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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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»denk doch mal an unser Sponsoring.«
    ***
    Ein paar Tage später steht vor Annes Haus ein dunkler Truck mit einem Tresen.
    »Hat hier jetzt ein Kiosk aufgemacht?«, fragt sie.
    »Nein«, sagt der nette Mann mit der Schürze und fährt mit einem Messer durch die Schrippe. »Wir drehen doch heute hier.«
    »In meinem Haus?«
    »Ja, haben Sie schon gefrühstückt?«
    Dann macht er ihr Müsli, Käsebrötchen, Kaffee. Und als sie reingeht in den Hinterhof, da sind da überall Lampen und Kabel, aufgeregte Leute mit Funkgeräten und Taschenwesten laufen rauf und runter.
    »Was dreht ihr denn?«, fragt Anne.
    »Hautcreme-Werbung!«
    »Bei wem?«
    »Bei Kosta, im Zweiten.«
    Die Tür im Zweiten ist offen, und ein Typ mit Schirmmütze bewacht den Eingang. »Pscht«, macht er, dabei hat sie gar nichts gesagt.
    Wie der das macht, der Kosta, fragt sich Anne oben in der Wohnung. Wenn die hier bei uns im Vierten drehen würden und nicht bei ihm, bräuchten sie viel weniger Licht.
    Am Telefon erzählt sie mir davon.
    »Und?«, frage ich.
    »Super Frühstück!«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Das Loft anmelden!«
    »Genau, Anne, das machen wir jetzt.«
    Und zwar nicht nur einmal.
    Kosta von unten weiß das noch nicht, aber sie meldet ihr Loft jetzt bei acht Location-Agenturen an. Und der eine Location-Scout mit der Adidas-Trainingsjacke und der Sonnenbrille kommt gleich und sagt, dass es ihm sehr gut gefalle.
    »Es wird gerade viel gedreht!«, sagt er. »Vielleicht dauert es ein paar Tage, vielleicht zwei Wochen, länger garantiert nicht.«
    Das Loft sah aus wie eine Garage, als sie es gekauft haben, Anne und ihr Mann, wirre Kabelbündel standen aus den Wänden. Die Deckenbalken waren so zerlöchert, als hätte ein Sprengmeister die neuesten Spielereien ausprobiert.
    Es steht immer noch nicht viel mehr drin als ein rotes Sofa und ein Tisch. Es ist die am spärlichsten eingerichtete Wohnung, in der ich je war, auch wenn das rote Sofa sehr gemütlich ist.
    »2000 Euro«, sagt der Location-Scout. »Wenn Kosta 2000 Euro am Tag nimmt, dann sollten wir das auch bei euch als Satz angeben.«
    Er schwärmt, dass es nicht viele Räume gebe wie Annes Wohnung. So vom Lichteinfall, mehrseitig. Und dass die Werbebranche ja auch ständig ungewöhnliche Locations suche.
    »Wo wohnen wir denn dann, wenn da welche kommen?«, fragt sich Anne. »Wie lange bleiben die denn so?«
    Eine Woche lang denken wir, dass die Option »Reich werden durch Loftvermietung« zurzeit ganz gut steht, dann kommt die Gewissheit.
    Anne ruft mich morgens an, als ich noch schlafe.
    Sie kriegt kaum Luft, so aufgeregt ist sie.
    »Das Fernsehen hat sich gemeldet«, ruft sie, »sie wollen das Loft!«
    »Was?«, frage ich.
    »Ja, du glaubst das nicht: Ewig, vier bis sechs Wochen ab Ende Oktober. Vier Wochen, 30 Tage, Jan, das bringt 60 000 Euro mindestens.«
    Mir wird ganz schwindelig bei dem Gedanken, und ich frage mich, was ich gemacht habe, dass das Geld uns jetzt so zufliegt.
    »Wer?«
    »RTL, ein Comedy-Format!«
    »Und wo wohnt ihr denn?«
    Anne hat es sich schon überlegt. Eine Freundin von ihr hat eine Ferienwohnung, vielleicht können sie die so lange haben.
    ***
    »Ja, der Porsche geht klar. Wann genau und wie lange brauchen Sie ihn? Und Sie wollen wirklich eine Poker-Millionärin damit rumfahren?«, fragt die freundliche Frau bei Europcar.
    »Ja, sie geht für uns ins Casino. Sie macht aus einem Euro drei, wissen Sie?«
    »Nein?!«
    »Doch, stellen Sie sich das mal vor. Sie hat ihrer Mutter gerade eine neue Küche gekauft, ihrem Vater eine Harley. Und wir lassen sie jetzt nach Baden-Baden einfliegen, damit sie für uns spielt.«
    »Na, da wünsche ich Ihnen aber, dass das alles klappt! Sind Sie eigentlich schon mal Porsche gefahren?«
    ***
    »Na, geht es dir gut?«, frage ich Annes Sohn Juri, als er ins Büro kommt zum Umziehen, mit all den schönen neuen Sachen, die Anne ihm gekauft hat. Den Burlington-Pullover, das rote Polohemd, die coole schwarze Lederjacke. Damit er tipptopp aussieht.
    »Beim Friseur warst du auch, oder?«
    »Ja!«
    »Und hat Mama dir schon was versprochen, wenn du artig bist?«
    »Nein, das hat Papa! Wir gehen in den Zirkus.«
    Ich drücke ihm die Daumen, als er mit Anne losgeht, wie ein wackerer kleiner Krieger an der großen Hand.
    Das Studio, in dem Juri fotografiert wird, liegt im zweiten Hinterhof eines Fabrikgebäudes. Aufgang 8. Roter Backstein, das Treppenhaus in einem runden Turm wie in einer Ritterburg.
    Stella, die Chefin der

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