Reich kann jeder
sagt Margaux. Die Diamanten hat sie auch als Clips, sagt sie, und verschwindet im begehbaren Safe.
»Möchten Sie in der Zwischenzeit ein wenig unsere Uhren ansehen, mein Herr?«, fragt mich Maurice und verschwindet auch im Safe.
Irgendetwas zieht sie beide da rein.
Dann ist Maurice wieder da mit limitierten Uhren für 89 000 Euro, die er nur für mich rausbringt. Uhren schwerer als alles, was mein Gelenk jemals umhaben durfte. Groß und klobig, das Ziffernblatt breiter als mein Arm. Exklusiv sind sie, so exklusiv, dass niemand anderes sie hat.
Nur Maurice, und gleich ich.
Zwei Uhren bringt er mir. Eine eckige und eine runde. Drinnen schwingen die Diamanten, und Maurice beobachtet meinen Blick.
Ja, er schätze auch die eckige mehr, die sehe maskuliner aus, sagt der Juwelier.
Ich bin nicht in der Lage, das Armband alleine zuzumachen, aus Angst, dass mir die Uhr runterfällt oder mein Arm zu dünn sein könnte – aber da hat er einen Blick für, dass er keinem Millionär einen zu kräftigen Arm einstellt. Da muss er nicht nachstellen, der perfekt gekämmte Maurice, und die schöne Margaux mit ihren zauberhaften Wimpern und den blonden langen Haaren muss auch nichts zwei Mal machen. Da haben sie ein Auge für.
»Du könntest auch ein Russe sein«, sagt Margaux zu mir, »aber eher einer der zarten.«
Ich lächele unbeholfen.
Anne kriegt zwei Ohrenclips mit Rubinen angelegt. Und dann noch ein Collier mit Rubinen, ein Armband mit Rubinen, einen Ring mit Perlen. Ihr Hals leuchtet, ihre Ohren leuchten, ihr Arm, ihre Hand leuchtet.
Sie strahlt.
Fünf + Eins + Eins + Eins = Acht.
Acht Millionen hat sie jetzt um. Fünf Millionen Euro um den Hals, eine Million um den Arm, eine Million am linken Ohr, eine Million am rechten.
»Wahnsinn«, ruft sie vor dem Spiegel. »Ich brauche einen Bodyguard!«
Nie war ihr Schmuck wichtig, aber jetzt sieht sie aus, als wolle sie ihn stehlen.
»Er ist ja so, so schön«, ruft sie und ist ganz Frau.
Dürfen wir?
Ja, wir dürfen.
Als wir auf einem Proberundgang in der Lobby verschwinden, kommt uns Putins Herrenausstatter in kurzen Hosen entgegen.
Ich grüße, nicke.
Anne grüßt, nickt.
Er kriegt seinen Mund nicht wieder zu.
»Ich zahle mit meiner schwarzen Centurion«, scherze ich, als wir zurück sind, weil ich weiß, dass das die beste Kreditkarte sein soll.
Maurice nickt.
»Ach, nein, machen Sie vier Millionen in cash, wir haben noch so viel Bargeld rumliegen.«
»Aber Monsieur«, sagt Maurice.
»Maurice, wir wollen zum Strand. Bringen Sie bitte alles in unser Hotel«, sage ich. »Nein, senden Sie es mir direkt nach Deutschland, ich gehe jetzt schwimmen und schicke Ihnen meine Privatsekretärin mit meinen Daten vorbei.«
Maurice beugt sich vor, zwinkert und zeigt sich generös.
»Darf ich der gnädigen Frau Sekretärin dann auch eine kleine Aufmerksamkeit mitgeben?«
Ich lache.
Ich sage: »Ja, gerne.«
Dann nimmt Maurice meine Uhr für 89 000 Euro, legt sie auf ein Samtbett in die dafür vorgesehene große schwarze Box. Zwei passende Manschettenknöpfe gesellen sich dazu. Als Geschenk.
Die Box mit der Uhr und den Knöpfen wandert in den dafür vorgesehenen braunen Rollkoffer, den man verschließen kann. Er geht nur schwer wieder auf. Mit dem Fingerabdruck des Käufers.
Auch Annes Schmuckverschlüsse gehen nur schwer wieder auf. Fast ist es so, als würden die Rubine rufen, dass sie bei Anne bleiben wollen und nicht mehr zurück. Aber nur fast.
»Wissen Sie, ich möchte diese Uhr nicht geschenkt«, sage ich. »Ich möchte diese Uhr nur haben, wenn ich sie mir selber gekauft habe.«
Der Juwelier versteht das.
»Wenn mich alle angucken und sich fragen, wer ist der Typ, wo hat der diese Uhr her?«, sage ich und glaube fest daran, was ich sage, mir wird richtig warm dabei. »Wenn sich alle fragen: Gehört die ihm? Wenn ich nicht sagen kann, dann und dann nach diesem Deal habe ich sie mir gekauft. Was ist sie denn dann noch außer eine Uhr?«
Maurice und ich – wir verstehen uns.
Ich streichele den Koffer. Die Uhr soll jetzt schlafen.
»Bis bald«, sagt Maurice, der Juwelier, zum Abschied und gibt Anne Küsschen links, Küsschen rechts.
Als wir rauskommen und die Sonnenbrillen wieder gerade rücken und das Licht so gleißt, ist es fast so schön, dass ich nie mehr wegwollte, so, wie es ist, wenn man sich an etwas gewöhnt hat.
Letitia ist da, die VIP-Begleiterin des Hotels, die sich freut, dass sie für uns da sein darf, und wirklich wahnsinnig hübsch
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