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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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zu werden, und werde noch ärgerlicher.
    »Soll sie doch kommen. Wir blasen es ab!«
    »Es ist doch Quatsch zu sagen, wir blasen alles ab«, wird Anne laut und ein bisschen rot und wackelig am Kinn. »Es ist doch immer so, dass irgendwas nicht klappt, auch wenn du das Leben gerne perfekt hättest. Es wird nie perfekt sein, so wirst du niemals im Leben glücklich, weder reich noch glücklich!«
    Ich sage nur: »Wie süß!«
    Eine Dame fährt ihren Pudel hinter meinem Rücken im Kinderwagen Gassi. Super, in Baden-Baden müssen nicht einmal die Hunde gehen, denke ich.
    »Was ist mit Randy?«, frage ich Anne.
    »Sein Kumpel hat doch gesagt, dass er kommt, er wird auch noch da sein, wenn wir später sind.«
    Randy macht in Versicherungen, wissen wir, und geht montags immer ins Casino. Das hat sein Kumpel verraten.
    Randy hat einen Kumpel, der einen X5er BMW fährt, seine Initialen auf der Brusttasche trägt und sagt: »So ist das hier in Baden-Baden. Das machen wir so, wer mehr als 250 000 im Jahr verdient, darf so etwas machen.«
    Und der sagt: »Das wird heute Abend ein guter Tisch!«
    Es ist kurz nach halb neun, es gibt Anzugzwang im ältesten Casino Europas, wir sind die bestangezogenen Flughafen-Abholer aller Zeiten, und die Stimmung ist schon sehr feierlich.
    Etwas Großes passiert, denke ich.
    Ein Polizist mit Halbglatze und zwei Sternen auf der Schulter hilft mir in der Halle noch schnell mit meinem Schlips.
    »Ohne in de Spiegel zu gucke, jetscht!«, badelt der Uniformierte und hat meine Krawatte um, »ohne in de Spiegel zu gucke! Es geht an und für sich ganz einfach. Einmal hintenrum, hintendurch, jetzt hammas, hier so rum. Und dann so!«
    Dann hat er es und reicht sie mir.
    »Und was machen Sie jetzt?«, fragt er, »was machen Sie jetzt Schönes?«
    Ich denke kurz, dass es besser ist, ihm das nicht zu sagen, weil ich nicht weiß, ob man in Deutschland Profi-Spielerinnen auf Laien loslassen darf.
    Da kommt Sandra, locker in enger Jeans, weißer Bluse, Lederjacke. Unser Fahrservice kommt gut an bei ihr, ich halte ihr die Tür auf wie ein Gentleman. Stilvoll.
    »Ist das jetzt schlimm, dass wir so spät kommen?«, frage ich sie.
    »Nein, nein. Ist alles im grünen Bereich. Besser, wenn wir später kommen, dann haben die schon ein bisschen gespielt, sind schon in Stimmung. Ich mache selten ein Spiel vor 22 Uhr.«
    Wir bringen sie ins Hotel, das wir für sie gebucht haben, unmittelbare Casino-Nähe, warten mit dem Cayenne unten vor der Tür.
    Sie kommt zurück: »Was ist das denn für ein Zimmer? Das hat ja nur ein 80-Zentimeter-Bett. Das geht gar nicht, so etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt!«
    Wir rennen zur Rezeption, ich fühle mich wie Mr. Peinlich.
    »Geben Sie ihr ein ordentliches Zimmer«, sage ich, und Anne steht neben mir. »Eins, in dem sie sich wohlfühlt.«
    Es ist mir so unangenehm.
    Ich will das Geld aus dem Kofferraum holen, unsere ganzen 50-Euro-Scheine sind alle durch meine Tasche gekippt.
    Wenn wir verdreifachen, ist es super-super, sagt Sandra, wenn wir verdoppeln, sind wir zufrieden, und wenn wir even rausgehen, ist niemand sauer.
    Es ist typisch für mich, dass ich den Schluss ihres Satzes nicht höre. Ich bin gut darin, Dinge selektiv wahrzunehmen.
    »Sandra, ich gebe dir jetzt 3000 Euro«, sage ich mit festlicher Stimme vor dem nachthellen Casino. »Mach, dass es mehr wird. Anne will sich morgen ein neues Kleid kaufen!«
    Ich reiche ihr den Umschlag mit dem Geld. Ganz tief in mir fühle ich, dass sie es vermehren wird, und wir schreiten sechs Stufen hoch in das ehrwürdige Haus.
    Wir müssen erst noch durch die Registrierung. Was ist, wenn Sandra als gefährlich für die Gäste registriert ist, frage ich mich.
    »Wohnort ist Berlin? Straße? Hausnummer?«
    Scheiße, denke ich.
    »Ich gehe mal gucken, ob der Casino-Direktor noch da ist«, ruft die Dame am Empfang und stöckelt aufgeregt davon.
    Da, jetzt ist es so weit, jetzt fangen sie uns ab.
    »Das habe ich mir schon gedacht«, sagt Sandra und schaut mich an. »Immer wollen die Casino-Direktoren persönlich Hallo sagen, wenn ich komme.«
    Der Herr Direktor ist schon weg, der Vize kommt.
    »Es ist, als wenn ich zur Arbeit gehe«, sagt Sandra, und dann kommt alles anders, denn da geht die Tür auf.
    Alles kronleuchtert und leuchtet, rote Teppiche liegen unten, oben hängen gemalte Engel, die sich in den Spiegelwänden spiegeln. Leider ist gar nicht so viel los wie erwartet, und es riecht nicht so frisch.
    Es müffelt, als

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