Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
Licht frei.
Aber nicht nur der Sehsinn, sondern auch ein feiner Geruchssinn spielt für die Tiere im Regenwald insbesondere bei der Fortpflanzung eine große Rolle. Pheromone genannte chemische Botenstoffe, über die insbesondere Insekten miteinander kommunizieren, bleiben der menschlichen Nase zwar meist verborgen, die tierischen Adressaten dagegen nehmen sie z. T. noch über weite Entfernungen hin wahr. In den Mangrovenwäldern Panamas wurde beobachtet, dass eine Ameisenart bei Gefahr mit zwei verschiedenen Pheromonen ihre Truppen mobilisiert. Zuerst versprühen sog. Kundschafterinnen eine Substanz, deren Duftwirkung nur wenige Zenitmeter weit reicht. Anschließend legen sie jedoch eine Spur, die Scharen von Arbeiterinnen zum Abwehrkampf in einem Umkreis von mehreren Metern mobilisiert.
Spezielle Mundwerkzeuge und andere Tricks
Um an ihre Nahrung heranzukommen, haben viele Tiere der Tropenwälder nicht nur eigene Jagd- oder Fangstrategien entwickelt, sondern auch ihren Körperbau und insbesondere Extremitäten und Mundwerkzeuge den Erfordernissen angepasst. Bei der Familie der Tukane oder Pfefferfresser (Rhamphastidae) z. B. fällt als Erstes der überdimensionale Schnabel auf. Der Schnabel desRiesentukans (
Rhamphastos toco
) gehört mit einer Länge von 23 cm zu den größten Schnäbeln der Vogelwelt, wiegt jedoch trotz dieser Größe aufgrund seiner Leichtbauweise nur 30 g. Dieser Riesenschnabel leistet dem Tukan bei vielen Tätigkeiten gute Dienste und ist besonders bei der Futtersuche sehr nützlich. Der Vogel kann damit Früchte heranholen, die in den äußeren Bereichen der Äste hängen und sonst für die relativ schweren Tiere kaum zu erreichen wären. Mund, Lippen und Zunge des Zwergameisenbären (
Cyclopes didactylus
) sind ein Paradebeispiel für die Anpassung eines Tiers an seine Nahrungsquelle. Der Zwergameisenbär ist der kleinste Vertreter der Familie der Ameisenbären und gleichzeitig die einzige Art, die auf Bäumen zu Hause ist. Sein Speisezettel besteht ausschließlich aus Insekten, vorzugsweise Ameisen und Termiten, und wird nur gelegentlich durch Käfer ergänzt. Um an die begehrten Kerbtiere zu kommen, öffnen die Ameisenbären deren Nester mit den beiden großen gebogenen Krallen der Vorderbeine. Ameisenbären sind zahnlos, haben dafür aber eine sehr lange und klebrige Zunge. Damit stoßen sie mehrmals pro Minute in das aufgebrochene Ameisennest und ziehen ihre Beute heraus, die an dem zähen und klebrigen Überzug ihrer Zunge wie an einem Fliegenfänger haften bleibt. Die Insekten wandern unzerkleinert in den Magen, wo sie von starken Muskelwänden und der verhornten Magenwand zerrieben werden. Auch Chamäleons haben eine lange Zunge, die sie blitzschnell ausrollen können, um ihre Beute zu fangen.
Diese Zunge kann halb so lang wie der Körper dieser Echsen werden. Wenn sich ein Chamäleon seiner Beute nähert, schaukelt es zur Tarnung nach jedem Schritt hin und her, um ein bewegtes Blatt vorzutäuschen. Wenn es nah genug ist, schnellt die klebrige Zunge lassoartig blitzschnell hervor und lässt dem Opfer keine Chance. Der für Chamäleons charakteristische Farbwechsel dient nicht nur der Tarnung, sondern ist eine Reaktion auf Temperaturunterschiede und wechselnde Lichtintensitäten sowie Spiegel psychischer Zustände der Tiere. Die ähnlich gebauten Zungen von Ameisenbär und Chamäleon sind ein weiteres Beispiel für Konvergenz.
Auch die Spezialisierung auf eine bestimmte Nahrung ist eine Strategie, um sich dem Konkurrenzdruck um das Nahrungsangebot zu entziehen. Der in Südamerika heimische Hoatzin (
Opisthocomus hoazin
), ein Waldvogel, ernährt sich für Vögel ziemlich untypisch von Blättern. Bei der Aufspaltung der Nahrung helfen ihm (wie den Wiederkäuern bei den Säugetieren oder den Termiten bei den Insekten) Bakterien. Diese leben in seiner vergrößerten Speiseröhre und in seinem Kropf. Im Magen des Nasenaffen (
Nasalis larvatus
), der in den Mangrovenwäldern Borneos zu Hause ist, leben gleich mehrere Bakterienarten. Eine Gruppe spaltet, wie beim Hoatzin, die Zellulose der Blätter auf.
Tarnen und Täuschen
Wenn man im Regenwald lebt und sich weder durch scharfe Krallen verteidigen noch durch schnelle Beine oder Flügel fliehen kann, muss man einen anderen Weg finden, um seinen Fressfeinden zu entgehen. Deshalb haben beispielsweise viele Insekten des Regenwalds im Laufe der Zeit die Gestalt von Blättern oder Blüten angenommen und sind dadurch fast unsichtbar
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