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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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Sonne.
    »Hey, Jungs, wollt ihr mir helfen?«, fragt Anne. Einer ist dunkel, der andere blond.
    »Wie denn?«, will der Blonde wissen. Anne zeigt ihr Schild, und es folgt ein längerer Dialog, den ich aus der Entfernung nicht verstehen kann und der mal in die eine und dann in die andere Richtung zu kippen scheint.
    »Sorry. Ich habe nur meine Karte dabei!«, ruft der Blonde und sieht wirklich so aus, als täte es ihm wahnsinnig leid.
    Er denkt, das müsse er ihr beweisen, und zieht sie aus der roten Badehose. Rote Kreditkarte in roter Badehose.
    »Schade, dann beim nächsten Mal«, sagt Anne und macht dem Freund noch ein Kompliment für seine Turnschuhe.
    »Wo würdest du denn gerne?«, fragt der.
    »Egal«, sagt Anne und guckt ihn an.
    »Wo macht es dich am glücklichsten?«, will er wissen und guckt in meine Richtung, als nehme er mir mit Freuden etwas weg.
    »Du kannst den Rücken, die Haare. Wie du möchtest. Du kannst mich aber auch tragen.«
    Sein Karten-Freund lacht, er lacht auch. Er findet das lustig. Und dann nimmt er Anne an den Schultern, hebt sie hoch und trägt sie. Die Liege rum, einmal, noch einmal, schleppt er sie. Sie lachen beide, Anne und er, er lacht ganz dunkel, als er Anne wieder auf ihre nackten Füße stellt.
    »You are fucking cool«, sagt er.
    Und zahlt.
    Nicht 50 Euro, sondern 100!
    Er gibt Anne 100 Euro, als sei das normal. Den doppelten Lohn für keine Arbeit, einfach so, nicht nur 50, sondern 100 Euro.
    Für das Sex-Spiel ohne Sex, eine Mutprobe zwischen einem durchgeknallten Deutschen und seiner hübschen Freundin, die nicht mal seine Freundin ist.
    »Ihr seid echt schräg«, sagt er zum Abschied.
    Drei Stunden lang laufen wir über den Strand von Pampelonne, gucken auf die Jachten, hinter den Palmen dröhnen die Bässe der Bars, in denen Bono mit Liz Hurley sitzt. Oder Abramowitsch mit dem Herrenausstatter von Putin.
    Männer, die alleine sind, streicheln nicht, aber es sind nur wenige alleine. Männer, die zu jung sind, machen es nicht, aus Angst verarscht zu werden. Männer, die ihren Freunden was beweisen wollen, machen es am liebsten.
    ***
    Es ist Mitternacht und hell wie am Tag. Alles leuchtet. Das berühmte Café de Paris platzt aus allen Nähten, die Uhr über dem Casino strahlt wie ein zweiter Mond. Wir ignorieren die Kameras.
    »Wandelnde Geldsäcke«, sage ich zu Anne und zeige auf die Schlange beim Eismann, aber Anne sieht nicht begeistert aus.
    Sie hat das kleine Schwarze an, in dem ihre Beine so scharf aussehen, sie hat ihren weißen Burberry-Mantel über den linken Arm geworfen, so als kämen wir aus dem Casino vom Spielen und hätten gerade die spontane Idee gehabt.
    Sie hat die Haare perfekt gefönt und gestylt. Sie sieht gut aus, gut genug für die nächsten Hunderter.
    »Happy Birthday« spielt die Kapelle im Café de Paris in drei Sprachen. Ein Typ, der aussieht wie Woody Allen, kommt uns entgegen. Eine Araber-Kombo in weißen Hosen bestellt heißen Tee.
    Anne sucht Augenkontakt.
    »Anne, lass die Leute in Ruhe!«, rufe ich und wünsche mir genau das Gegenteil.
    »Das ist eine Wette«, wendet sie sich wildfremden Leuten zu, »wenn wir bis drei Uhr 500 Euro zusammenhaben, dann heiratet er mich, hat er gesagt. Gleich morgen.«
    »Lass das, Anne«, rufe ich und tue so, als sei mir das peinlich und als ginge es uns nicht ums Geld. »Anne, niemand wird dir helfen!«
    Es ist wirklich so, denke ich. Wir müssen fun sein. Die Leute müssen denken, dass dieses Gespräch hier ein absoluter Zufall ist.
    Es sind plötzlich viele Männer da, viele Männer, die auf ihre Frauen aufpassen, manchmal nicht nur auf eine.
    Der Platz vor dem Casino ist irgendwann, wenn die normalen Menschen schlafen, kein Ort mehr für Spiele mit Frauen ohne Sex – er ist ein Platz, an dem man alles kaufen kann.
    Ich bin enttäuscht und ziehe Anne zurück.
    »Nächstes Mal wieder am Strand«, sage ich und köpfe mit ihr noch eine neue Flasche Rosé, die Thierry für uns kalt gestellt hat.
    Der Wein ist wirklich herrlich kühl.
    ***
    Ganz klein ist der Juwelier. Die Wände sind blau, das Gold ist frisch mittendrin in diesem berühmten Hotel gleich um die Ecke vom Casino. Wir haben ein bisschen anprobiert. Sie bringen uns jetzt vom Besten, dem Allerbesten. Von den roten Ohrringen mit den Rubinen, den Ringen mit den Conch Pearls und den Tausenden Diamanten. Die schöne Margaux und der schöne Maurice.
    »Oh, ich habe gar keine Löcher«, sagt Anne.
    »Oh, Sie haben keine Löcher, gar kein Problem!«,

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