Regenprinzessin (German Edition)
meinen schützenden Kokon teilen zu müssen, sodass ich am liebsten selbst geritten wäre, doch das war vermutlich keine gute Idee im Augenblick. Ich war noch nicht vollends davon überzeugt, dass die Schwangerschaft sicher war und ich das Kind durch den ganzen Stress und Ärger nicht vielleicht noch verlieren könnte.
Das war das letzte, was ich wollte, trotz der Unangenehmlichkeiten fühlte es sich außerordentlich gut an Vans Kind zu tragen.
Die letzten Vorkehrungen wurden getroffen und wir brachen auf.
Vertrauen
Es lag schon einige Jahre zurück seitdem ich das letzte Mal in der kleinen Villa am Waldrand gewesen war. Sonst ein Ort der Ruhe, kam es mir heute wie ein Gefängnis vor.
Die gelb verputzten Wände hoben sich deutlich von dem dunkleren Hintergrund, den die Bäume des Waldes bildeten, ab.
Das Grundstück lag abgelegen von einer kleineren Stadt. Von hier aus war sie jedoch nicht zu sehen, sie lag hinter den westlichen Hügeln über die sich die Straße schlängelte. Wir bogen auf den Weg, der zu meinem künftigen Aufenthaltsort führte. Es widerstrebte mir, es Zuhause zu nennen, da ich nicht vor hatte, lange hier auszuharren. Ich fühlte mich heimatlos, weil mein Vater mich aus meinem alten Heim vertrieben hatte. Auch Gorania hatte dadurch seine Bedeutung verloren. An diesem Ort gab es nichts mehr für mich.
Das Gelände war mit schweren Eisenstreben umzäunt. Die einzige Lücke bildeten die beiden großen Torflügel. Sie waren bereits geöffnet und an jeder Seite stand ein Bediensteter, bereit sie zu schließen, sobald wir sie passiert hätten. Das hieß, wir wurden bereits erwartet, hätte ich mir denken können. Natürlich hatte mein Vater uns Boten vorausgeschickt, die das Personal vorwarnen sollten, sodass alles für unsere Ankunft bereit wäre.
Unsere kleine Kolonne erreichte das Grundstück und der Kies knirschte unter den beschlagenen Hufen der Pferde. Die Kutsche fuhr vor und hielt direkt vor dem Eingang des Gebäudes, schon griff ich nach der Türklinke. Ich musste dringend hier raus. Weg von diesen beiden Frauen, deren Gegenwart mir überhaupt nicht behagte.
Mein Griff ging ins Leere. Schwungvoll wurde die Tür von außen aufgezogen. Einer der Diener stand dort und lächelte zu mir hoch, es wirkte verkrampft. Ich stieg die Stufen hinunter und bahnte mir einen Weg durch das wartende Personal. Sie sahen verunsichert aus, vermutlich wunderten sie sich über den plötzlichen Besuch.
Bevor jemand auf die Idee kam mich anzusprechen, marschierte ich an ihnen vorbei nach drinnen. Ich achtete kaum auf meine Umgebung, hatte nur mein Ziel vor Augen: Das Zimmer in dem ich für gewöhnlich wohnte. So selten wie nie sehnte ich mich nach Einsamkeit. Ich war es leid von allen angestarrt zu werden. Meine Schritte hallten durch die Eingangshalle und erzeugten ein schwaches Echo bei jedem Mal, wenn einer meiner Absätze auf die hellen Marmorfließen knallte.
Auf dem ersten Treppenabsatz hielt ich inne und schaute zur Decke, die so weit über mir zu liegen schien. Eine detailreiche Schlachtenszene zierte den steinernen Himmel über mir. Es war eine Darstellung des großen Krieges mit dem Festland, der mittlerweile Jahrhunderte zurück lag.
Aus dieser Zeit waren uns nur Mythen geblieben, sämtliche Aufzeichnungen waren vernichtet und längst konnte hier niemand mehr genau sagen worum es in diesem Konflikt ging. Dieses Wissen war mit den Generationen immer mehr in Vergessenheit geraten.
Geräusche wehten von der doppelflügeligen Eingangstür zu mir und ich senkte meinen Blick von der Malerei. Meine Habseligkeiten wurden bereits abgeladen und soeben trugen Bedienstete die ersten Truhen herein.
Ich hatte wenig Lust ihnen im Weg zu stehen und setzte meinen Weg fort. Ich raffte meine Röcke und stieg die breite Treppe zu der die beiden unteren oval geschwungenen Treppen führten empor.
Mein Zimmer lag sehr zentral, es war die nächste Tür rechts von der größten in der Mitte, hinter der das Zimmer meines Vaters lag. Verglichen mit dem Schloss in Gorania war diese Villa winzig, nicht einmal annähernd so groß wie einer der drei Hauptflügel. Von daher musste jedem ein Zimmer genügen, damit genug Platz für Personal und Gäste blieb.
Zielstrebig öffnete ich meine Tür und blieb im Rahmen stehen. Mein Blick huschte durch das Zimmer. Das Bett sah aus als sei es frisch bezogen worden. Es war in aller Eile geschehen, an einer Ecke war das Laken nicht richtig gefaltet und stand hervor. Ein
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