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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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Danny de Vito liegt, wenn alles gut geht.
    Das Schild will sie gleich hochhalten, und jeder kann es lesen. »Tragen: 50 Euro, Streicheln: 100 Euro.« Man darf sie tragen für 50 Euro und streicheln für 100. Man kann auswählen.
    Die Idee ist ja eigentlich nicht von uns, sondern von zwei Kindern in Berlin Prenzlauer Berg. Die Kinder hatten zwei Meerschweinchen, Blacky und Hopsi. Sie ließen Blacky und Hopsi im Park streicheln und tragen. Streicheln für zehn Cent und tragen für 50.
    »Du spinnst ja«, hatte Anne gerufen und mich entgeistert angeguckt, als ich ihr gesagt hatte: »Wenn wir in Saint-Tropez sind, machen wir das mit dir!«
    Ihr Gesicht werde ich nie vergessen, wie da die Empörung rauswich und das Lachen reinkam. Wie sie erst Nein sagte und dann aber lachte. Wie es sich verboten anfühlte und falsch und dann aber lustig.
    So als könne das gehen.
    Ich zeige Anne den ganzen langen Strand, und was wir sehen, ist leider nicht so prickelnd. Es gibt viele leichte Bänke, und auf diesen Bänken liegen viele schwere Männer. Auf circa drei Frauen kommt ein Mann an diesem Strand.
    Es gibt viele Männer in Badehosen, die keine Bangs haben, aber Gummienten und Sonnenbrand. Und es gibt graue Motor-Schlauchboote, aus denen die Reichen klettern, die von den Jachten an den Strand fahren. Ob die Jacht da hinten die von Abramowitsch ist, frage ich mich.
    Wenn ja, dann gibt es hier ein Boot mit Reptilleder an den Wänden, dann sind hier auch ein U-Boot und eine Raketenabwehrstation.
    Zehn Minuten lang schauen wir uns um auf der Suche nach den ersten Gewinnern, die infrage kommen. Ich weiß noch nicht, wer die richtigen sind. Wir versuchen es zuerst bei den Coolen, die etwas zu beweisen haben, entscheiden wir. Keine Monster.
    »Anne, die da?«
    »Okay, los!«
    Anne geht auf drei Italiener in Badehose zu. Sie sind nicht älter als 25. Sie sehen so aus, als lägen sie schon seit Wochen hier rum und ließen keinen Versuch ungenutzt, einer Frau auch nur irgendwie zu gefallen.
    Sie haben einen Volleyball.
    Anne geht direkt auf sie zu, groß und blond und aufrecht, und hält ihr Schild hoch.
    »Do you speak English?«, fragt sie.
    »Yes.«
    Die Jungen kommen näher, sie nehmen sie in ihre Mitte, alle Augen hängen an ihr und ihrem Schild. Anne sucht nach der richtigen Formulierung.
    »I’m the special offer!«, sagt sie – und zeigt noch mal auf das Schild. »Ihr könnt mich tragen für 50, streicheln für 100! Das ist kein Sex. Das ist ein Spiel mit meinem Freund.«
    Ungläubiges Gucken, Fragezeichen in sonnigen Gesichtern. Ich drehe mich weg, schäme mich. Die sind doch nicht so doof hier, denke ich. Es muss auch in Italien eine versteckte Kamera geben. Zumindest suchen sie die. Und dann stelle ich fest: Sie suchen mich.
    »Chi è?«, fragt der eine mit den Muskeln.
    »Wer ist dein Freund?«
    »Dove è?«
    »Wo ist dein Freund?«
    »Ja, er liebt mich, und das hier ist eine Mutprobe«, sagt Anne. »Ihr würdet mir einen Gefallen tun, wenn ihr das macht.«
    Sie werden wütend, die Jungen schütteln den Kopf. Ich fühle, dass es Ernst wird, und gehe ein Stück näher. Sicher ist sicher.
    Meine Jeans sind unten ein bisschen nass vom warmen Mittelmeer. Ich spüre das Nass an meinen Knöcheln, aber es kühlt nicht.
    »Che cazzo!«
    »Was für ein Schwanz«, höre ich.
    »Che culo!«
    »Was für ein Arsch.«
    »Willst du?«, fragt der Muskelmann und tänzelt einmal ganz um Anne rum.
    »Nee!«, sagt der Hagere.
    »Machst du?«, fragt der Hagere.
    »Nee«, sagt der Muskelmann und guckt mich an.
    »50 Euro?«
    Ich wittere meine Chance.
    »Du musst sie von dort nach dort tragen, sonst gilt es nicht, sonst gewinnt sie die Mutprobe nicht.«
    Ich zeige eine Strecke von vielleicht 20 Metern.
    Ich weiß nicht, was mit mir los ist, warum ich das mache, aber ich denke, je mehr ich dazwischengehe, um Anne die Show zu vermiesen, desto lockerer sitzt das Geld, und sie wollen es ihr geben. Es ist dann das Spiel zwischen Männern um die Gunst der Frau. Sollen sie ruhig gewinnen. Aber sie wollen nicht gewinnen.
    »Nee, lass mal«, sagt der Muskelmann.
    »Grazie!«
    Die Sonne funkelt über dem ganzen Strand. Auf dem Wasser schaukeln die Jachten, der Sand brennt so heiß wie Annes Energie jetzt, es wirklich zu schaffen. Sie stapft vorwärts.
    Zwei Engländer, mit langen Haaren so breitbeinig wie lässig vor dem »Niou Largo« direkt am Strand. Techno dröhnt aus der Bar in ihrem Rücken, in den Sonnenbrillen der beiden spiegelt sich die

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