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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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er. »Und ich glaube auch nicht, dass Sie wirklich davon überzeugt sind, mich kaum zu kennen. Sind Sie immer so kühl?«
    »Nur bei Männern, die ich kennenlerne, wenn direkt in ihrer Nähe ein Mord passiert.«
    »Also eines kann ich Ihnen glaubhaft versichern: Meine Freunde und ich sind nicht undurchsichtig. Aber als Sie vorhin so gedankenverloren waren, haben Sie bestimmt überlegt, ob womöglich einer meiner Begleiter in die Grabkammer geschlichen ist und Jean-Luc ermordet hat, während ich Ihnen nachlief.«
    Sie war so erstaunt, dass er genau ihre Gedanken erraten hatte, dass sie hörbar nach Luft schnappte.
    »Sie können ruhig ihre Pässe und ihre Flugtickets überprüfen«, sagte er, nahm die Hand von ihrem Arm und lehnte sich zurück. »Sie sind gerade erst angekommen.«
    »Ach ja? Die Behörden werden mir sicher bereitwillig Auskunft geben …«
    »Sie finden bestimmt einen Weg, herauszufinden, wann und von woher sie angekommen sind.«
    »Na toll. Ich werde jedenfalls mit der Polizei sprechen.«
    »Sagen Sie bloß nicht, dass Sie schon dort waren.« Obwohl diese Worte in einem beiläufigen Ton geäußert wurden, klangen sie wie ein Befehl – und wie eine Warnung.
    »Ich verstehe Sie nicht, das ist doch idiotisch von Ihnen. Ich könnte Ihnen ein lupenreines Alibi verschaffen.«
    Er beugte sich vor, sodass er ihr ganz nahe war. Wieder war sie überwältigt von der seltsamen Wärme, die von ihm auszugehen schien. Aber sie redete sich ein, dass sie sich nur deshalb nicht vom Fleck rührte, weil sie solchen Fantasien nicht nachgeben wollte.
    »Sehen Sie zu, dass Ihr Name nicht mit den Ereignissen in Verbindung gebracht wird«, fuhr er fort. »Sie trauen mir nicht über den Weg – na gut. Aber ich sage Ihnen eines: Ich traue Dubois nicht über den Weg. Und wir wissen beide, dass hier ein Mörder frei herumläuft.«
    »Sie kennen meinen Großvater, oder zumindest haben Sie von ihm gehört, stimmt’s?«, fragte sie. »Sie wissen, dass er ein bekannter Schriftsteller ist, und Sie glauben, dass Sie in ihm einen Verbündeten haben, der Sie darin bestärkt, dass hier das Böse sein Unwesen treibt. Ich kann Ihnen nur sagen: Dem ist nicht so. Ein Mörder geht um, das ist alles.«
    »Tara, ob der Mörder ein Mensch ist oder irgendwie übermenschlich – die Gefahr bleibt dieselbe, wenn Ihr Name in den Ermittlungen auftaucht.«
    »Ihr Name taucht bestimmt darin auf, und trotzdem sind Sie hier und genießen das Leben mit Ihren Freunden, auch wenn ich nicht weiß, warum es Sie ausgerechnet in diese Bar verschlagen hat.«
    »Ich muss unbedingt mit Ihrem Großvater reden.«
    »Ich möchte nicht, dass Sie ihn treffen.«
    »Ich fürchte, das ist mir egal.«
    »Er ist sehr alt, und er ist krank. Ich werde nicht zulassen, dass Sie ihm wehtun.«
    Seine Augen wirkten strahlend gelb, als sich sein fester Blick in den ihren versenkte. Obwohl es ihr schwerfiel, glaubte sie ihm, als er erklärte: »Ich würde Ihrem Großvater niemals wehtun wollen. Ich würde ihn vielmehr bis zu meinem letzten Atemzug beschützen.«
    »Sie brauchen ihn nicht zu beschützen. Er hat Ann und mich.«
    »Und was ist, wenn ihr feststellt, dass ihr es nicht alleine schafft?«
    »Dann wende ich mich an die Polizei.«
    »Und was ist, falls sich einiges von dem, was er sagt oder was ich sage, als richtig herausstellt? Sich an die Polizei zu wenden könnte wenig bringen. Sie wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben.«
    »Aber Sie schon?«
    »Ich habe Jean-Lucs Leichnam gefunden.«
    »Na, dann wende ich mich eben an Sie, wenn es zum Schlimmsten kommt.«
    »Sie haben mich nie nach meiner Telefonnummer gefragt.«
    »Oh.«
    Er kritzelte eine Nummer auf eine Serviette. »Hier, bitte schön, nur für den Fall, dass Sie mich brauchen.« Er schob ihr die Serviette zu. »Bitte, es ist ja nur eine Telefonnummer, stecken Sie sie ein.«
    Sie seufzte betont ungeduldig auf.
    »Und warum wollen Sie nicht mit mir tanzen?«, fragte er.
    »Ich denke, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt: Ich traue Ihnen nicht, und ich mag Sie nicht besonders.«
    Er deutete auf die Tanzfläche, auf der sich viele Paare drängten. »Sie schwindeln. Sie sind zwar misstrauisch, aber Sie sind fasziniert von mir, und ich glaube, dass Sie mich sehr wohl mögen.«
    »Ganz schön selbstbewusst.«
    »Mag sein. Aber ich bin davon überzeugt, dass ich mich nicht irre.«
    »Na, dann rekapitulieren wir noch einmal: Ich habe Sie in einer Katakombe kennengelernt, exakt zu der Zeit, als jemand ermordet

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