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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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aber
dennoch kannte. Dunkles Gurren hinter ihr stimmte mit ein. Uhura saß genau auf
dem Felsen, auf dem Saha in der Vision gesessen und von dem aus sie Barb
beobachtet hatte.
    Die Eule verstummte wieder. Mondlicht fiel auf ihr herzförmiges Gesicht
und ihr schönes, blaugrau gesprenkeltes Federkleid. Uhura war und blieb ein
Nachttier. Und der Mond, der mit vollem, runden Gesicht am Himmel erstrahlte,
machte sie munter.
    „Hu-u, hu-uuuuuuuu”, entfloh es wieder ihrer Kehle.
    Saha erschauerte. Noch immer verspürte sie gewissen Grusel, wenn
Uhuras nächtlicher Ruf erklang.
    Die Ohren der Eule richteten sich auf, und ihr Kopf ruckte herum.
Ihr ausgezeichnetes Gehör nahm jedes auch noch so leise Geräusch wahr. Auch
Saha hörte es im Unterholz rascheln und fiepen. Eine Maus, deren Leben bald
beendet sein würde! Saha spürte Uhuras rasche Bewegung, bevor sie diese
wahrnahm, und schloss die Augen. Sie wusste, was nun folgen würde. Seit sie
sich verwandelte, gelang es ihr nicht mehr, die Eule beim Jagen zu beobachten.
Der Anblick schraubte ihr jedes Mal den Magen hoch. Eine der vielen
Veränderungen, denen sich Saha unterwerfen musste, und die ihr noch Furcht
bereiteten. Sie hörte, wie Uhura die Maus schlug und verzehrte. Saha verbarg
ihr Gesicht in den Händen. Sie konnte den Ekel kaum beherrschen, wäre am
liebsten aufgesprungen und hätte Uhura zurückgelassen. Doch sie hatte unzählige
Fragen an die Eule. So wartete sie geduldig, bis die Geräusche verstummten.
    Saha ließ vorsichtig die Hände sinken und sah die Eule an. Uhura
erwiderte einen Moment lang durchdringend den Blick. Dann plusterte sie in
aller Seelenruhe das Gefieder auf.
    „Kannst du mir mehr über die Dritte Welt erzählen, Uhura?”,
fragte Saha ungeduldig.
    „Was willst du wissen?”
    Saha prustete empört. „Wenn ich das wüsste, würde ich dich nicht
fragen. Hier ist alles so ... so anders. Anders, als ich es mir vorgestellt
habe. So verworren.”
    „Du bist manchmal dumm wie ein Pavian.” Uhura kicherte.
    Saha riss empört die Augen auf. Solche Worte war sie von der Eule
nicht gewöhnt. Sie drückte sich sonst viel gewählter aus.
    Und schon wurde Uhura auch wieder ernster und sprach weiter. „Es
ist alles sehr einfach. Wir sind hier im Tal der Toten, den Ewigen Jagdgründen
des roten Volkes. Hier leben ihre Seelen weiter. Beeinflussen das künftige
Leben. Den kommenden Lebenszyklus. Ist dir nicht aufgefallen, dass in der Natur
alles rund ist? Der Kreis – der Zyklus – ist heilig. Er versinnbildlicht unsere
Reise. Von der Geburt zum Tod bis hin zur Wiedergeburt. Und so ist es allmählich
Zeit für die Erneuerung der Erde. Unserer gemeinsamen Mutter. Es ist Zeit, sie
mit neuem Leben und Wachstum zu erfüllen. Es gab eine Himmelsfrau, die die
Geschehnisse auf der Erde beobachtet hat. Sie war machtlos gegen die Dummheit
der Menschen und musste einsehen, dass der Untergang der Erde unumgänglich war.
Aber mittlerweile fühlt sie sich einsam dort unten. Ihr fehlen die Menschen und
Tiere. Es ist an der Zeit ...” Uhura verstummte. Als sie Sahas enttäuschten
Gesichtsausdruck sah, lächelte sie. „Du wirst es noch früh genug erfahren, mein
Kind”, sagte sie. „Und nun lass uns zurück in das Dorf gehen!”
     

     
    Hiawatha hatte die Angewohnheit, Saha so zu mustern, dass sie
sich wie ein aufgespießter Schmetterling vorkam. Seine Augen versanken wie
scharfe Angelhaken in ihren. Aber dieses Mal hatte sie es verdient. Ungeduldig
hatte sie ihn immer und immer wieder aufgefordert, ihnen endlich den weißen
Magier vorzustellen. Ihnen endlich zu sagen, wo sich der geheimnisumwitterte
Schamane der Rasse aufhielt, zu deren Ersten Frau sie sich wandelte.
    „Wann führst du uns zu dem anderen Schamanen, Hiawatha?”, drängte
sie erneut.
    „Ihr müsst noch so viel lernen”, hielt Hiawatha ihr mit heiserer
Stimme entgegen. „Vor allem Geduld. Aber auch das Wesentliche, worauf es ankommt.
Das uralte Erbe der Toten an die Lebenden wartet auf euch!”
    Saha lief bei seinen Worten ein eiskalter Schauer über den
Rücken. Ein klagender Windhauch streifte sie. Wisperte wie eine gefangene
Seele: Komm zu mir! Komm zu mir! Saha schüttelte unwillig den Kopf. Was
sollte das? Aber hatte Hiawatha nicht von einem Erbe der Toten gesprochen, das
es anzutreten galt?
    Hiawatha schien Sahas Gedanken zu lesen. Er erhob sich, klopfte
seine an den Knien ausgebeulte Lederhose ab und gab den Freunden ein Zeichen. Dann
nickte er Saha wohlwollend zu. „Du hast

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