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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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abgetrennt.
    „Gertrud, schaffst Du diese Mauer dort vorn?“ forderte Donald mich heraus.
    „Was denkst Du denn?“ einer solchen Aufforderung konnte ich bestimmt nicht widerstehen. Ehrensache, dass ich mit Flora unser Können eindrücklich unter Beweis stellen würde.
    „Lasst doch die Kindereien. Wir wollen nur gemütlich ausreiten.“ versuchte Robert mich von meinem Vorhaben abzubringen. Ich hatte mich für einen Waffenstillstand entschieden und nachgegeben, als der Earl of Ayrshire mir das Du angeboten hatte.
    Ich nahm Mass und gab Flora die Sporen. Meinen Oberkörper beugte ich nach vorne und verschob den Schwerpunkt leicht nach rechts, um auf dem Damensattel das Gleichgewicht optimal halten zu können. Zwei Meter vor dem Sprung verspannten sich meine Muskeln spürbar und ich hielt die Luft an. War es weise von mir, als ersten Sprung im Damensattel gleich ein festes und erst noch recht hohes Hindernis auszusuchen? Mit meinem üblichen Sattel wäre dies für Flora und mich kein Problem gewesen, schafften wir es auch so? Jetzt war es für einen Rückzieher zu spät. Ich spürte, wie Flora zum Sprung ansetzte und schon segelten wir über die Mauer. Mit einem der Hinterläufe streifte sie die Mauerkrone, landete aber ohne zu stolpern sicher auf der anderen Seite. Sofort verlangsamte ich unseren Trab und hielt schliesslich vollständig an.
    Triumphierend sah ich hinter mich und grinste übers ganze Gesicht. Offensichtlich hatten die beiden Männer sich gestritten. Donalds Gesicht war hochrot und er wirkte zerknirscht, während Roberts Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst waren und seine Augen böse funkelten.
    „Kann mir bitte jemand aus dem Sattel helfen, ich glaube, Flora hat sich am rechten Hinterlauf gestossen. Sie lahmt etwas.“ Ich wollte lieber keine Show wie am Vortag abliefern und zog es vor, mir helfen zu lassen, solange ich noch alle Kleider korrekt anhatte. Noch bevor sich Donald vom Pferd schwingen konnte, umfasste Robert bereits meine Taille. Langsam hob er mich herunter, während er mir eindringlich in die Augen starrte, als wolle er mir eine stumme Botschaft übermitteln.
    Tatsächlich hatte Flora einen Kratzer, der leicht blutete. Nun tat mir mein Stunt wirklich leid. Nie wollte ich mein geliebtes Tier in Gefahr bringen. Ich warf mich weinend um den Hals meiner mutigen Stute und entschuldigte mich schniefend.
    „Komm Gertrud, wir bringen sie zurück in den Stall, damit sie gepflegt werden kann.“
    „Was machst Du denn?“ schrie ich entgeistert, als mich Robert vor sich auf sein Pferd zog.
    „Du wolltest wohl kaum auf der armen Flora zurückreiten.“ Robert zog fragend eine Augenbraue hoch.
    „Ich hätte zurücklaufen können.“ Als ich in Richtung unseres Anwesens blickte, merkte ich, wie weit wir uns davon entfernt hatten und gab mich schliesslich etwas zähneknirschend, aber doch dankbar geschlagen.
    Der Weg zurück beanspruchte viel mehr Zeit, weil wir wegen Floras Verletzung nur langsam vorankamen. Jedes Mal, wenn ich zu meinem humpelnden Pferd sah, kamen mir wieder die Tränen. Was für eine Idiotin ich bloss war! Ich hatte nur an meinen Stolz und überhaupt nicht an Floras Sicherheit gedacht. Erst als Robert mir mit seinem Finger über die Wange strich merkte ich, dass mir Tränen über die Wangen kullerten.
    „Sie erholt sich wieder. Es ist bloss ein kleiner Kratzer. Ich habe eine tolle Salbe, die wirkt Wunder und in wenigen Tagen ist sie wieder die Alte.“
    Dankbar schmiegte ich mich a n Roberts Brust und gab mich für den Moment dem wohlig warmen Gefühl hin, das er in mir auslöste.
     
    ***
     
    Robert hatte Wort gehalten. Die Sonne stand bereits tief am Himmel, als wir zusammen zurück zum Haupthaus gingen. Er hatte mir nicht nur seine Wundersalbe geliehen, er hatte darauf bestanden, sich gleich persönlich um unsere Patientin zu kümmern. Derweil hatte ich sie abgerieben, gestriegelt und getränkt. Als wir endlich aufbrachen, war ich zuversichtlich, dass sie sich bald erholen würde. Für die nächsten Tage allerdings, waren alle Ausritte gestrichen.
    „Ich muss mich fürs Essen umziehen. Das Abendessen will ich keinesfalls verpassen. Bei der ganzen Aufregung, hatte ich heute noch gar keine Zeit, etwas zu essen. Ich bin richtiggehend ausgehungert!“ verabschiedete ich mich von meinem galanten Begleiter.
    Robert nickte zum Abschied vor meiner Zimmertüre und lief weiter. Ich blieb stehen, bis ich gesehen hatte, durch welche Türe er verschwand – er schlief

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