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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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ist. 25 Bentleys und Maseratis warten, einer neben dem anderen, aber nicht auf uns, sondern auf ihre Besitzer.
    Boys in schwarzen Anzügen passen darauf auf und werden fotografiert. Volkswagen und Opel winken sie einfach weiter.
    Aufgeföhnte Zwanzigjährige im samtigen roten Mini staksen uns entgegen und sehen aus, als wollten sie zu einer Gala. Einem Porsche springt die Alarmanlage an, weil sich irgendeiner von diesen armen Touristen reinlehnt, ein Boy huscht hin. Eine Limousine kommt vorbei mit Blaulicht-Eskorte.
    »No photo«, fahre ich im Scherz einen polnischen Touristen an und tue so, als sei ein gelber Maserati meiner. »Willst du auch mal mit?«, frage ich ihn.
    Letitia, unsere VIP-Betreuerin, strahlt und ist sehr zufrieden mit uns, sie findet, dass wir gut aussehen am Hotspot der Welt.
    »Die künftige Frau von Prinz Albert hat früher als aktive Schwimmerin auch immer im Marriott gewohnt. Mit dem ganzen Team«, sagt sie. Anne gefällt das.
    »Du hast auch noch Chancen«, sagt Letitia zu ihr. »Du bist eine bezaubernde Frau«, sagt sie. »Du bist schlank, so hübsch.«
    Ich sehe, wie es in Anne leuchtet, auch ohne Schmuck.
    »Was müsste ich mir denn anziehen, um mir hier einen Millionär zu angeln?«, fragt sie.
    »Kurz muss es sein, sexy, very sexy«, sagt Letitia. »Das muss jede Frau selber wissen, ob sie das will.«
    Kurz.
    »Willst du das wirklich machen, Anne?«, frage ich sie auf Deutsch.
    »Mich sexy anziehen, na klar.«
    »Und sonst?« Ich weiß, dass sie es eigentlich nicht wirklich will, aber dass es sie reizt zu wissen, ob es geht. Wenigstens mal gucken, was ginge und wie die Millionäre drauf sind, was sie ihr anbieten.
    Da sei ein Beach-Club mit weißen Liegen, sagt Letitia, die auch nicht glaubt, dass Anne das wirklich will. Wenn man es wirklich darauf anlege, komme man da den Reichen schon sehr nahe. Oder da gebe es die Sea Lounge. Die sei eigentlich noch besser. Da sei immer mächtig viel los.
    »Da darfst du auf keinen Fall alleine hingehen«, sagt sie zu Anne. Es sei wirklich sehr teuer da, sehr angenehm. »Sehr exklusiv, sehr reich. Sehr privat.«
    Sie könnte uns einen Tisch buchen, sagt sie.
    Wir fahren zurück ins Hotel, und Anne zwängt sich in einen schwarzen Schlauch, in den nicht mal ein BH passt, und hüpft in ihre höchsten High Heels. Anne will jetzt einen Mann, einen Millionär.
    »Jan, jetzt guck nicht so«, fordert sie, »oder sieht das schlimm aus?«
    Sie läuft vor dem Spiegel auf und ab.
    »So, guck mal, geht das so? Oder ist mit Schminke doch besser?« Sie sieht auch halb nackt noch ziemlich edel aus, und wir fahren hin in diesen Club.
    Es gibt einen Parkplatz, der ist voll.
    Mein Atem stockt, als ich die uniformierten Boys sehe, die den Laden bewachen. Es ist 21 Uhr. Wir werden schon erwartet, es riecht nach Zypressen am Eingang.
    Russische Animateurinnen kommen auf uns zu, mit hüpfenden Pferdeschwänzen, und geleiten uns an unseren Tisch. Es muss mehrere Terrassen in Richtung Wasser geben, oben auf dem Felsen ist die Villa, die Karl Lagerfeld gehört haben soll.
    Ich fühle mich unwohl. Wenn ein Tisch Champagner bestellt, leuchten Wunderkerzen aus dem Flaschenkühler. Auf dem Monitor räkeln sich technovergnügte Leiber. Damit die Stimmung steigt, legt ein DJ auf.
    Was sollen wir nehmen? Wir streiten zehn Minuten lang, was wir nehmen sollen, weil ich es doof finde in dem Club, weil Anne es zunehmend auch doof findet, aber das nicht sagt, und weil wir beide nicht dort sein wollen und es jetzt aber nun mal sind.
    Die Cristal-Magnum-Flasche kostet 24 000 Euro.
    Ich sage: »Nein, ich will nichts.« Anne bestellt eine Flasche Chablis, den zweitbilligsten. Ich bespritze ihre Schenkel mit dem teuren Saft und warte weiter, dass was passiert.
    An den Nachbartisch setzen sich Junggesellen aus der Ukraine mit Gel in den Haaren und weißen Hemden, sie haben Begleiterinnen dabei, lassen den Korken knallen und spritzen auch gleich rum, aber mit Champagner.
    Anne prostet ihnen halbherzig zu.
    Keine Antwort.
    »Du musst dir keinen Kopf machen, du siehst besser aus als die Russen«, sagt Anne zu mir, »und schlanker bist du auch!«
    »Du siehst leider nicht besser aus als die Russinnen«, sage ich, und das sorgt fast für eine Krise.
    Nach zwei Stunden hat Anne genug. 50 Euro, die Rechnung. Ich gebe 70 und sage 55, ohne hinzugucken. So wie ich glaube, dass das geht.
    Der Kellner verschwindet und kommt nicht wieder. Er kommt nicht wieder, hat jetzt 20 Euro Trinkgeld und nicht

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