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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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Wie würde er wohl reagieren, wenn sie jetzt klein beigäbe und ihm erklärte, ihr Großvater sei davon überzeugt, dass das Böse ausgegraben worden sei und jetzt Vampire im Dorf herumstreunten, die es wahrscheinlich auf das Festmahl abgesehen hatten, das das Dorf bieten würde und auch die Gegend etwas weiter westlich – die Millionenstadt Paris? Und dass sie in der kurzen Zeit, die sie hier war, die merkwürdigsten Leute getroffen hatte, die ebenfalls an das Böse glaubten, und dass sich einer von ihnen zur Mordzeit in der Grabkammer aufgehalten hatte?
    In der auch sie gewesen war …
    »Hören Sie«, sagte sie stattdessen, »es tut mir leid, dass ich Ihre Zeit vergeude. Aber ich habe vor, eine Weile hierzubleiben. Meine Cousine ist eine junge Frau, die täglich in die Stadt pendelt. Selbstverständlich mache ich mir Sorgen. In den Zeitungen wurde der Mord erwähnt, aber weiter wurde nichts berichtet. Jawohl, ich bin hergekommen in der Hoffnung, zu hören, dass die Polizei sich intensiv mit dem Fall beschäftigt und dass man schon einen Verdächtigen im Visier hat, ja, dass demnächst mit einer Verhaftung zu rechnen ist.«
    Endlich grinste Javet schwach. »Leidenschaftlich, ungestüm, entschlossen, der Gerechtigkeit zu ihrer Geltung zu verhelfen. Ja, Sie klingen sehr amerikanisch, aber vielleicht auch ein bisschen französisch. Ich wünschte, ich könnte Ihnen mitteilen, dass demnächst mit einer Verhaftung zu rechnen ist. Aber ich kann Ihnen versichern, dass wir tatsächlich Verdächtige haben und dass wir keine Ruhe geben werden, bis der Urheber dieses schrecklichen Verbrechens der Gerechtigkeit zugeführt worden ist. Sind Sie damit zufrieden?«
    »Ich wäre zufriedener, wenn ich erfahren würde, dass Sie den Mörder festgenommen haben.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Javet. »Und ich wäre zufriedener, wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass es noch einiges gibt, was Sie mir nicht erzählt haben.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr sagen. Meine Cousine und ich sind gestern Abend ausgegangen, und als wir die Bar verließen, hatte ich das Gefühl, dass wir … dass wir verfolgt wurden. Dass man vielleicht … irgendeinen Angriff auf uns geplant hatte.«
    »Welche Bar?«
    »Das La Guerre. «
    »Und was hat Ihnen das Gefühl gegeben, Sie würden angegriffen?«
    Noch bevor sie antwortete, war ihr klar, wie lächerlich ihre Antwort in seinen Ohren klingen würde. »Schatten«, sagte sie trotzdem.
    »Aha, Schatten. Eine finstere Straße, Angst im Herzen«, erwiderte er einigermaßen mitfühlend. »Gab es denn mehr als nur … Schatten?«
    Sie zögerte. »Wir dachten, wir wären mit etwas zusammengestoßen – oder mit jemandem.«
    »Ach ja? Bei uns gingen heute Morgen keine Meldungen über tote Körper am Straßenrand ein.«
    »Wir sind noch einmal umgekehrt und haben auch nichts dergleichen gefunden.«
    Javet musterte sie noch immer eingehend. Sie spürte, wie sie abermals errötete. Sollte sie ihm berichten, dass sie die Bar nicht alleine verlassen hatten und dass ihr Begleiter sie gedrängt hatte, wegzulaufen? Aber dann würde er wissen wollen, wer dieser Begleiter gewesen war, und sie würde sich weiter verstricken und schließlich auf die Vorfälle in der Grabkammer zu sprechen kommen. Es war töricht gewesen, zur Polizei zu gehen.
    »Hören Sie«, meinte sie, »es tut mir leid. Ich hätte Ihre kostbare Zeit nicht beanspruchen dürfen. Wahrscheinlich brauchte ich so etwas wie Trost. Ich wollte hören, dass die Polizei etwas unternimmt.«
    Javet zuckte mit den Schultern. »Sie dachten, wir wären hier nur eine kleine Dienststelle und hätten weder das Wissen noch die Fähigkeiten, mit einem solch schrecklichen Verbrechen umzugehen, weil wir gewöhnlich nur Strafzettel ausstellen, wenn Leute nicht ordentlich parken oder Ampeln missachten.«
    »Nein, nein, wirklich …«
    »Wie ich schon sagte: Wir haben einen hervorragenden Spezialisten aus Paris an unserer Seite, einen Mann, der mit solchen Arbeiten bestens vertraut ist. Und wir sind auch nicht so schlecht ausgerüstet, wie Sie vielleicht denken. Wir sind zwar nur ein kleines Revier am Rand einer Großstadt, aber auch hier passieren manchmal schlimme Dinge. Wir sind für ein ziemlich großes Gebiet zuständig und hatten auch schon mit dem einen oder anderen Mord zu tun.«
    Es war wohl an der Zeit, den Mann auch einmal zu loben. »Ich habe auf den ersten Blick erkannt, dass Sie ein tüchtiger Beamter sind, Monsieur.«
    Er

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