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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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offenbar nur drei Zimmer weiter. Ich hatte ein flatterndes Gefühl in der Magengegend. So nahe waren wir uns? Ob ich nächste Nacht mit diesem Wissen einschlafen konnte? Was denkst Du Dir dabei nur – er ist ein Schauspieler und sein Interesse an Dir ist rein gespielt. Überleg doch mal, würde ein solcher Mann sich in der echten Welt normalerweise für Dich interessieren? Nie und nimmer. Der würde mich nicht mal bemerken. Ich reichte ihm ja nicht mal bis zu seinen breiten Schultern; er würde ganz einfach über mich hinwegsehen.
    Mit diesen ernüchternden Gedanken liess ich mir von Anna mit der Abendtoilette helfen. Da ich gemäss ihren Worten wie ein ganzer Pferdestall roch, steckte sie mich kurzerhand in die Badewanne. In Gedanken immer noch bei Robert folgte ich geistesabwesend all ihren Befehlen, ohne wirklich bei der Sache zu sein, bis sie mich schliesslich mit Unterrock und Leibchen ans prasselnde Feuer setzte, um meine Haare zu trocknen.
    „Ich frisiere Ihr Haar und helfe Ihnen beim Ankleiden, wenn ich mit der Gräfin fertig bin.“ Mit diesen Worten verliess Anna mein Zimmer.
     
    ***
     
    Das ging aber flott, dachte ich mir, als es kurz darauf an der Türe klopfte.
    „Komm schon rein. Aber mein Haar ist noch nicht trocken.“
    „Kein Problem. Du bist bestimmt auch mit nassen Haaren eine wahre Schönheit.“
    Bei der bekannten dunklen Männerstimme – hatte sie immer schon so verführerisch geklungen? – schnellte ich hoch und musste mich an der Stuhllehne festklammern, damit ich nicht hinfiel.
    „Robert, was machst Du auf meinem Zimmer? Geh raus, das schickt sich nicht.“ drängte ich verlegen.
    „Ich muss mit Dir reden.“ Er liess sich nicht beirren und kam langsam auf mich zu. Ich fühlte mich wie ein Reh vor den Scheinwerfern eines heranbrausenden Autos. Es gab kein Versteck, wo ich mich in Sicherheit bringen konnte.
    „Du musst besser auf Dich aufpassen. Ein solcher Stunt, wie Du ihn heute vollführt hast, könnte böse enden.“
    „Was bist Du nun, meine Mutter?“
    „Hier, ich habe etwas. Lies es, wenn Du alleine bist. Diesen Zettel habe ich von Donald.“ Als er mir das klein gefaltete Pergament überreichte, berührten sich unsere Hände und ein Schauer lief mir den Rücken runter. Erst zitterte ich vor Kälte, dann fühlte ich, wie sich eine wohlige Wärme in meinem Körper ausbreitete. Solche Gefühle waren mir völlig fremd. Was das wohl zu bedeuten hatte. Aber mein Denkvermögen war stark beeinträchtigt, weil Roberts Augen so tief und innig in die meinen blickten und noch bevor mir klar wurde, was auf mich zukam, senkten sich seine Lippen sanft auf die meinen und meine Welt, wie ich sie bisher gekannt hatte, hörte vollends auf zu existieren.
    „Gustav, komm schnell. Da ist ein Mann im Zimmer unserer Tochter – Gustav!“
    Als ich aus meinem Trance-ähnlichen Zustand aufwachte, sah ich meine Eltern im Türrahmen stehen. Dahinter standen offenbar noch zwei andere Gäste und einige Bedienstete, die von Mutters Schreien angelockt worden waren. Vater hatte einen hochroten Kopf, ein klares Zeichen dafür, dass er im Laufschritt angekommen war. Mit empörtem Gesicht schritt er auf uns zu, zog mich von Robert weg und warf theatralisch einen Handschuh zu Boden.
    „Wählen Sie Ihre Waffen!“
    In einer langsamen geschmeidigen Bewegung bückte sich Robert nach dem Handschuh, reicht ihn meinem Vater und sprach mit selbstsicherer Stimme, die ich ihm nach unserem innigen Kuss nicht zugetraut hätte.
    „Werter Graf von und zu Thundorf. Bitte erlauben Sie mir die grosse Ehre, Ihre Tochter Gertrud zu heiraten.“
    Vater war offensichtlich sprachlos ob dieser Wendung des Geschehens. Dieses Gefühl konnte ich bestens nachempfinden, schien ich doch selbst zu Salzsäule erstarrt.
    „Das ist ja wunderbar.“ Mutter hatte offensichtlich keine solchen Probleme. Sie kam auf uns zugeeilt und nahm Roberts Hände in die ihren.
    „Nun heiratet meine Tochter wieder einen Engländer.“
    „Ich bin Schotte.“ erwiderte dieser trocken.
    „Papperlapapp – ein englischsprechender Graf ist tausendmal besser, als was zuhause auf sie warten würde. Hundert Lords in Deiner Heimat“ ihr kurzer Blick zu meinem Vater bestätigte, dass sie die deutschsprachigen Hoheiten meinte, „sind nicht einer von unseren wert.“
    „Du beleidigst mich, Frau.“
    „Aber Liebling, Du bist doch die löbliche Ausnahme!“ beschwichtigte sie ihn. „Nun sag dem Earl schon zu. Es war immer mein Wunsch, unsere Gertrud auf

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