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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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um seine Augen vertieften sich zu einem wahren Labyrinth. „Es gibt im
Verlorenen Tal noch einen weißen Schamanen, einen weißen Magier.” Ein heiteres
Lächeln grub sich in sein Gesicht ein. „Wir beide sind hier im Reich der Ahnen
Freunde und geistig Vertraute zugleich.”
    Saha öffnete den Mund, um ungeduldig zu fragen, wann sie den
weißen Magier endlich zu Gesicht bekämen, als Hiawatha ihr zuvorkam. „Wartet
ab. Ihr werdet überrascht sein ...” Er kicherte wie ein übermütiger Gnom und
rieb sich die knochigen Hände. „Auf euch wird noch so manche Überraschung
warten. Immerhin hat es nicht nur das rote und das weiße Volk gegeben. Der
Schöpfer hat aus den vier Erdfarben die Ur-Rassen erschaffen. Die gelbe, rote,
weiße und schwarze!”
    Ishtar zischte erregt. Saha spürte, wie sich sein Körper neben
ihr verkrampfte und wieder entspannte. Das geschah immer, wenn er aufgeregt
war. Aber auch sie musste erst einmal die Nachricht verarbeiten, dass es auf
der Erde vier Rassen gegeben hatte.
     

     
    Saha und ihre Freunde hatten sich noch lange unterhalten und sich
vorgestellt, wie wohl die vier Rassen ausgesehen haben mochten. Doch viel mehr
noch beschäftigte sie alle das bevorstehende Pow Wow. Das große Stammestreffen,
zu dem alle Bewohner des Verlorenen Tales erscheinen sollten.
    Bereits im Morgengrauen herrschte in dem kleinen Dorf helle
Aufregung und emsige Betriebsamkeit. Aus allen Richtungen strömten rothäutige
Menschen herbei. Selbst die Kleinsten trugen farbenfrohe Trachten und
geflochtene Zöpfe mit bunten Bändern. Für Saha und ihre Freunde, die das
Schauspiel stumm verfolgten, war das ein bedeutsamer Anblick.
    „Ich bin schon gespannt, was alles passieren wird”, flüsterte
Saha aufgeregt. „Immerhin soll das Pow Wow eines der größten Ereignisse sein.”
    Ishtar lächelte gutmütig. Sahas Ungeduld hatte ihn noch nie aus
der Fassung gebracht. Ganz im Gegenteil. Nichts lockte ihn mehr aus seinem
seelischen Schneckenhaus hervor als ihre ungezügelte Art. Sie war der perfekte
Gegensatz, den er benötigte, um nicht völlig in seinem eigenen Ich zu
versinken. Um sich nicht gänzlich der Welt zu verschließen.
    Shash und Dahsani schwatzten wild auf Kasur ein. Die Schlange
trug einen bornierten Gesichtsausdruck zur Schau. Das Thema schien ihr nicht
sonderlich zu gefallen. Uhura hingegen flatterte wie ein aufgescheuchtes Huhn
durch die Gegend. Maiitsoh schritt würdevoll vor der kleinen Gruppe abseits des
Trubels auf und ab. Nur Hazee war still wie nie. Sie saß auf einem Stein und
putzte sich geistesabwesend. Das Pow Wow schien sie nicht zu interessieren.
    Das machte Saha stutzig.
    Immerhin war Hazee sonst für jeden Streich und jedes Vergnügen zu
haben. Daher wunderte sie sich über die ungerührte Miene des Eichhörnchens.
Aber der Trubel und die gute Laune, welche die Ankömmlinge verbreiteten,
schwemmten den Gedanken fort.
    Der Grastanz bildete den Auftakt des festlichen Beisammenseins.
Die Stände der Händler, die Silberschmuck, Pfeil und Bogen, Perlenstickereien,
aber auch traditionelle Speisen anboten, rahmten den Tanzplatz ein. Dort
bewegten sich reich geschmückte Gestalten in rituellen Tänzen. Viele trugen
Kostüme mit Fransen aus Garn, die das lange Gras darstellen sollten. Die Tänzer
wiegten ihre Körper – die Bewegung des Grases im Wind nachahmend – hin und her.
    Nachdem sie einige Zeit zugesehen hatten, nahmen Saha und ihre
Freunde am Feuer Platz. Hiawatha öffnete einige Beutel, die vor ihm lagen. Saha
konnte nicht widerstehen und beugte sich neugierig vor. Sie sah getrocknete
Peyoteköpfe und dachte daran, was sie von deren halluzinogenen Wirkung gehört
hatte. Hiawatha hatte ihnen erzählt, dass die Halluzinationen Formen von
Farbversionen annahmen und wundervolle Muster in den Geist zauberten. Dass der
rituelle Gebrauch von Peyote einer Religion gleichkam. Dass es auf diesem Weg
möglich war, dem Großen Geist nah zu sein.
    Hiawatha reichte mit ernster Miene die rundlichen Kopfteile des
kleinen, dornenlosen Kaktus in Sonnenrichtung herum. Saha nahm eines und brach
es zögernd auf. Entfernte das wattige Innere und schob sich den Rest in den
Mund. Kaute vorsichtig darauf herum.
    „Schmeckt komisch”, hörte sie Barb neben sich sagen.
    Über Winterdonners Gesicht huschte erstmals ein flüchtiges
Lächeln. „Schmeckt beinahe wie Bitterschokolade”, sagte er leise.
    Saha fragte sich, was das wohl war. Sie hatte den Begriff noch
nie gehört. Als Barb dann auch noch

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