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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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Sie uns an Ihrem Wissen teilhaben ließen – Wissen, von dem Sie vielleicht gar nicht ahnen, dass Sie es haben. Wir würden gern Ihre Aufzeichnungen über die Ausgrabung sichten. Vor allem würden wir gerne erfahren, an wen Sie sich wegen der Finanzierung gewandt haben und wem Sie möglicherweise gesagt haben, dass bei der Ausgrabung unglaubliche Schätze zu finden sein könnten, Schätze, die heute ausgesprochen wertvoll sein könnten.«
    »Meine Aufzeichnungen …« Dubois runzelte die Stirn und wich aus. »Herr Kommissar, ich selbst habe der Kirche Saint Michel eine beträchtliche Summe gespendet, damit ich dort tätig werden durfte. Und meine Arbeit … nein, nein, es tut mir leid, aber meine Aufzeichnungen kann ich Ihnen nicht überlassen. Meine Arbeit geht nur mich etwas an. Sie ist wie die Leinwand eines Malers. Keiner darf einen Blick darauf werfen, bis sie fertig ist.«
    »Ja, diese beträchtliche Spende, Professor … Ich muss schon sagen, die hat uns neugierig gemacht. Ich fürchte, wir einfachen Polizisten stellen uns immer vor, dass Lehrer und Wissenschaftler ein ähnliches Los haben wie wir und absolut unterbezahlt sind.«
    »Ich bin sehr sparsam«, entgegnete Dubois kühl. »Und wie Sie sehen, lebe ich in sehr bescheidenen Verhältnissen.«
    »Ach, Ihr Haus ist doch ganz bezaubernd«, meinte Javet und sah sich lächelnd um.
    »Das Haus ist uralt und an allen Ecken und Enden baufällig«, fauchte Dubois.
    »Nun denn, ich hatte gehofft, Sie könnten uns ein wenig weiterhelfen. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie uns bitte an.«
    Javet nickte höflich, drehte sich um und ging. Dazu bedurfte es nur einen Schrittes, denn der Professor hatte sich direkt vor ihm aufgebaut, um ihn zu hindern, weiter in sein Haus einzudringen.
    Als Javet gegangen war, lehnte sich Dubois an die Tür. Sein Herz raste, seine Hände waren schweißnass. Er fluchte leise vor sich hin. Javet war ein Esel, mit diesem Mann hatte man viel Ärger, nichts als Ärger.
    Genau wie dieser Amerikaner. Doch als er an ihn dachte, musste Dubois grinsen. Der Amerikaner war ein Problem, das leicht zu lösen war. Er musste nur die entsprechende Anweisung erteilen.
    Bei diesem Gedanken wurde ihm gleich wohler. Er ging in die Küche, genehmigte sich ein großes Glas guten russischen Wodka und trat damit ans Fenster.
    Doch plötzlich verflog seine Zuversicht. Mund und Kehle wurden strohtrocken. Er leerte sein Glas in einem Zug, bevor er sich umdrehte.
    Er wusste, dass er nicht allein war.
    Sein Gast stand an der Küchentür und starrte ihn verächtlich an. »Sie haben es vermasselt, Dubois. Sie haben es vermasselt, und dafür werden Sie büßen.«
    Dubois fiel das Glas aus der Hand, als sein Gast einen Schritt auf ihn zumachte.

7
    Endlich schlief Jacques.
    Tara hatte sich bemüht, ihm zuzuhören und so zu tun, als glaube sie ihm und verstünde, was in ihm vorging. Aber als sie erfuhr, wen er für den Mörder hielt, konnte sie sich nicht mehr beherrschen, und er regte sich wahnsinnig auf. Plötzlich vergaß er all sein Englisch und wechselte ins Französische, dabei sprach er so hastig und erregt, dass sie keine Ahnung hatte, was er ihr sagen wollte.
    An diesem Punkt hatte sie große Angst um ihn bekommen.
    Offenbar verlor ihr Großvater tatsächlich den Verstand – dieser wundervolle Mann, der zeitlebens den allergrößten Wert auf Logik und intellektuelle Schärfe gelegt hatte.
    Wenn sie sich vorstellte, dass sich dieser Geist jetzt verabschiedete …
    Es war entsetzlich.
    Schließlich gelang es ihr, ihn etwas zu beruhigen. Er ließ sich von ihr überzeugen, dass sie sich weiterhin um Unvoreingenommenheit bemühen würde. Sie versicherte ihm, dass sie bestimmt herausfinden könne, was die Polizei trieb, ohne zu verraten, dass sie sich zur Tatzeit in der Nähe des Tatorts aufgehalten hatte. Sie könnte ja die besorgte Touristin spielen, die versuchte, sich in Paris und dem kleinen Dorf, in dem sie sich aufhielt, sicher zu fühlen. Sie hatte noch einmal beteuert, dass sie unvoreingenommen sein wolle, auch wenn sie seinen Worten unmöglich Glauben schenken könne. Und endlich hatte er sich hingelegt.
    Danach saß sie lange auf dem Balkon. Sie überlegte, ob sie Ann von dem Vorfall erzählen sollte, doch letztlich fand sie, dass es ein Vertrauensbruch Jacques gegenüber wäre. Ihr blieb nichts weiter übrig als zu beten, dass die Polizei den Mörder rasch finden möge; denn dann würde ihr Großvater sich bestimmt wieder beruhigen.
    Sie

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