Reich kann jeder
schön reinstecken, damit er weiter so bescheuert aussah auf seinen Stelzenbeinen.
»Guck mal, der ist so reich, aber leider ein bisschen blöd.«
Herrmann, der Reiche, war der Dumme.
Herrmann zahlte.
»Das neue Sylt ist wie Ibiza«, prostete einer. »Genauso ausgelassen, dieselbe Sonne, derselbe Himmel, dieselbe Stimmung. Ein bisschen verspannter. Aber dafür: ohne Drogen!«
»Klar, ohne Drogen!«, rief sein Kumpel.
Der Himmel loderte, Wolken in Rosa. Am Ende tanzten alle, jung und nackt, und warfen Luftgitarren.
Als wir gingen, sagte Anne: »Für ein 18-jähriges Mädchen ist das genau das Richtige hier. Hier kann sie sich einen suchen und träumen, dass es für ewig ist.«
So endete der Tag, an dem Anne sich den Job bei Greta holte.
Der nächste Tag begann mit frischen Brötchen, den vielleicht besten der Insel. Der Bäcker ist der Bodyguard von Otto Waalkes. Das sagte er zumindest.
»Ich bin gerade aus Florida zurück«, sagte er. »Ich mache nur Brötchen und kein Brot, und nur die, die ich will. Nächste Woche kommt Otto. Man braucht ja nicht so viel.«
800 Euro Lokal-Trinkgeld gab es den Abend. 800 Euro!
Wie viel Anne wohl in der Sansibar verdient hätte? Bestimmt mehr als als Journalistin, hat der Promi-Wirt gesagt und ihr noch einmal über die Wange gestrichen.
***
Fern vom Trubel, bei »Gosch« auf Sylt in List.
»Lass uns erst mal zwei Glas Rosé-Champagner bestellen«, sagt eine Sophie-Verena am Nachbartisch zu einem Magnus. »Oh ja. Die Nudeln mit Scampi könnte man auch nehmen.« Wir bestellen das Gleiche.
Da kommt mir die nächste Idee. Die Idee, meine Wohnung ins Internet zu stellen unter dem Motto: »Wohnen wie ein Buchautor.« Weil wir doch jetzt so viel unterwegs sind.
»Anne, wir geben, was wir haben. Alles muss raus«, sage ich zu ihr.
»Wenn du meinst«, sagt sie und verdreht ein bisschen die Augen. »Wohnen wie ein Jan!«, sage ich.
In der Wohnung muss doch Geld drin sein!
***
Das Telefon klingelt. Jack Morgan ist dran. Er sitze jetzt in seinem Learjet. Er ist jetzt auf dem Weg und will wirklich kommen, unser Stargast.
Jack Morgan, der es zu Millionenumsätzen bringt mit seinem Schmuck und seinen Lehren und dem wir geschrieben haben, nichts im Leben sei Zufall, für alles im Leben gebe es seine Begebenheit, seine Zeit, seine Bestimmung und seinen Ort – und der jetzt kommen will.
»Scheiße«, rufe ich. »Was machen wir mit dem?«
Wir haben jetzt einen Guru, aber kein Seminar. Es ist zum Heulen.
Als er aus dem Flieger steigt, trauen wir uns kaum, ihm in die Augen zu gucken.
Ich bin atemlos vor Scham.
Wir fahren ins »Einstein« mit ihm, eine von Gerhard Schröders Lieblingsbars Unter den Linden, weil ich dort den Platzeinweiser kenne, der mir immer persönlich die Hand gibt und fragt: »Schön, dass Sie da sind, wo wollen Sie sitzen?«
Wir wollen ihm alles beichten, dem Stargast, aber es gelingt uns nicht, weil er sich so freut.
Wir gehen in die »Newton Bar« am Gendarmenmarkt, eine der schicksten Bars der Stadt. Wir wählen Orte, die Eindruck machen, die ihm gefallen und ihn versöhnlich stimmen. Wir wählen eine Reichen-Welt nur für ihn.
Wir führen Alibigespräche, er sagt das, was er den Gästen sagen wollte und immer noch will. Er sagt all die vielen Sachen, die so einfach klingen und es so leicht machen.
»Seien Sie sicher, das funktioniert«, sagt er. »Zwei Jahre und drei Monate für die erste Million. Ich habe es geschafft.«
Er macht mir vor, wie er es betonen will, und sagt: »Vertrauen Sie in sich, vertrauen Sie in die Kraft der Angst. Lieben Sie Ihre Angst!«
Wenn man seine Angst liebe, Gott, was da alles möglich sei, sagt er.
Die Angst, der beste Freund, er habe sie auch geliebt.
Er verkündet eher Anne als mir, was er sich alles aufgebaut habe, nachdem er von der Straße kam, in diesem kalten, finsteren Amerika. 17 Galerien habe er drüben, 4,5 Quadratkilometer Farm in Arizona, 84 Angestellte in seiner Schweizer Schmuckfabrik, neun Eigentumswohnungen und ein gewaltiges Millionenhaus im Bau. Das sind seine Zahlen.
Meine Galerie, meine Farm, mein Haus.
»Du musst das Geschäft mit den Träumen, den Wünschen, den Bedürfnissen machen«, sagt er und kneift ein Auge zu.
Es tut mir weh, dass wir nichts haben, nichts für ihn.
Keine Gäste mehr, keinen Coach.
Er erzählt von seinen Geschäften mit den Scheichs von Dubai. Seine Frau habe bald Geburtstag. Er habe wieder den Helikopter bestellt, der sie abholt, er fliege sie auf den Berg. Da
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