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Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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sie schlafen auch in den Baumwipfeln. Jeden Abend bauen die Tiere ein Schlafnest mit einem Durchmesser von 60–100 cm. Mit einer Fingerfertigkeit, die man ihnen gar nicht zutraut, biegen sich die Tiere Zweige zurecht und verflechten sie miteinander, so dass eine bequeme und stabile Liegefläche entsteht. Durch eine Polsterung aus belaubten Ästen wird das Nachtlager vervollständigt.
    Kenntnisreiche Pflanzenfresser
    Orang-Utans kennen sich ausgesprochen gut in der Vegetation aus, die sie umgibt, und können annähernd 300 verschiedene Pflanzenarten unterscheiden. Sie wissen fast von jedem Gewächs, ob Früchte, Blüten, Knospen, alte bzw. junge Blätter oder auch die Rinde genießbar sind. Daneben bereichern aber auch Insekten, kleinere Wirbeltiere oder Eier als Proteinquellen ihren Speisezettel und selbst harte Nüsse können die Menschenaffen dank ihrer ausgeprägten Kaumuskulatur und starken Backenzähne problemlos knacken.
    Orang-Utans leben in einigen Gebieten mit Siamangs (
Hylobates syndactylus
) und Weißhandgibbons (
Hylobates lar
) zusammen und ernähren sich z. T. sogar von den gleichen Futterpflanzen. Zu Konkurrenzverhalten zwischen den verschiedenen früchtefressenden Arten kommt es aber dennoch nicht, da Orang-Utans mit ihrem kräftigeren Gebiss und ihrer Größe sowohl stachelige Früchte als auch hartschalige Nüsse fressen können. Außerdem sind die großen Orang-Utans recht langsame Tiere und auf das üppige Angebot eines Futterbaumes angewiesen, während die kleineren Konkurrenten flinker sind und dadurch mehr Nahrungsquellen erschließen können.
    Rufe halten den Gegner fern
    Orang-Utans beanspruchen feste Territorien für sich und sie durchstreifen immer wieder bestimmte Gebiete, die bei den Weibchen nur 1,5 bis 5 km 2 , bei den Männchen bis zu 10 km 2 umfassen können.
    Im Gegensatz zu ihrer Verwandtschaft der Alten und der Neuen Welt leben Orang-Utans etwas ungeselliger, denn sowohl das Leben in Bäumen als auch das mangelnde Futterangebot verhindern, dass sie sich zu größeren Gruppen zusammenschließen. Darüber hinaus müssen die Affen in den Baumwipfeln aufgrund ihrer Körpergröße keinerlei natürliche Feinde fürchten und sind deshalb auch nicht auf den Schutz der Gruppe angewiesen. Ob Orang-Utans tatsächlich extreme Einzelgänger sind oder ob ein sehr lockeres soziales Netz zwischeneinzelnen Individuen besteht, die sich untereinander genau kennen, ist bisher jedoch nicht geklärt. Jedenfalls sieht man gelegentlich kleinere und größere Familienverbände gemeinsam umherziehen und manchmal treffen sich sogar mehrere Affen in einem futterreichen Baum.
    Orang-Utans sind im Urwald eher zu hören als zu sehen. Die Männchen verteidigen ihr Revier mit lauten Rufen und halten dadurch Widersacher auf Distanz. Orang-Männchen können die Stärke eines Rivalen an der Stimmhöhe einschätzen, da diese mit zunehmender Körpergröße immer tiefer wird – ein Signal, das kleinere Tiere nicht fälschen können. Durch die Rufe werden schwächere Männchen normalerweise vertrieben, gleich starke dagegen antworten dem Herrn des Revieres und stellen sich der Auseinandersetzung. Hauptsächlich zur Paarungszeit kommt es so immer wieder zu Imponiergehabe und Rivalenkämpfen, wenn zwei erwachsene Männchen aufeinandertreffen und um die Gunst eines oder mehrerer Weibchen buhlen.
    Die Kontrahenten bauen sich voreinander auf, blähen ihren Kehlsack, starren sich gegenseitig an und rütteln an den Baumstämmen, die sich in ihrer Nähe befinden. Nur wenn keiner der Rivalen nachgibt, kommt es zu heftigen Kämpfen, bei denen die Tiere nicht selten ernsthafte Verletzungen davontragen, wie abgebrochene Eckzähne oder gebrochene Finger beweisen. Konnte ein Orang-Utan-Mann seinen Nebenbuhler vertreiben, so begleitet er das paarungsbereite Weibchen über längere Zeit, um es eifersüchtig zu bewachen.
    Nachwuchs und Nahrungsangebot
    Orang-Utan-Weibchen werden im Alter von sieben Jahren geschlechtsreif und können ihr erstes Junges gebären – viele sind aber bei der ersten Trächtigkeit etwas älter. Nach einer Tragzeit von rund 245 Tagen kommt das Junge mit einem Geburtsgewicht von 1,5–1,7 kg zur Welt. Im ersten Lebensjahr wird das Baby rund um die Uhr von seiner Mutter versorgt, die es fast ständig mit sich herumträgt. Nach wenigen Wochen werden die Milchmahlzeiten von der Mutter durch bereits vorgekauten Nahrungsbrei ergänzt, aber erst im Alter von drei Jahren wird der kleine Orang-Utan völlig entwöhnt.

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