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Regenprinzessin (German Edition)

Regenprinzessin (German Edition)

Titel: Regenprinzessin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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wollte nicht mehr.
    „Tu es.“, forderte Van nachdrücklich.
    Ich schloss die Augen, nahm eine der verbliebenen Kugeln und feuerte sie auf den Mann, den ich liebte. Tränen quollen unter meinen Lidern hervor, als er vor Schmerz aufstöhnte. Durch tränenverschleierten Blick sah ich wie er sich den Bauch hielt und das Gesicht verzogen hatte.
    „Das war gut.“, presste er schwer atmend hervor. „Nur noch ein bisschen fester.“ Er versuchte mir aufmunternd zuzulächeln, doch das Lächeln war mehr als gequält.
    „Nein, ich kann nicht mehr!“, schrie ich gepeinigt auf und stürmte zu ihm. Fest umschlang ich ihn und wollte ihn nie wieder loslassen, während ich mich an seiner Brust ausweinte. Er nahm mich in den Arm und drückte mich an sich.
    „Einmal noch etwas fester.“, flüsterte er in mein Haar.
    „Bitte zwing mich nicht, dir noch länger weh zu tun.“, flehte ich erstickt.
    Van umfasste meine Schultern und wollte mich von sich wegschieben. Ich hielt mich noch stärker an ihm fest, damit es ihm nicht gelang.
    „Lass los.“, murmelte er.
    Ich brachte kein Wort heraus, schüttelte nur unwillig den Kopf.
    Van seufzte und strich mir beruhigend übers Haar. „Glaub mir, ich finde genauso wenig Gefallen daran wie du, aber bitte zieh es nicht unnötig in die Länge. Davon wird es für keinen von uns besser. Ich weiß, dass du mir nicht weh tun möchtest und unter anderen Umständen möchte ich das gewiss auch nicht. Doch so wie die Dinge liegen, ist es unabdingbar diese Fähigkeit zu verfeinern und dich ihrer zu versichern und so lange das dauert, werden wir es beide ertragen müssen und über uns ergehen lassen.“
    Ich schaute zu ihm auf. „Es tut mir leid, dass ich dir weh tue.“
    Van lachte aufmunternd. „Das will ich doch schwer hoffen. Umso lieber wirst du meine Wunden lecken, wenn wir fertig sind und ich das Jammern anfange.“ Er grinste zu mir herunter und fast hätte ich ihm geglaubt, aber in seinen Augen konnte ich noch immer den Schmerz sehen, den er spürte.
    „Einmal noch für heute. Bring es hinter uns.“, seufzte er.
    Ich trat ein paar Schritte zurück und atmete tief ein, dann hielt ich den Atem an und schoss die Kugel ein letztes Mal ab, zielte jedoch auf eine andere Stelle als die Male davor.
    Die Kugel traf platschend ihr Ziel und Vans Augen quollen hervor. Langsam ging er in die Knie und rang nach Luft. Ruckartig zog ich meine Macht zurück und eilte zu ihm. Ich kniete mich auf den Boden und ergriff seine Schultern. Ich hatte Angst, dass er sonst vornüberfallen würde.
    Weinend entschuldigte ich mich bei ihm. Van hob einen Arm und drückte leicht meine Schulter. „Schon gut.“, murmelte er. „Nur gönn mir eine Pause und lass es für heute gut sein. Morgen machen wir weiter.“
    Ich versteifte mich. „Auf keinen Fall.“, brachte ich gepresst hervor. Ich wollte ihm das nicht noch einmal antun.
    „Doch, solange bis du dir sicher bist wie viel Kraft du einsetzen musst. Danach werde ich gern darauf verzichten, aber unter keinen Umständen schon früher.“ Ernst sah er schwer atmend zu mir hoch und ich wusste, dass ich keine Wahl hatte.
     
    Schon fast eine Woche dauerte unsere Qual. Heute schonte Van mich noch weniger als an den Tagen zuvor. Zunächst ließ ich wie gewohnt meine Kräfte auf die Umgebung los. Nach einigen Stunden bestand er darauf, dass ich ihn angriff. Ich wollte es nicht. Es zerriss mein Innerstes ihm Schmerzen zuzufügen und dennoch konnte ich ihn nicht daran hindern, es von mir zu fordern.
    Durch die Bäume fuhr ein leichter Wind. Bis auf das Flüstern der Blätter und Vans hektischem Atem war kein Laut zu vernehmen. Es war nicht der kühle Windhauch, der mich frösteln ließ, sondern der Anblick, der sich mir bot. Tränen rannen meine Wangen hinab.
    Van stand mit nacktem Oberkörper vor mir und versuchte seine beschleunigte Atmung zu beruhigen. Obwohl ich ihn schon zweimal zu Boden gerissen hatte, wollte er weitermachen. Durch meine bisherige Behandlung hatten sich dunkle Flecken gebildet, die seinen Bauch, seine Brust und seine Arme bedeckten. Jeden Tag zielte ich auf andere Stellen, um die geschundenen Bereiche seines Körpers zu schonen. Ich fragte mich, ob ich bald noch unversehrte Körperteile an ihm finden würde, sollten wir noch weitere Tage mit diesen Übungen verbringen.
    Van legte den Kopf zurück und schaute in den Himmel. Ich konnte ihn leise seufzen hören.
    „Mach weiter.“, forderte er.
    Ich ließ eine Kugel gegen seine Schulter schnellen.

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