Sie ...”
    „Das ist Freiheitsberaubung!”, erboste sich Shash. „Ich fasse es
nicht, wozu Menschen fähig sind.”
    Saha fragte sich, warum sich der gutmütige Bär so aufregte. Und
sie wunderte sich, warum sie das Schicksal der eingesperrten Tiere so kalt
ließ. Im Gegenteil, sie sah nur den Nutzen, den das rote Volk aus deren Haltung
zog. Saha hörte Winterdonners Stimme wie durch eine Nebelwand. Lauschte ihr nur
halbherzig. Er sprach eifrig auf Barb ein. Weihte sie in die Arbeit des roten
Volkes ein. Erklärte ihr, wie es Holz sammelte, Nahrungsmittel anpflanzte,
erntete und den Widrigkeiten der Natur trotzte. Prahlte damit, wie sie Dämme
errichteten und Bewässerungsgräben aushoben. Wie ihre Frauen Maisbrote
zubereiteten, Tongefäße schufen und Kleider aus den gegerbten Häuten der
erlegten Tiere nähten.
    „Na toll”, brummte Shash. „Eine sehr beruhigende Aussicht, nicht
nur über ihrem Feuer zu braten, sondern auch noch in die Wiederverwertung zu
gelangen.”
    „Wenn du wie sie nackt geboren wärst”, hielt Kasur ihm entgegen,
„würdest du auch nach einem warmen Pelz Ausschau halten, der dich in den kalten
Wintertagen wärmt.”
    „Kasur hat Recht.” Hazee lachte. Das Eichhörnchen war immer noch
das munterste Mitglied der kleinen Gruppe. „Und du bist auch nicht unbedingt
nur ein Beerenfresser. Wenn ich da an den dicken Fisch denke, den du gestern in
dich rein geschlungen hast.” Sie schüttelte sich theatralisch, fühlte aber
immer noch Bewunderung bei dem Gedanken, wie geschickt sich Shash trotz seines
plumpen Körpers beim Angeln angestellt hatte. Überhaupt war der Bär ein
interessanter Geselle. Er war ein Allesfresser. Ob Blätter, Gemüse oder
Fleisch, er schlang alles in sich hinein. Besonders Lachs naschte er gerne. Für
ihn war der Fisch ein besonderer Leckerbissen. Ein weiterer beachtlicher
Charakterzug des gutmütigen Gesellen war seine unglaubliche Neugier. Er
beobachtete alles, was sich bewegte. Legte sich sogar manchmal regelrecht auf
die Lauer und beäugte sein Umfeld. Was ihm den Spitznamen der Detektiv eingehandelt hatte. Ihm entging nichts.

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