Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
Vom Netzwerk:
Steuerfrei! Manche Gäste würden mit ihrem Geld um sich werfen, sie schmeißen es auf Maurice, den Mann am Tresen.
    »Du trinkst jetzt mit mir!«
    »Nein!«
    »Du trinkst jetzt mit mir!«
    »Nein!«
    Und dann fliegen die Hunderter-Bällchen, bis er doch trinkt, und dann geht er manchmal mit einem Tausender nach Hause. Wenn es so ist, ist es so.
    Und dann kommt halt manchmal einer, eingeflogen aus Ibiza, nur zum Spareribs essen. Und dann hat halt mal einer eine rote Jeans an, das Geheimzeichen für viel Geld und Großgrundbesitz, und dann gibt er es aus.
    Und dann kommen sie morgens aus der Promi-Disko, dem »Pony« gegenüber, und bestellen sich Champagner aus dem Kühler und halten ihre kaputten Füße rein zum Kühlen.
    Wer zahlt, zahlt. Und dann werden die Nächte eben lang, und dann ruft der bekannte Designer So und So noch an, und dann geht schon mal eine Flasche Dom Pérignon auf für 15 000 Euro. Und dann trinkt man halt keine Cola light mehr, sondern Champagner mit den Gästen, weil das besser kommt, weil man dann mehr verdient und sie das lieber haben.
    Man trinkt und trinkt, weil das männlich ist, weil die reichen Gattinnen richtige Männer mögen, echte Kerle, die sie bedienen. Und dann passiert nun mal, was passieren muss, und dann fährt einer schon mal den ganzen Sommer mit dem Cabrio über die Insel – als Gefallen, wofür auch immer.
    Und dann wackelt manchmal noch die Heide, die ganze Heide wackelt dann noch, und manchmal richtig. Mit der Mutter, der Tochter. Zu dritt, zu viert. Aber nicht weitersagen!
    »Das stimmt doch nicht, oder?«, fragt Anne da.
    »Weiß man das?«, hört sie.
    Anne arbeitet und arbeitet, sie flitzt aus der Küche an die Tische und zurück, faltet und legt, schneidet und bringt.
    Alles ist Perfektion.
    Alles ist Geld.
    »Schönen Tag noch!«
    »Na, ihr Hübschen!«
    Sie leidet mit den anderen, sie hat Spaß mit den anderen, die alle gut verdienen und alle Spaß haben, am Job an den Reichen, die Visitenkarten sammeln, schuhkartonweise, für die Zeit danach, denn wer hier nicht etwas draus macht, ist selber schuld. Wer sich hier keine Zukunft sichert, hat sie nicht verdient.
    Alles hier ist Zukunft – für jeden, alles ist Exzess. Alles ist wie immer, wenn die zusammenkommen, die sich feiern.
    Solange sie kann, macht Anne, und es wird voll, und am Ende fällt sie mir in die Arme.
    »Was für ein Leben«, sagt sie. »Alles, was wir gedacht haben, ist wahr.«
    Es ist so komisch, dieses Sylt.
    Es ist Sylt, es ist barfuß im Kopf.
    Es ist wirklich so, dass es Sex ist. Dass Sylt Sex ist. Dass sich hier jeder nimmt, was er gerne möchte.
    ***

Bässe hämmerten an diesem Tag, Jungs mit Muskeln, in Shorts kamen uns von einer Bar aus den Dünen entgegen, Mädchen mit knackiger Bräune in BHs, die auf den ersten Blick ein wenig zu klein schienen, mit Unterteilen, die fast im Körper verschwanden.
    Bubis tanzten vor uns in Shorts, gestreift, rot, hellblau, lila, den Weißwein in der Hand. Sie tanzten mit den Mädchen, alleine oder mit Ralph Lauren. Danach haben sie sich in den Sand gelegt oder Nachschub geholt aus Plastikbechern.
    »Man zahlt leider immer für drei«, sagte der Mann neben mir und goss mir voll, die Hälfte daneben.
    Seine Tischdamen tanzten schon auf dem anderen Ende des Tisches. Ich konnte ihnen nicht unter den Rock gucken, sie hatten keinen an. Milchbubis legten sich auf Sahneschnitten, Milchbubis spielten Zunge versenken und Zartes entdecken – und alle sagten: fairer Deal. Das hier war nicht für die anderen. Das hier war für jeden selbst.
    Eine Dunkelhaarige mit Neon-BH hat mich angeschaut, warf ihren Kopf zurück, tanzte mich von oben an, steckte ihre Finger ins Höschen und guckte mich dabei an.
    Hat der was? Ist der wer? Will der mich?
    Ich habe sie auch angesehen, meine Knie wurden weich. Wo ist unten, wo ist oben? Wer ist drunter?
    Wasser und Weißwein vermischten sich zu Schorlen, Saft, das Leben holte sich Saft, Anne tanzte auf dem Tisch.
    Herrmann war da.
    »Der einzige von drei Brüdern, der die 150 Millionen aus seinem Erbe behalten hat.«
    Herrmann hatte sein gestreiftes Hemd in die weiße kurze Hose gestopft, aber sein Bauch ließ sich nicht einsperren und quoll in großen Fladen über seinen Gürtel.
    »Schau mal, der sieht aus, als hätte der Kohle. Der sieht nach Geld aus«, feixte die Runde. »Wie einer aus Texas, Arizona.« Und ich guckte genau hin.
    Herrmann wollte auch sein Hemd rauszupfen, lässig sein. Aber sie sagten ihm, er solle das mal

Weitere Kostenlose Bücher