Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
kann hervorragend klettern und stellt vor allem Lemuren und Vögeln nach. Da sie in der Nachbarschaft von Siedlungen auch Hühner tötet und frisst, wird sie von den Bauern gejagt.
Von den über 200 auf der Insel bekannten Vogelarten ist mehr als die Hälfte endemisch, etwa Blauwürger, Erdracke, Stelzenralle und Kurol. Die einzigen Amphibien auf Madagaskar sind Frösche, Reptilien sind mit über 350 Arten vertreten.
Der Goldene Bambuslemur
Eines der seltensten Säugetiere der Welt ist der Goldene Bambuslemur (
Hapalemur aureus
). Von diesem nur in den Bambuswäldern Madagaskars lebenden Halbaffen gibt es höchstens noch 200–600 Tiere. Ihr Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf kleine Waldstücke in der Nähe der Ostküste. Dabei wurde diese Art erst 1987 von deutschen Zoologen entdeckt. Ihren Namen erhielt sie wegen der goldbraunen Fellfärbung und ihrer Vorliebe für Bambussprossen. Knapp 80 % der Nahrung des Goldenen Bambuslemurs besteht aus den Sprossen der Bambusart Volohosy (
Cathariostachys madagascariensis
). Die Sprossen dieses Bambus sind sehr proteinreich, enthalten aber auch große Mengen hochgiftiges Cyanid. Ein Goldener Bambuslemur frisst pro Tag ungefähr 500 g Bambussprossen und nimmt damit das Zwölffache der für Menschen tödlichen Cyaniddosis zu sich. Auf welche Weise die Halbaffen das Gift unschädlich machen, ist bisher nicht bekannt.
Wenig Hoffnung
Die Regenwälder Madagaskars sind mittlerweile fast vollständig zerstört. Einst war die Insel zu 90 % bewaldet. Von den 53 Mio. ha tropischem Regenwald und Bergnebelwald sind heute kaum noch 10 % erhalten. Hauptursache ist der seit Jahrhunderten praktizierte Brandrodungsfeldbau. Steigende Bevölkerungszahlen und eine exportorientierte Landwirtschaft haben den Landschaftsverbrauch in den letzten 50 Jahren enorm erhöht. Doch der Raubbau hatte Folgen: Mit den Regenwäldern verschwand nicht nur ein großer Teil der endemischen Flora und Fauna, aufgrund fehlender Vegetation wurden auch die Böden großflächig weggeschwemmt. Dies führt zur Entwertung der Flächen, zu einem deutlich erhöhten Oberflächenabfluss und in der Folge zu teilweise verheerenden Überflutungen in den dicht besiedelten Flusstälern, in denen auch die ertragreichsten Reis- und Maniokanbaugebiete der Insel liegen.
Fast alle endemischen Säugerarten Madagaskars sind vom Aussterben bedroht, bei den Vögeln ist die Situation nur geringfügig besser. Viele Arten sind schon ausgerottet worden. Die Bedrohung einer großen Zahl von Reptilien wie Chamäleons und Geckos beruht nicht nur auf der Zerstörung ihres Lebensraumes, sondern auch darauf, dass sie wegen der hohen Nachfrage aus den Industrienationen für sog. Reptiliensammler gefangen und exportiert werden.
Hält die Zerstörung der verbleibenden intakten Regenwälder der Insel nur noch wenige Jahre an, so dürfte die »Arche« Madagaskar bald untergegangen sein.
Kattas: auf Bäumen und am Boden aktiv
Die auf Madagaskar lebenden Lemuren sind meistens Kattas (
Lemur catta
): Im Vergleich zu ihren Verwandten halten sie sich häufiger am Boden auf, sind tagaktiv und bewohnen auch Grasländer und Savannen. Dass ihr Lebensraum nicht nur auf Waldgebiete, die immer mehr zerstört werden, beschränkt ist, ist der Grund dafür, dass sie weniger bedroht sind als andere Lemuren der Insel.
© shutterstock.com/Gail Johnson
Katta-Weibchen mit Jungem auf dem Rücken
Unter Führung der Weibchen
Die sozialen Tiere leben in Gruppen von 5–20 Individuen. Jede Gruppe bewohnt ein großes, mehrere Hektar umfassendes Revier. Sowohl Männchen als auch Weibchen können Duftstoffe produzieren, mit deren Hilfe sie ihre Territorien markieren. Innerhalb der Gruppe verständigen sich die Mitglieder vornehmlich über Laute. Die Grenzen eines Territoriums bleiben oft über mehrere Jahre bestehen, während sich die Gruppenzusammensetzung häufiger ändert. Mit Beginn der Paarungszeit verlässt ein Viertel der männlichen Tiere die Gruppe und sucht Anschluss an eine benachbarte.
Außergewöhnlich für die Primaten ist, dass die Weibchen die Führungsrolle übernehmen. Die Männchen halten untereinander eine feste Rangordnung ein, die sie zu Beginn jeder Paarungszeit neu ausfechten.
Drohgebärden und »Stinkkämpfe«
Wenngleich Kattas weder aggressiver noch kampfeslustiger sind als ihre Verwandten, haben sie besondere Drohgebärden und Kampftechniken entwickelt. Fühlen sie sich von Artgenossen bedrängt, dann »grinsen« sie zunächst, indem
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