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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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hinein. Mir blieben die Worte, die ich Robert an den Kopf werfen wollte im Halse stecken – das Zimmer war leer. Natürlich standen da ein Bett, eine Kommode und ein Schrank. Auch unterteilte ein Paravent die hintere Ecke vom Rest des Raumes, genau wie in meinem Zimmer. Aber es waren keine Spuren von Robert zurückgeblieben. Ungläubig riss ich die Schranktüren auf und zog alle Schubladen der Kommode heraus – leer.
    Völlig durcheinander ging ich zurück auf mein Zimmer, legte mich ins Bett und als Anna hereinkam, stellte ich mich schlafend. Sie verstand den Wink zum Glück und verschonte mich fürs Abendessen. Offensichtlich war es ihr sogar gelungen, meine Eltern von mir fernzuhalten, denn ich blieb bis am nächsten Morgen mit meinen völlig verwirrten Gedanken alleine im Zimmer zurück.
     
     

 
 
 
 
Kapitel 4
     
    Er war wütend. Dieser Detektiv hatte es tatsächlich geschafft, sich an ihre Fersen zu heften. Es wurde Zeit, persönlich einzugreifen und er wusste auch schon, wie er es anstellen würde.
     
    ***
     
    „Es ist doch noch fast dunkel, lasst mich schlafen.“
    Mutter und Anna hatten sich zu einer Naturgewalt zusammengetan. Sie hatten sich scheinbar vorgenommen, meinen Hochzeitstag und vor allem die Braut perfekt zu machen – dann hatte ich die ganze Szene mit Robert also doch nicht geträumt. Nachdem ich sein leeres Zimmer gesehen hatte, hatte ich nämlich an meinem Verstand zu zweifeln begonnen.
    „Du wirst die bezauberndste Braut sein, die die Welt je gesehen hat.“ schwärmte Mutter und fügte an Anna gerichtet hinzu: „Du musst ein echtes Wunderwerk mit ihren Haaren anstellen. Sie muss aussehen wie eine Königin.“
    Mir war jetzt eh alles egal. Sollten sie mit meinen Haaren anstellen, was sie wollten. Bei den ganzen Vorbereitungen hielt ich den Zettel, den mir Robert zugesteckt hatte, wie ein lieb gewonnener Talisman fest umklammert. Wenigstens war es ihm nicht egal, ob ich mich verletzte. Wenigstens sorgte er sich um meine Gesundheit. Diese positiven Gedanken trugen mich durch den anstrengenden Morgen und liessen mich alles, was die beiden eifrigen Frauen mit mir anstellten, mit einem verträumten Lächeln über mich ergehen.
    Whow, heute war mein Hochzeitstag. Erst seit wenigen Tagen hier und schon bot ich die ultimative Show. Dabei hatte ich doch noch gar nicht zu schauspielern angefangen. Zugegeben, ich hatte mich den veränderten Gegebenheiten angepasst, aber nicht anders als ich es als Lea auch getan hätte. Ich lebte hier einfach mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln und mit den Menschen, die um mich herum waren. Kaum etwas war meinerseits bisher gespielt gewesen. Dazu hatte ich noch gar nicht Zeit gehabt. Stets hatte meine Sorge Flora gegolten, wie es ihr ging und wie es mir gelang, bei ihr zu sein und möglichst oft mit ihr auszureiten – etwas, das eher Lea als Gertrud entsprach. Na ja, inzwischen glaubten die Zuschauer bestimmt, dass Gert rud eine verbissene Reiterin sei, das hatte ich mir selbst eingebrockt. Da Flora aber das Einzige war, das mir von meinen leiblichen Eltern geblieben war und mich stets an die schönen Ausritte mit ihnen erinnerte, war sie so etwas wie der rettende Anker für mich in dieser fremden Welt mit all den unbekannten Gesichtern.
    „Könntest Du bitte aufstehen. Nun wollen wir Dir das Kleid anprobieren.“ Meine Mutter schreckte mich aus meinen Gedanken auf und unse re Blicke trafen sich im Spiegel vor dem ich sass.
    „Anna – was hast Du mit meinen Haaren angestellt? Ich sehe ja aus, wie – “ hier geriet ich ins Stocken und fügte flüsternd hinzu: „Ich sehe wunderschön aus.“ Man konnte deutlich die Ehrfurcht für Annas Kunstgeschick in meiner Stimme mitschwingen hören. Ungestüm erhob ich mich und umarmte die völlig verdatterte Zofe.
    „Komm jetzt, wir wollen sehen, ob das Kleid passt. Wir mussten es auf Deine Grösse kürzen.“
    Irgendwer hatte mir einen weissen Hauch von einem Nichts überlassen. Irgendwer, der offensichtlich grösser war als ich. Kunststück, dachte ich, ich bin bestimmt mit Abstand die Kleinste hier, der Zwerg. Das war ich mir bereits gewohnt. Meist kaufte ich meine Kleider in der Kinderabteilung, weil Damengrössen an mir herunterhingen und alles viel zu lang war. Auch konnte ich meist überall zu Kinderpreisen hingehen. Im Kino hatte es jedenfalls immer geklappt. Aber oft war meine zwergenhafte Gestalt ein Ärgernis. Jetzt zum Beispiel wäre ich gerne eine langbeinige Blondine gewesen, die

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