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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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Schreibtisch.
    Und betete.

10
    Im Licht des neuen Tages schien die Welt wieder ganz anders.
    Die Ängste, die Tara in der Dunkelheit der letzten Nacht geplagt hatten, lösten sich in Luft auf. Jetzt war sie wieder überzeugt, dass all das Gerede über das Böse und Vampire völlig hirnrissig war. Es war an der Zeit, sich Klarheit darüber zu verschaffen, was tatsächlich passiert war.
    Sie wollte zur Polizei.
    Sie duschte, zog sich an, bedankte sich bei Katia für den Café au Lait und das Croissant, die sie ihr aufs Zimmer gebracht hatte, und beschloss, sich auf den Weg zur Wache zu machen.
    Ann sei bereits in der Arbeit, informierte Katia sie. Und Jacques sei schon auf und arbeite wohl an einem neuen Buch, fuhr Katia fort. Sie hatte auch ihm ein Frühstück gebracht, und es sah aus, als sei er wohlauf und äußerst beschäftigt.
    Ja, er habe ausgesprochen gesund und munter gewirkt.
    Da Katia Jacques liebte, machte sie das sehr froh.
    Tara warnte sie noch einmal eindringlich, keine Fremden ins Haus zu lassen, und Katia erwiderte, sie habe keineswegs die Absicht, Tara solle also unbesorgt sein.
    Sie klopfte an der Bibliothekstür. Erst beim zweiten Anlauf schien sie die Aufmerksamkeit ihres Großvaters zu erregen. Er bat sie herein.
    Sie blieb auf der Schwelle stehen. »Ich habe einiges im Dorf zu erledigen. Brauchst du etwas?«
    Sein Computer war angeschaltet, und auf dem Tisch lagen zahlreiche Bücher. Er betrachtete sie stirnrunzelnd. »Du willst ins Dorf? Ich muss mit dir reden.«
    »Ja, klar. Ich bin nicht lange weg. Sobald ich wieder da bin, melde ich mich bei dir. Wenn du willst, können wir den Nachmittag gemeinsam verbringen.«
    Sie wollte ihm nicht sagen, was sie vorhatte, weil sie nicht wollte, dass er ihr den Besuch bei der Polizei ausredete.
    Er runzelte noch immer die Stirn. »Wir müssen dringend miteinander reden.«
    »Ich rede immer gern mit dir.«
    »Mit mir reden ist das eine, aber mir zu glauben … Na gut, es reicht auch heute Nachmittag noch. Du bist nicht lange weg?«
    »Versprochen.«
    Er nickte. Offenbar war er ganz in seiner Arbeit versunken. »Du passt gut auf dich auf und kommst gleich wieder zurück?«
    »Jawohl, Großpapa, versprochen.«
    Sie widerstand der Versuchung, ihm zu erklären, dass sie über einundzwanzig war und in New York lebte, wo sie schon eine ganze Weile auf sich allein gestellt war und es bislang ganz gut geschafft hatte.
    »Versprochen«, wiederholte sie.
    Er nickte und wandte sich wieder seinen Büchern zu. Tara schloss die Tür und rief Katia zu, dass sie jetzt gehe, aber bald wieder da sei. Dann eilte sie zur Haustür. Als sie sie öffnete, sah sie zu ihrer Überraschung, aber auch zu ihrem Verdruss Brent Malone davorstehen.
    »Brent!«
    »Guten Morgen, Tara.«
    Sie trat nach draußen, und er musste eine Stufe rückwärts nach unten gehen. Die Haustür ließ sie jedoch offen, für den Fall, dass sie einen Fluchtweg brauchte. Eigentlich wollte sie forsch und kühl sein, doch stattdessen wallte eine Wärme in ihr auf, die sie einigermaßen beunruhigte. Sie wollte ihm Millionen Dinge an den Kopf werfen, und doch war sie versucht, die Hand auszustrecken und sein Gesicht zu berühren. Er sah müde aus und war trotzdem unglaublich attraktiv. Heute Morgen trug er kein Jackett, sondern ein langärmliges schwarzes Seidenhemd und eine legere Baumwollhose. Er wirkte frisch geduscht und rasiert, das Haar war im Nacken zusammengebunden, das gebräunte Gesicht ernst und fesselnd. Sie wusste, dass ihr sein Duft im Gedächtnis haften bleiben und genauso wenig nachlassen würde wie die Versuchung, ihn anzufassen, selbst wenn sie jetzt ihr Vorhaben ausführen und ihn einfach stehen lassen würde.
    Sie zwang sich, möglichst gelassen und entschlossen zugleich zu klingen. »Was zum Teufel ist letzte Nacht passiert?«
    »In der Bar waren ein paar harte Jungs.«
    »Und um die haben Sie sich gekümmert?«
    »Sozusagen.«
    »Warum mussten wir so plötzlich aufbrechen? Und warum hatte ich den Eindruck, dass …«
    »Dass was?«
    »Dass … ich weiß nicht. Dass wir jemanden überfahren haben, dass jemand auf das Auto gesprungen ist.«
    »Haben Sie denn jemanden gesehen?«
    »Nein. Und als wir zur Bar zurück sind, haben wir nicht einmal Sie gesehen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin schnell.«
    Heute schienen seine sonst grün-goldenen Augen irgendwie verhangen.
    »Wie auch immer«, murmelte sie. »Ich kann jetzt nicht mit Ihnen reden.«
    »Ich wollte auch gar nicht mit Ihnen

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