Regenprinzessin (German Edition)
schnell hinein gehen.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu, „Schlaf gut.“, und hauchte mir einen Kuss auf die Hand, bevor er sich umdrehte, um zu gehen. Wieder spürte ich die Hitze in mir, doch ich war mir nicht sicher, ob es nur an meinem Fieber lag oder ob dort noch ein anderer Grund war.
„Du auch.“, sagte ich ihm nach. Van drehte sich noch einmal im Gehen um und lächelte sein bezauberndes Lächeln.
Vorsichtig öffnete ich die Tür und stellte erleichtert fest, dass Sara immer noch im Sessel schlief und schlich leise in mein Schlafzimmer.
Erinnerung
Es hatte beinah die ganze Woche gedauert bis ich mich auskuriert hatte. Nun war es wieder Zeit den Regen zu rufen, aber Vater hatte beschlossen meine Schwestern an meiner statt zu schicken. Ich sollte mich weiter erholen und zu Kräften kommen, hatte er gesagt. Mit anderen Worten, ich langweilte mich seit es mir besser ging und hatte kaum Gelegenheit meine Gemächer zu verlassen. Alle Welt schien Angst vor einem weiteren Zusammenbruch zu haben, doch ich fühlte mich so gut wie lange nicht mehr und hätte mich sogar gern auf die Reise gemacht, nur um hier heraus zu kommen.
Ich wog meine Möglichkeiten und meine jeweiligen Chancen darauf ab und kam zu dem Schluss, dass es immerhin einen Versuch wert war.
Ich ging zu Sara herüber, um sie über meinen Entschluss zu informieren. Gerade wollte ich an ihre Tür klopfen, als Sara sie bereits von innen öffnete. Überrascht blieb sie stehen. „Oh, guten Morgen Prinzessin.“, sagte sie fröhlich.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“, erwiderte ich.
„Was kann ich für Euch tun, Majestät?“
„Ich möchte, dass du Sir Van suchst und ihm sagst, dass ich für heute einen Ausritt plane.“, teilte ich ihr mit.
Erstaunen zeigte sich auf ihrem Gesicht. „Verzeiht, aber Ihr solltet Euch doch noch ausruhen, hat Darius gesagt.“, sagte Sara kleinlaut.
Ich verdrehte die Augen. „Das habe ich bereits zur Genüge getan. Mir fällt noch die Decke auf den Kopf. Ich muss raus aus dem Schloss und die frische Luft genießen, das wird mir gut tun. Außerdem bin ich ewig nicht geritten.“, maulte ich. „Also sei so gut und richte Sir Van meinen Entschluss bitte aus.“
„Wie Ihr wünscht, Prinzessin.“, sagte sie und machte sich bereits auf den Weg.
Erleichtert atmete ich auf. Die erste Hürde war geschafft, hoffentlich waren die anderen ebenso zu meistern. Voller Vorfreude lief ich in mein Schlafzimmer und öffnete die Kommode, in der sich meine Reitkleidung befand. Genau diese war der Grund, weshalb mein Vater es nicht mochte, dass ich diese Freizeitbeschäftigung so gern für mich wählte.
Schnell schlüpfte ich in die weiße Bluse, die Hose aus weichem braunem Leder und die hohen Stiefel. Ich eilte bereits zu meinem Schminktisch, damit ich mir die Haare zu einem Zopf binden konnte. Heute entschied ich mich für die blauen Seidenbänder. Hastig raffte ich meine Mähne und band sie zusammen. Sobald ich alles sicher mit Bändern und Nadeln verstaut hatte, machte ich mich auf den Weg in den Innenhof.
Es waren nur wenige andere Menschen in den Gängen des Schlosses unterwegs. Das einzige bekannte Gesicht, dem ich begegnete, war das von Alissa Tanris. Sie sah mich an wie all die anderen, die mich in Hosen sahen. Erst erschrocken, dann missbilligend und dann versuchten sie möglichst unbeteiligt auszusehen. Frauen trugen nun einmal keine Hosen. Es scherte mich nicht, was sie dachten. In den langen Kleidern konnte man sich unmöglich auf ein Pferd setzen, ohne sich in den Unterröcken zu verheddern.
Ich liebte das Gefühl von Freiheit, das ich jedes Mal erlebte, sobald ich mit Tinka außerhalb der Stadt reiten konnte. Alissa begrüßte mich steif und ich erwiderte den Gruß, woraufhin ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Ihr Blick war einfach zu komisch. Schnell wandte sie sich ab und verschwand dann ebenfalls in Richtung Innenhof.
Ich erreichte den Torbogen und stellte erfreut fest, dass Van bereits auf mich wartete. Er stand zwischen Tinka und seinem Hengst, die beide gesattelt waren, und machte einen wenig begeisterten Gesichtsausdruck. Vermutlich war er der Meinung, ich sei schon wieder dabei mich zu übernehmen. Ich nahm mir vor, ihn eines Besseren zu belehren.
Ich trat ins Sonnenlicht hinaus und grüßte ihn.
„Guten Morgen, Sir. Ein wunderbarer Tag, nicht wahr?“ Ich spürte, dass ich immer noch leicht lächelte, nichts würde mir heute die Laune verderben.
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