Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
die alle das charakteristische Ringelmuster in Rot, Weiß, Gelb und Schwarz tragen. Interessant ist nun, dass nicht etwa die hochgiftigen Arten als Vorbild fungieren, sondern die nur mäßig giftigen. Denn der Biss eines hochgiftigen Exemplars ist immer tödlich, so dass die Fressfeinde keine Möglichkeit mehr haben, in Zukunft Schlangen mit einer solchen Körperzeichnung zu meiden. Deshalb kommen nur die mäßig giftigen Arten als Vorbilder infrage, die ihre Gegner verletzen, aber nicht töten.
REGENWÄLDER IN SÜDAMERIKA
Weite Teile des Amazonasgebietes in Südamerika sind von tropischem Regenwald bedeckt. Diese letzten zusammenhängenden Waldgebiete bergen eine überwältigende Vielfalt verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Aber das intakte Ökosystem beginnt, immer stärker aus dem Gleichgewicht zu geraten. Raubbau, Brandrodung und illegaler Tierfang haben die Vernichtung des Dschungels eingeläutet. Die Wälder am Amazonas machen mittlerweile nur noch rund ein Drittel der Fläche aller Tropenwälder aus. Der Reichtum Amazoniens liegt neben der Fülle an wertvollen Nutzpflanzen auch in dem unermesslichen Wissen der dort heimischen Völker um die Pflanzen und ihre Anwendungsmöglichkeiten.
Inhalt
Ein Paradies für Pflanzenfresser
Weißschulterkapuziner: intelligente Kletterkünstler
Schwarze Brüllaffen: tierisch laut
Totenkopfaffen: immer auf dem Sprung
Löwenäffchen: bedrohte Schönheiten der Atlantikwälder
Das Zweifingerfaultier: ohne Hast durch den Urwald
Goldagutis: scheue Bewohner des Unterholzes
Der Hoatzin: ein sonderbarer Vogel
Aras: Clowns im Regenwald
Tukane: Harlekine in luftiger Höhe
Kolibris: auf bestimmte Blüten angewiesen
Morphofalter: das blaue Wunder
Blickpunkt: Lautlose Jäger
Der Jaguar: König des Dschungels
Große Hasenmaulfledermaus
Harpyien: stolze Jäger mit ausgeprägter Kindheit
Die heimlichen Herrscher
Blattschneiderameisen
Treiberameisen: gefürchtete Armeen des Regenwaldes
Blickpunkt: Perfekte Illusion
Immerfeuchtes Froschparadies
Baumsteigerfrösche: Vorsicht, giftig!
Ein Paradies für Pflanzenfresser
Kaum ein Sonnenstrahl schafft den Weg durch das Dickicht und deshalb ist der Urwaldboden nur sehr spärlich bewachsen. Dies ist auch der Grund dafür, dass in der untersten Etage des Regenwalds lediglich wirbellose Tiere, allen voran Insekten, zu finden sind. Die meisten Tierarten haben sich an ein Leben auf den Bäumen angepasst. In einer Höhe von 20–40 m findet man die verschwenderische Vielfalt, die man in Bodennähe vermisst, denn dort ist die Nahrungsvielfalt am größten: Neben Blättern bieten die Urwaldbäume in dieser Stufe auch Blüten, Früchte und Samen.
Viele Laubliebhaber
Da Bäume in den Tropen in der Regel ganzjährig belaubt sind, finden die Bewohner des Regenwalds zu allen Zeiten des Jahres eine reiche Fülle an Blättern vor. Blüten und reife Früchte dagegen wachsen nur saisonal, stehen also nicht immer als Nahrungsquelle zur Verfügung. Deshalb haben einige Tiere in Amazonien aus der Not eine Tugend gemacht und sich auf den Verzehr von Blättern spezialisiert. Sie sind zwar nicht sehr nahrhaft, aber mit einem erhöhten Konsum ist dieses Manko auszugleichen. Die Aufspaltung der Cellulose jedoch, aus der Blätter vor allem bestehen, bereitet gerade Säugetieren Probleme und macht eine Reihe physiologischer Anpassungen notwendig.
Faultiere beispielsweise haben sehr große Mägen mit mehreren Kammern, in denen sich Cellulose spaltende Bakterien befinden. Trotz dieser mikrobiellen Unterstützung dauert es manchmal bis zu einem Monat, bis die Nahrung vollständig verdaut ist. Und so verwundert es nicht, dass Faultiere darauf bedacht sind, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen – ihre Strategie: langsame Bewegungen und eine relativ niedrige Körpertemperatur.
Als einzige der Neuweltaffen haben sich die Brüllaffen auf die kalorienarme Blattnahrung spezialisiert. In der Alten Welt gibt es dagegen Blätter fressende Schlankaffen, die mit ihrem spezialisierten, mehrteiligen Magen und dessen Fermentationsbakterien Cellulose aufspalten können. Schlankaffen sind sog. Magenfermentierer, während Brüllaffen Dickdarmfermentierer sind. Bei ihnen befinden sich die Fermentationsbakterien nicht im Magen, sondern außerhalb davon in zwei vergrößerten Darmabschnitten, vor allem in Blinddarm und Dickdarm. Dickdarmfermentierer können meist nicht so viel Energie aus den Blättern gewinnen, weshalb sie junge, leichter verdauliche
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