Regenprinzessin (German Edition)
einigen Lärm machten. Ich konzentrierte mich auf die Gesichter und hoffte auf bekannte zu treffen.
Asant stand nah bei der Kutsche und rief Befehle, zwar hatte er mir den Rücken zugewandt, dennoch erkannte ich ihn. Neben ihm stand Sartes und musterte das Geschehen mit mürrischer Miene. Etwas weiter entfernt entdeckte ich Menortus, der sein Pferd am Zügel hielt und noch finsterer dreinblickte. Es sah tatsächlich so aus als würde er uns begleiten. Aber das konnte doch unmöglich sein, immerhin war er der Leibwächter meines Vaters.
Es waren die einzigen, die mir mehr als nur flüchtig bekannt waren. Außer diesen dreien waren noch geschätzte zweidutzend andere Männer auf dem Platz, die den Aufbruch vorbereiteten. Davon einige Pagen, aber noch mehr Ritter aus unteren Garden.
Mir wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Wo zum Henker steckte Van? Dass er nicht dabei war, konnte nur bedeuten, dass Vater ihm nicht mehr traute, was mich betraf. Das warf meine ganzen Pläne über den Haufen. Panik machte sich in mir breit. Was sollte ich jetzt nur tun? Vorsichtig spähte ich herüber zum Hauptgebäude. Dort standen mein Vater und meine Schwestern, die ihn zu beiden Seiten flankierten. Grenadine sah unglücklich aus. Mein Vater und Gisell waren verschlossen und nicht zu deuten.
Abermals schaute ich mir den Platz genau an, in der Hoffnung Van beim ersten Mal lediglich übersehen zu haben.
Nichts, er war nirgends zu sehen. Ich musste mich mit aller Macht beherrschen, um nicht gequält aufzustöhnen.
Ein Geräusch weckte meine Aufmerksamkeit und ich schaute in die Richtung, aus der es gekommen war. Die Stalltür war geräuschvoll aufgestoßen worden. Gebannt sah ich zu, wer herauskäme und schon sah ich einen Pferdekopf der mir mehr als bekannt war. Vor Erleichterung schlug mein Herz schneller und nun trat auch Van hinter Lian heraus und führte auch Tinka am Zügel.
Ich hielt das Lächeln zurück, das sich auf meinem Gesicht ausbreiten wollte und versuchte möglichst betrübt auszusehen.
Mit gerecktem Haupt und leicht hoch gezogenen Schultern trat ich nun endlich aus den Schatten heraus. Die Betriebsamkeit stoppte für einen Moment und ich hatte die allgemeine Aufmerksamkeit inne. Ich starrte stur geradeaus und hielt auf die Tür der Kutsche zu. Sie stand bereits offen und ich stieg die wenigen Stufen empor, zog den Kopf ein und kletterte hinein.
Ich richtete mich auf und wollte mich setzen, da bemerkte ich plötzlich, dass ich nicht allein hier drinnen war. Vor Schreck zuckte ich zurück und spähte in das schummerige Licht, das durch die Vorhänge fiel. Auf der linken Bank saß eine Frau, die mich skeptisch musterte. Ihr dunkles Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Ein lockerer Knoten hielt es im Nacken zusammen. Im Sitzen konnte ich es zwar schlecht einschätzen, doch sie schien ein ganzes Stück kleiner als ich zu sein, war jedoch kräftig gebaut. Sie trug ein schlichtes Kleid und machte einen gepflegten Eindruck. Ich hatte sie noch nie gesehen und konnte mir nicht erklären, was sie hier machte.
„Wer seid Ihr?“, flüsterte ich.
Die Fremde nickte mir zu. „Mein Name ist Morena.“
„Und was tut Ihr hier?“
„Ich werde Euch natürlich begleiten, Majestät.“, sagte sie in einem Tonfall als sei es das Selbstverständlichste der Welt.
„Und wozu?“, fragte ich vorsichtig. War Vater etwa der Meinung ich hätte wie als Kind eine Gouvernante nötig?
„Ich bin Hebamme.“, sagte sie schlicht.
Diese Antwort verschlug mir den Atem und ich brauchte einen Moment, um mich zu fassen. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte.
Schließlich setzte ich mich auf die andere Bank, so weit wie es ging von dieser Frau weg und schwieg. Morena war mir nicht sonderlich sympathisch, obwohl wir uns gerade einmal vorgestellt hatten, kam es mir so vor als könnte sie mich nicht leiden.
Langsam stieg nun auch Sara in die Kutsche. Ich hatte die ganze Zeit den Weg versperrt. Sie setzte sich mir gegenüber, rückte jedoch noch etwas weiter in die Mitte der Bank und senkte den Kopf.
Also hatte sie gewusst, dass wir nicht die einzigen in der Kutsche waren, sonst hätte sie sich vorgestellt. Sara war zwar verräterisch und verlogen, aber trotz alledem höflich.
Die Versuchung hinaus zu meiner Familie zu sehen war groß, doch ich beschwor mich, es nicht zu tun. Ohne hinzusehen, ergriff ich den Vorhang an meinem Fenster und riss ihn ruckartig zu.
Gleich fühlte ich mich wohler. Allerdings gefiel es mir nicht
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