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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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Kinderagentur, öffnet persönlich.
    »Du bist Juri?«, fragt sie und nimmt Juri an die Hand. »Da machen wir schöne Fotos von dir heute.«
    Anne und Juri sollen sich erst noch auf das braune Sofa neben der Tür setzen. Der Raum ist so ähnlich, wie man sich das vorstellt. Sofa, Couchtisch, weiße Küchenzeile. Die Wände sind weiß gestrichen mit weinroten Flächen. Schräg gegenüber der Tür ein großer Flatscreen. Anne hat sich das genau eingeprägt, weil es ja ihr Sohn ist, den sie hier weggibt.
    »Schau«, sagt Stella zu Juri, »ich zeige dir mal ein paar Fotos von Kindern, die schon bei uns waren.«
    »Oh«, sagt Juri und zeigt auf ein dickes Baby. »Der sieht ja aus wie mein Bruder.«
    Es ist gar nicht schlecht, wenn er hier aufgeweckt rüberkommt, denkt Anne. Aufgeweckt, sympathisch haben sie sie bestimmt gerne.
    Juri blättert durch den Ordner, auf dessen Seiten immer drei Bilder der perfekt frisierten Kinder zu sehen sind.
    »Hier, Luna zum Beispiel«, sagt Stella und zeigt auf ein blondes Feenmädchen, »die kommt heute, und dann machen wir neue Fotos.«
    Juri lümmelt sich auf das Sofa, lässt sich ganz nach hinten in die weichen Kissen fallen. Er fühlt sich wohl, wie zu Hause.
    Und dann ist auch schon Alexandra da, die blonde Fotografin. Sie legt den Arm um Juri, nimmt ihn mit ins Studio. Muttis müssen draußen bleiben.
    »Hast du schon mal Fotos gemacht?« fragt Alexandra.
    »Ja, ich hab ’ne eigene Kamera«, sagt Juri, der die Frage nicht verstanden hat.
    Juri darf sich an die Wand lehnen, er darf die Arme verschränken oder sie schlenkern lassen, wie er will.
    »Einfach ein bisschen cool stehen«, sagt die Fotografin.
    Sie redet viel, sie sagt: »Oh, da hatte der Juri die Augen zu« und »jetzt machen wir das Licht noch ein bisschen heller«, »wir brauchen mindestens sechs Bilder«. Und dann macht sie Musik an, Bambusflöten, Gezwitscher, Dschungelmusik. Juri macht große Augen.
    »Das ist Musik, die soll dich einschläfern«, sagt die Fotografin und lacht. »Ach Quatsch«, sie kommt näher, geht in die Knie: »Bist du bei mir?«
    »Ja.« Juri lacht.
    »Super, perfekto«, sagt Alexandra, »klasse, gleich noch mal.« Augen zu und wieder auf. »Und jetzt richtig strahlen.« Und noch näher. Manchmal sagt sie »hu« zwischendurch, ein kleiner Erschrecker, der alle Kinder zum Lachen bringt.
    Hinterher gibt sie Juri einen Button und eine Tüte Mini-Gummibärchen. »Jetzt kriegst du eine richtige Setcard«, sagt Alexandra. »Du hast es ganz toll gemacht.«
    »Ich war perfekt«, sagt Juri, als er ins Wartezimmer zurückkommt.
    Ein paar Tage später hat Anne Juris Setcard im Mailpostfach, und wir alle sind ganz gerührt.
    Was für ein süßer Junge. Mit seinen eckigen Zähnchen, seinem hellen Blond. Das rechte Auge ein bisschen größer als das linke, der rote Pulli viel zu groß. Wie frech er aussieht auf dem großen Bild. Und wie verletzlich auf dem kleinen rechts. So süß. Zu gebrauchen für Kaugummi, Pullover, alles. Ich würde ihn nehmen.
    »Liebe Anne, liebe Grüße.« Stella scheint auch ganz begeistert von ihm zu sein. So habe ich mir das vorgestellt, genau so.
    Juri Alexander, The Coming Superstar. Größe: 128 cm, Schuhe: 34/35, Augen: Grün.
    Sie werde den Juri jetzt ein bisschen pushen, verspricht Stella.
    ***
    Es riecht nach warmem Herbst, nach Champagner, nach Gräfinnen und Entourage. Top-Models sind da. Den Mann, den wir extra mitgenommen haben, um uns vorzufahren, einen Kumpel von mir, schicken wir weg mit unserem Cayenne.
    Alexander von Schönburg ist da, mit Swatch und Fliege, er macht Small Talk, eine Minute bei uns, dann hüpft er zum Nächsten, wie ein Schmetterling von Blume zu Blume hüpft er. Zu Günter Netzer. Und bei dem lässt er sich nieder.
    »Ich bin ja auch keine 75 mehr«, sagt Gunter Sachs in seiner Rede, und die Menschen applaudieren.
    Wir klatschen mit und genießen die ergreifenden Momente.
    »Guck mal, der sieht ja doch noch ganz frisch aus, der Pierre Brice«, sagt Anne.
    »Vielen Dank, gerne noch ein Gläschen«, sage ich zur Kellnerin.
    Gunter Sachs gibt Interviews, eins, noch eines. Dann kommt er zu uns mit seinem schwingenden Schritt, in seiner weißen Hose, mit seinen weißen Slippern.
    »Hallo, wie geht es Ihnen?«, fragt er.
    »Die Bilder, die ich von Ihnen gemacht habe, sind sehr schön geworden«, sagt er.
    Wir bedanken uns noch einmal, vielleicht ein bisschen zu überschwänglich, aber er sieht aus, als würde er sich freuen.
    »Bis später«, sagt

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