Regenprinzessin (German Edition)
ihr befassen.
Sara rührte sich noch immer nicht. Also ging ich zu ihr und nahm ihr meine Wäsche aus dem Arm, um sie selbst in die Truhe zu legen.
„Nun geh schon.“, sagte ich mürrisch. Sie nickte zögerlich und endlich trollte sie sich. Nachdem sie gegangen war, schloss ich die Tür hinter ihr und eilte ins Schlafzimmer.
Die große abschließbare Truhe am Fußende meines Bettes stand offen, war aber zum Glück noch leer. Ich zog die Schubladen meines Nachtschränkchens auf und entleerte sie auf dem Bett. Meine wichtigsten Sachen befanden sich in ihnen und ich nahm sie restlos mit.
Darunter befanden sich mein reich bestickter Geldbeutel, die Kassette mit meiner restlichen Barschaft, ein Großteil meines Schmucks sowie andere Kleinigkeiten, an denen ich hing. Am wichtigsten war jedoch das Geld, das würden wir dringend brauchen. Ich grübelte darüber nach, ob ich an noch mehr kommen könnte. Sicher würden die gut hundert Goldstücke und fast noch einmal so viele Silbermünzen, die ich haben musste, reichen. Die meisten Menschen schafften es mit weit weniger durchs gesamte Leben. Trotzdem wollte ich auf Nummer sicher gehen.
Ohne Vater zu fragen, sah ich im Moment jedoch keine Möglichkeit an weiteres Geld zu kommen. Ich legte die Dinge aus meinem Nachttisch in die Truhe. Bei dem goldenen Handspiegel zögerte ich, sobald er mein Gesicht zurückwarf.
Meine Hand zuckte zurück, als ich meine aufgeplatzte Lippe und die geschwollene Gesichtshälfte sah.
Ich wickelte den Spiegel in ein Tuch. Ich wollte das Bild, das er mir zeigte nicht länger sehen. Dann legte ich ihn zu den anderen Dingen in die Truhe und machte mich an meinem Kleiderschrank zu schaffen. Ich zog meine Reitkleidung hervor und ebenso einen Reiseumhang. Irgendwo hier unten musste sich doch auch noch ein alter Rucksack finden lassen.
Und tatsächlich, in der hintersten Ecke fand ich meinen Rucksack, den ich seit Jahren nicht zu Gesicht bekommen hatte. Ich suchte noch einige leichte Kleider heraus in denen ich mich gut bewegen konnte und verstaute auch sie in der Truhe.
Ich überlegte, auf was ich nicht verzichten konnte und was wir brauchen könnten, als ich ein Klopfen hörte. Überrascht drehte ich mich um. Grenadine stand in der Tür und hatte gegen den Rahmen geklopft.
„Wie ist es gelaufen?“, fragte sie mich mit gerunzelter Stirn und sah sich um. „Sag mal, hast du vor, zu verreisen oder was wird hier gespielt?“
„Vater verbannt mich sozusagen.“
„Er tut was? Ist das dein Ernst?“
Ich erhob mich vom Boden und ging ein paar Schritte auf meine Schwester zu.
„Nun, er nennt es Genesung auf dem Land. Er will die Schwangerschaft vertuschen und schickt mich weg.“
„Und was jetzt?“
„Packe ich meine Sachen und werde gehen. Was sollte ich sonst auch machen?“ Ich versuchte möglichst gleichgültig zu klingen, obwohl ich innerlich zum Zerreißen gespannt war und schnell weiter packen wollte.
„Oh, das tut mir so leid. Ich hatte wirklich für dich gehofft, dass er seine Meinung ändern würde.“ Grenadine wirkte ehrlich betroffen.
„Hat er leider nicht, das hat er deutlich gemacht.“
„Was hat er denn gesagt?“
„Er hat unter anderem meine Schwangerschaft als Krankheit bezeichnet.“
Grenadine hob sich erschrocken die Hand vor den Mund.
„Wie konnte er nur?“ Sie schien keine Antwort zu erwarten, da sie fortfuhr. „Wann brichst du auf?“
„Noch heute.“
Grenadine überlegte einen Moment. „Wenn du etwas brauchst oder ich dir helfen kann, dann sag es mir.“
Das war doch die Gelegenheit. „Nun ja, da gibt es wirklich etwas, aber ich weiß nicht, ob ich dich darum bitten kann.“
„Alles was du willst.“
„Ich habe kaum noch Geld übrig und es fühlt sich so seltsam an ohne welches auf Reisen zu gehen. Allerdings möchte ich Vater nicht danach fragen und jetzt habe ich ein kleines Dilemma.“, sagte ich seufzend.
Mein Gewissen meldete sich, da ich meine Schwester bat meine Flucht zu finanzieren. Ich versuchte das mulmige Gefühl beiseite zu schieben.
Grenadine strahlte mich an. „Wenn es nur das ist. Ich habe noch einiges. Ich gehe es schnell holen.“
Sie wirbelte herum und flog förmlich aus meinem Zimmer.
Das war einfach gewesen. Wer konnte wissen, was Van und mich erwarten würde. Vermutlich sollten wir uns zum Festland absetzen, um unentdeckt zu bleiben. Ich war noch niemals dort gewesen und wusste demnach nicht, wie es sein würde. Lediglich vage Erzählungen, die kaum Aussagekraft
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