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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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12 000 Euro, 8000 Euro, 2900 Euro, 1900 Euro. Wir hatten schon viele Vierer, Dreier, wir schreiben das schon gar nicht mehr auf.«
    Jede Woche! Der spinnt ja.
    Der Jackpot-Achim zündet sich eine an, da kommt seine Frau. Die Jackpot-Petra. Ich sehe sie erst im Monitor, dann in der Tür. Die Jackpot-Petra hat die blonden Haare zum Zopf zusammengebunden und sieht aus wie eine Großtante ohne Alter, eher kräftig als schlank. Wie von den Millionen geformt. Ihre Gesichtszüge sind weich, sie kommt rein, setzt sich hin, reicht uns die Hand und sagt nichts. Das ist nicht gut, denke ich. Das ist nicht schlecht, denke ich. Das ist Petra.
    Petra, die Tipp-Ikonin.
    Es ist skurril.
    Ob sie uns jetzt helfen? Petra sieht nicht so aus. Petra sieht aus, als wolle sie ihre ganzen Zahlen für sich alleine.
    Zahlen, die ja von ihrer Meditations-CD kämen und aus ihrem Kopf und aus einem System von Geburtstagen, mal da zwei Tage mehr, da zwei weniger. Alles rituell und hoch akkurat erarbeitet und getippt.
    Wenn sie die CD höre, sehe sie die grüne Wiese. Achims Beine würden dann immer ganz schwer.
    »Ich weiß, dass ich noch einmal gewinnen werde«, sagt sie, es klingt eher wie ein Schmettern, wie Winnetou, der Old Shatterhand sagt, dass bald Frieden ist.
    »Ich weiß nur noch nicht wann.« Ihre Stimme ist rauchig, als sie betont, wie sehr sie die Zahlen manchmal fühlen könne. »Natürlich kann ich das.«
    Ich habe noch nie eine Frau getroffen, die Zahlen fühlen konnte, die meisten hatten nur Gefühle für mich.
    Ich wende mich ihr zu, sehe ihr in die Augen, bin ganz lieb, früher habe ich immer meine Oma so angeguckt, wenn ich Rote Grütze wollte. Ich mache den Rote-Grütze-Blick.
    »Ich habe noch nie was gewonnen«, sage ich.
    »Du musst dran glauben«, sagt Achim und macht mir Mut.
    »Aber ich denke, ich verliere immer. Los, Petra, bitte tipp doch für uns!«, sage ich. Wir sind jetzt beim Du. »Wir machen auch halbe-halbe mit euch, wenn wir mit eurem Schein gewinnen.«
    Los, Petra, nun mach doch!
    Petra überlegt, Petra will nicht, doch, sie will.
    Dann passiert irgendwas mit ihr, was wir nicht sehen können, dann macht Petra.
    Sie kratzt sich ihren Kopf ein letztes Mal, und Achim führt den Lotto-Stift.
    »Mach mal, mach mal 10, 20, 30«, ruft sie und wirft den Kopf in den Nacken. Die Geburtstage.
    »Mach mal 35, 40«, befiehlt Petra, und er macht das eine und dann das andere Kreuzchen.
    »Warum 35, 40?«, frage ich. »Wo kommen die her?«
    Die habe sie im Kopf. Sie muss die Zahlen regelrecht rauspressen aus ihrem Kopf heute, weil sie noch ein bisschen krank ist. Sie ringt um die Zahlen wie eine Mutter um ihr Kind bei der Geburt.
    »Und dann nehmt mal noch die 7, das ist meine Glückszahl«, sagt sie. Achim macht das Kreuz und freut sich, dass er uns was Gutes tut.
    Irgendwie wird der Schein voll, geburtstagt und meditiert.
    »Ich bin eine Frau, ich will das große Geld, nicht den kleinen Furz«, sagt Petra, und ich gebe ihr recht, dass es richtig ist, an das Große zu denken.
    Das ganz Große.
    Ich mache es, sie macht es, Achim macht es, Anne macht es. Wir sind das viergläubige Quartett.
    Dann fahren wir alle zusammen zu Famila, dem Groß-Supermarkt, wo sie ihren Schein immer abgeben.
    Petra macht drei Mal Tututu auf unseren Schein, sodass er fast so ist wie ein nasser Lappen, damit bei uns auch ja alles so ist wie bei ihnen, wenn sie ihren Schein abgeben. Ich denke, wir haben es, wir haben gewonnen, ganz, ganz sicher haben wir das, ich umarme Petra einmal, zweimal.
    »Das kommt, da kommt was«, rufe ich.
    »Lasst euch überraschen, es gibt nur eine Glücks-Petra«, rufen sie noch. Dann fahren wir wieder los.
    Im Auto bin ich schon ganz ungeduldig, gucke zehn Mal auf die Uhr, wann endlich die Ziehung ist, ganz normal bin ich immer noch nicht, sechs Millionen im Jackpot, drei Mal, hat die Wahrsagerin gesagt. Wir fahren 160, und die Sonne scheint goldgelb von vorne.
    »Weißt du was, Anne«, sage ich. »Weißt du, was wir machen?«
    Ich kann gar nicht aussprechen, was ich da denke, kann ich wirklich nicht.
    »Wir spielen jetzt den Schein, und wenn er scheiße ist, nur für den Fall, dass er scheiße ist, dann verkaufen wir den. Als echte Zahlen von echten Lottogewinnern. ›Mit diesen Zahlen können Sie gewinnen!‹, sagen wir dann!«
    Man könne ja dann eine große Aktion machen mit der Bild -Zeitung, man könne darin ankündigen, dass Lottomillionäre ihre Zahlen verkauften, und sich auf den Fischmarkt stellen. Das ist

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