Regenprinzessin (German Edition)
ihre wiederhallenden Schritte verstummten.
Der Geruch von Rosen stieg mir in die Nase. Normalerweise hätte es mich gefreut, doch nicht bei diesen speziellen Blumen. Ihr Geruch reizte meinen flauen Magen. Ich hatte fast zwei Tage nichts gegessen, es war zu viel passiert. Mir wurde immer noch gelegentlich übel und das obwohl ich nach meinen Berechnungen ungefähr in der fünfzehnten Woche meiner Schwangerschaft sein musste. Zuvor war ich davon ausgegangen, dass die Übelkeit nach wenigen Wochen verschwinden würde. Aus Erzählungen wusste ich, dass es bei den meisten auch so war. Natürlich gab es für alles Ausnahmen, auch das wusste ich und schnaubte ärgerlich, dass ich dazu gehörte.
Wütend drehte ich meinen Kopf nach rechts und sah die Blüten in ihrer ganzen Pracht im Sonnenschein funkeln.
So voll und wunderschön wie sie waren, kam es mir vor, als wollten sie mich verspotten. Auch wenn ich das Verhalten meines Vaters zu meinen Gunsten drehen wollte, ärgerte mich seine Reaktion nach wie vor maßlos.
Die Blumen waren eine Lüge. Sie standen nicht für die Liebe meines Vaters zu mir. Sie standen für gar nichts.
Diese Erkenntnis traf mich hart und ich wurde zornig. Von jetzt an handelte ich instinktiv. Nachdem ich meine Gabe ausgestreckt und den regelrechten Rosenwald abgetastet hatte, stellte ich zufrieden fest, dass sich dort niemand befand.
Ich begann oben und ganz langsam. Auf den ersten Blick sah man die eintretende Veränderung nur, wenn man genau hinsah. Zwar hätte ich den kompletten Garten innerhalb eines Blinzelns auslöschen können, aber das war es nicht, was ich wollte. Abermals hinterließ ich mit meiner Gabe eine Botschaft.
Erschrocken keuchte Sara hinter mir auf. Sie hatte gemerkt was vor sich ging. Ich drehte mich nicht zu ihr um. Ihren Gesichtsausdruck konnte ich auch so genau vor mir sehen, erst Überraschung, dann in sich umschlagendes Entsetzen.
Ihre Reaktion ließ mich mit dem Mundwinkel zucken, fast hätte ich zufrieden gelächelt.
Mittlerweile hatte ich das obere Drittel der Blumen ausgetrocknet und sie so jeglicher Farbe und Pracht beraubt. Sobald ich mit ihnen fertig war, blieb nur braunes, dorniges Gestrüpp zurück. Ich wanderte tiefer und ließ das austretende Wasser zum Boden hin abfließen.
Aus den Augenwinkeln sah ich eine der Wäscherinnen mit einem großen Korb, der bis zum Rand mit weißer Wäsche gefüllt war, auf uns zu kommen. Abrupt blieb sie stehen und sah in dieselbe Richtung wie wir. Fassungslos glitt ihr der Korb aus der Hand und sie stieß einen spitzen Schrei aus. Sie starrte mich an, es war mir nur recht und ich lächelte ein böses Grinsen.
Die Rosen waren nun komplett vertrocknet. Die Wäscherin lief panisch davon. Die weißen Laken lagen vergessen auf dem Weg und blähten sich im Wind auf. Sara rührte sich auch jetzt nicht.
Zwar hatte ich die Blumen zerstört, doch es befriedigte mich noch nicht vollständig. Ich wünschte mir, dass niemals wieder etwas auf diesem Flecken Erde wuchs. Also spannte ich meine Macht auch über den darunter befindlichen Boden aus und entwässerte diesen ebenso. Das freigesetzte Wasser ließ ich über den Weg und auf die Wiese auf der anderen Seite fließen.
Zufrieden zog ich meine Magie zurück und lächelte breit. Ohne zu zögern stolzierte ich durch die Wasserlache weiter in Richtung Innenhof. Einen Moment später setzte sich auch Sara wieder in Bewegung. Ihre Füße tapsten vorsichtig durch das Wasser.
Natürlich wusste ich, dass die vertrocknete Erde beim nächsten Regen wieder gewässert werden würde, doch es war mir einerlei. Im Moment hatte ich mein Ziel erreicht. Ich trat in den nächsten Flügel des Schlosses ein und bemerkte erst jetzt meine weiteren Zuschauer. Sie wichen noch weiter in den Schatten und drückten sich an die Wand. Erhobenen Hauptes ging ich an ihnen vorbei und lächelte verstohlen über meinen gelungenen Aufbruch aus dieser Scheinwelt. Ich hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen, der sich rasch in Schloss und Stadt verbreiten würde.
Wir erreichten den Schlosshof, aber ich zögerte hinaus ins Licht zu treten. Wie so oft, verschaffte ich mir zunächst einen Einblick auf das, was mich erwarten würde. Es stand nicht die übliche Kutsche dort, sondern eine andere, größere, die von meiner Familie zum Reisen genutzt wurde. Sie war beladen mit meinen Truhen und auch noch anderem Gepäck, das nicht mir gehörte.
Auf dem Hof herrschte reger Betrieb überall sah man Männer und Pferde, die
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