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Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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zwei Hohlräume mit Wärmerezeptoren. Diese sog. Grubenorgane funktionieren wie einfache Lochkameras ohne Linse und Hornhaut. Aufgrund des sich überschneidenden Gesichtsfelds der beiden Infrarotaugen sieht die Schlange sogar räumlich und kann ihr Opfer genau orten. Die Grubenorgane gestatten es den Schlangen, Temperaturunterschiede von nur 0,2 °C wahrzunehmen. Versuche mit einer blinden Klapperschlange ergaben, dass sie ohne zu sehen in 98 % der Fälle ihre Beute erwischte.
    Mit allen Sinnen
    Nicht nur tagsüber, sondern auch nachts herrscht im Urwald reges Treiben. Wenn der Tag langsam geht und es immer dunkler wird, erwachen viele Tiere zum Leben, deren Sinnesorgane ganz besonders an die Dunkelheit angepasst sind.
    Die Meister des Nachtflugs sind die Fledermäuse. Sie verlassen sich bei ihren nächtlichen Streifzügen nicht auf ihre Augen, sondern auf die Echolotortung. Während des Flugs stoßen sie Rufe im hohen Ultraschallbereich aus und orientieren sich an Art und Richtung der zurückkommenden Schallwellen. Die Intensität und die Frequenz (Tonhöhe) dieser Wellen geben den Fledermäusen Aufschluss darüber, welche Hindernisse oder auch Beutetiere sich in ihrer Nähe befinden.
    Aber auch Töne, deren Frequenz unterhalb der menschlichen Hörschwelle liegen, »schallen« durch den nächtlichen Regenwald. Elefanten kommunizieren z. B. in diesem langwelligen Schallbereich miteinander. Über diese Art der Kommunikation bleiben die Tiere, die meist allein oder in Kleingruppen leben, über Kilometer hinweg in Kontakt. Infraschall breitet sich aufgrund der großen Wellenlänge wie Donnergrollen über große Distanzen aus. Elefantenkühe locken so zum Zeitpunkt ihrer Empfängnisbereitschaft Bullen an, die den Kühen normalerweise aus dem Weg gehen, benachbarte Elefantenherden koordinieren auf diese Weise ihre Wanderungen und warnen sich gegenseitig vor Gefahren. Den Rekord im Senden von langen Schallwellen hält der afrikanische Waldelefant (
Loxodonta africana cyclotis
), der Töne mit nur 5 Hz, also fünf Schwingungen pro Sekunde, erzeugen und wahrnehmen kann. Andere Elefantenarten kommunizieren über Töne im Bereich von 18–22 Hz.
    Den Tastsinn haben die nachtaktiven Geißelspinnen perfektioniert, die sich tagsüber in Spalten oder Höhlungen des Wurzelbereichs von Bäumen verstecken. Ihre Sehorgane sind zurückgebildet, aber ihr erstes Beinpaar ist zu langen, vielgliedrigen Tastorganen umgebildet und das zweite Extremitätenpaar, die Pedipalpen, ist zu einem Fangapparat umgestaltet. Auf der Jagd nach Heuschrecken, Nachtfaltern und anderen Insekten sitzen sie nachts meist ruhig an einem Platz und bewegen nur ihre Tastbeine in alle Richtungen, um nach möglichen Beutetieren »Ausschau« zu halten. Hat die Geißelspinne ihr Opfer ertastet, kriecht sie langsam immer näher, um dann blitzartig mit ihren »Fangarmen« zuzuschlagen.
    Auch im Bereich des Sehens haben die Tiere des Regenwaldes Sinneskräfte ausgebildet, welche die des Menschen weit übertreffen. Koboldmakis, Geckos und einige Froscharten sind mit riesengroßen Augen ausgestattet, die auch bei fortgeschrittener Dämmerung noch viel Licht einfangen können. Koboldmakis (Familie Tarsiidae), die zu den Halbaffen gehören und nur 20 cm groß werden, leben in den Urwäldern Indonesiens, Borneos, der Philippinen und anderer malaiischer Inseln. Auf kräftigen Sprungbeinen hüpfen sie durch den Wald auf der Suche nach Insektenund Kleintieren; ihre Leibspeise sind jedoch Eidechsen, die sie dank ihrer guten Augen mit der Hand fangen können.
    Keine Sinnesleistung, aber mit dem Gesichtssinn verbunden ist eine andere Anpassung, die nachts in Erscheinung tritt. Anstatt die Sinne zu schärfen, werden besondere Wege in der Signalerzeugung beschritten. So sammeln sich in den Regenwäldern z. B. tropischer asiatischer Küstenregionen nachts Myriaden von Leuchtkäfermännchen, die in einem jeweils artspezifischen Rhythmus Leuchtzeichen abgeben, um damit Weibchen anzulocken. Dieses Schauspiel ist von unseren einheimischen Glühwürmchen her bekannt, dort aber ungleich beeindruckender. Das Rätsel der Lichterzeugung wurde von dem französischen Wissenschaftler Raphael Dubois schon Ende des 19. Jahrhunderts gelöst. Er extrahierte aus verschiedenen Organismen, die leuchten konnten, den Leuchtstoff Luciferin und das dazugehörende Enzym Luciferase (von lateinisch Lucifer: »Lichtbringer«). Wenn das Enzym ein Luciferinmolekül spaltet, wird Energie in Form von sichtbarem

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