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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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bekomme sie diese Winterjacke, die sie sich so wünsche.
    Er erzählt von der Kraft der Liebe.
    Alles ist Helikopter.
    Sein ganzes Leben ein einziger Himmel.
    Unser Leben ist nichts. Unser Coach hat Rheuma, er hat abgesagt, es gibt kein Seminar, die Gäste können auch nicht kommen.
    Zu seiner Hochzeit gab es auch schon einen Helikopter, sagt er.
    »Meine Frau mochte den so«, sagt er und guckt so verliebt wie am ersten Tag. Ein 1,91-Meter-Hüne mit Bündeln voller Geld in der Hosentasche und einem Blick wie Romeo.
    Wir bringen ihn ins Hotel.
    »Ich mag auch Helikopter«, sage ich. »Nur, wenn sie beim Start die Nase hochnehmen und so schaukeln, das mag ich nicht«, obwohl ich noch nie geflogen bin.
    Dann gestehen wir es ihm. Dass wir das Seminar leider verschieben müssen. Es tue uns so leid, sage ich und schweige im Dunkeln.
    Siemens! Siemens habe uns ganz kurzfristig abgesagt, lüge ich, und es rutscht mir so gut raus, dass ich selber erschrecke. Aus Angst vor der Schweinegrippe, behaupte ich. »Keine Gruppenveranstaltungen mehr für Führungskräfte!«
    Es ist furchtbar.
    Mein Herz schlägt, ich denke an die fünf Absagen, die wir rausgeschickt haben. An die Leute, die kommen wollten. Die Hautärztin.
    Zu uns. Zu ihm.
    An die Euro, die wir jetzt nicht verdienen.
    Morgan lächelt nur.
    »Schweinegrippe, was ist das?«, fragt er.
    Er komme gerne mit in den Park am nächsten Tag, zum Zeitvertreib, gar kein Problem sei das, dass wir jetzt nur eine Videobotschaft drehen für den Tag, an dem wir das Seminar nachholen. Er liegt im Gras, er steht vor Grün, er weist geradeaus.
    Die Hautärztin und ihre Freundin hätten jetzt so viel mehr Kraft, denke ich, und dann bringen wir ihn wieder zum Flughafen, und er fliegt wieder weg, und wir sind ganz traurig. Es ist ein komischer Moment, ein ganz komischer.
    »Jan, der hätte es wirklich gemacht«, sagt Anne, »Jack Morgan hätte wirklich alle begeistert.«
    Kurz denke ich, dass wir jetzt anders sind als früher, dass uns wirklich alles offen steht. Alles ist so groß, so frei. Wenn man nur weiß, wie man es steuert.
    Ich kann, ich will, ich darf. Alles darf man, und wenn man es nicht macht, ist man selber schuld.
    Oder man hat es selber so gewollt.
    »Du bist aber schon ein anderer Mensch geworden«, sagt ein Freund zu mir, ohne zu wissen, was los ist. »Da kannst du ja zufrieden sein.«
    Ich nicke nur, ich weiß noch nicht, ob das stimmt.
    ***
    Sechs Millionen sind im Jackpot, wenn, dann jetzt, denke ich.
    Acht Millionen haben sie beim ersten Mal gewonnen.
    Das Dorf, in dem sie wohnen, sieht aus wie geleckt, eine gerade Straße führt hinein, Felder links, Felder rechts, die Bäume atmen grün, es wirkt alles so quadratisch und ordentlich, als hätten es die Buberts finanziert.
    Fünf Tage hatten wir versucht, sie anzurufen, von Sylt, aus Berlin, immer war besetzt. Auf das Fax hat er sofort reagiert, der Herr Lottomillionär, den wir für uns gewinnen wollen. Weil sie so schräg sind, seine Frau und er.
    Weil die meistgezogenen Lottozahlen für uns nicht im Geringsten funktionieren.
    Er hat sie gefragt, ob das okay wäre, wenn wir kämen. Er hatte es wirklich nicht leicht, stellte sich raus, ihre Ehe sei fast gescheitert an diesem ganzen Geld, den acht Millionen Mark. Seine Kinder sind in der Schule als Lottoschweine gehänselt worden von den elendigen Neidern, da fragt man vorher lieber noch einmal nach, ob das okay ist, dass da schon wieder Fremde kommen. Die Wahrsagerin hat ihnen doch gesagt, dass sie wieder gewinnen würden, nicht nur einmal, sondern dreimal. Da muss man doch vorsichtig sein – diesmal nicht erst nach dem Gewinn, sondern schon vorher.
    Da könne man ganz schnell an die Falschen geraten, insbesondere wenn die Falschen sagen, sie seien durch einen Zeitungsartikel auf sie aufmerksam geworden.
    »Wir müssen unbedingt versuchen, ihr Herz für uns zu gewinnen«, sage ich zu Anne im Auto, »damit sie für uns die richtigen Kreuze machen.«
    Ich erzähle ihr alles, was sie wissen muss, damit sie nichts Falsches sagt, alles, was bekannt ist.
    Von der Umarmung an dem Tag, als das Geld kam, der ersten Berührung seit Langem.
    »Puschi«, hatte er sie gerufen in der Millionennacht, er hieß Achim. Von ihrem ganzen schlimmen Schicksal erzähle ich. Sie hieß Petra.
    Petra und Achim warteten nach der Siegernacht auf den Mann mit dem Koffer, aber er kam nicht, der Koffer-Mann, es gab nur einen Anruf und nichts zum Anfassen. 2,5 Millionen Mark waren schon nach einer

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