Reich kann jeder
sie heute Morgen nach dem Duschen oder am Pool vergessen.
Eine teure Sonnenbrille helfe eine Weile auch.
Ich weiß immer noch nicht warum, aber er mag mich, und ich mag, dass er mich mag. Vielleicht ist das merkwürdig, dass man von Menschen, die man eigentlich nicht mag, trotzdem gemocht werden will, insbesondere wenn sie reich sind. Ich kann mir das auch nicht erklären.
»Du bist cool«, sagt er und greift mir um die Schulter, als Anne auf der Toilette ist. Es ist ein harter Griff und er ist ein bisschen feucht, aber das ist mir egal.
Die Küste sei ein Spielplatz, Gott, er habe hier auch gespielt. Was er hier nicht alles gespielt habe. Das müsse ich erst noch lernen. Das sehe er ja schon an meinem Blick, wie unsicher ich sei.
»Du musst spielen, so wie ich das gemacht habe. Wie es alle machen. Hast du ein Gefolge, mit dem du in die Bars gehst?«
Ich schüttele den Kopf. Müsste ich aber, fährt er fort.
»Eigentlich müsstest du eine Clique haben, eine richtige Clique, die dir hinterherläuft und alles macht, was du auch machst. Du holst nicht zu trinken, du lässt holen. Jeder hat eine Clique.«
»Ich habe Anne«, sage ich.
»Ja, und?«
Er starrt mich an, intensiv.
»Wir sind ein gutes Team«, sage ich.
Er guckt mich immer noch an.
»Ja, und?«, fragt er. »Wie viele Frauen hättest du gerne mehr?«
Der Millionär meint, ein Mann wie ich könne mehr als eine haben. Wo sei denn da das Problem. Eine Frau sei eine Frau, und wenn sie einem reichen Mann gefalle, dann mache man zack, bumm. So einfach sei das. Da hätte ja auch die Frau was von.
Bei zack, bumm zucke ich ein bisschen zusammen.
Es gefällt ihm, davon zu reden, er redet gern von Sex, ich glaube, das macht ihn ein bisschen scharf.
Er habe, und das sage er mir im Vertrauen, auch mehr als eine auf einmal gehabt, schon öfter. Das wolle doch jeder.
Er macht mir klar, wie aus seiner Sicht die Welt eines Mannes sein könne, wenn der Mann es so will. Ich müsse das nur begreifen.
Ich sei der Mann, ich sei der Star. »Das ist nun mal so.«
Wenn ich der Star bin, was ist dann eigentlich die Frau? Ein Fan?
Dann wechseln wir das Thema, das heißt er wechselt es, wir sprechen ein bisschen über die Côte, dass es schon komisch sei, dass die Welt so ein großer Ball ist, und im Sommer seien sie alle hier, alle. Ob ich mich denn wohlfühle?
Viele seien ja schon als Kinder hergekommen und würden sich seit Jahrzehnten kennen und immer ihre Sommer hier verbringen.
Füttern heiße es, wenn man sich halb nackt am Strand die Magnum-Flasche ansetze und von oben den Champagner in den Schnabel schütte.
»Weißt du, am Ende sind die Leute hier immer alle zusammen, sie sind alle gleich, sie gehen alle in dieselben Clubs. Sie kennen sich alle«, sagt er, und ich sage nicht viel. »Sie wissen nicht, was sie machen sollen, und hängen draußen auf dem Wasser ihre Ärsche rüber«, sagt er. »Sie lachen über die aberwitzigsten Sachen. Sie pudern sich die Nasen, bespritzen sich. Wenn du fun bist, laden sie dich wieder ein. Du musst fun sein, Spektakel bieten«, sagt er.
»Yeah, I like fun«, sage ich so ernst ich kann, aber das will mir nicht so recht gelingen, ihn mir vorzustellen, wie er seinen beschissenen Arsch über die Reling hängt.
Ich gucke ihn an, seine gerade Nase, die Stirnfalte, die mal ganz ernst aussieht und ihn dann wieder ganz weich wirken lässt.
Er ist brauner als in London, tut lässiger.
Es ist, als mache die Küste einen anderen aus ihm. Ich weiß nicht mehr, wer er ist und ob ich ihn mag.
Ich höre ihm zu, wie er von Jean-Paul Belmondo erzählt und mir sagt, dass Jack Nicholson da ist.
Dann kommt Anne zurück, sie sieht wieder frisch aus, sie hat sich noch einmal nachgeschminkt und ein bisschen aufs Meer geguckt, jetzt lächelt sie uns an.
»Herrlich ist es hier«, sagt sie. »Ich fühle mich ganz Sommer.«
»Unser Guru-Seminar war ein voller Erfolg«, sage ich. »Fünf Leute waren da und ein Coach aus der Schweiz. Ich habe den Mann in the Arbeitsamt bestochen, aus Gag«, prahle ich mit dem, was wir haben, gemacht haben, und übertreibe, wie er es auch machen würde.
Anne hasst mich dafür, aber sie kapiert, dass das jetzt so sein muss.
»Pass auf den auf«, sagt er zu Anne bei der Verabschiedung und meint mich. »Der ist unberechenbar.«
Noch eine Umarmung, der Mann, der morgen auf die Jacht geht und uns an Land lässt, küsst Anne links und rechts, formvollendet. Dann brechen wir auf, durch die Berge in Richtung
Weitere Kostenlose Bücher