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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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hätte jemand den Angstschweiß eines Hechtes eingefroren, jeden Tag ein bisschen in die Sessel gekippt und dann nicht mehr gelüftet.
    »Was ist denn das hier?«, frage ich mich.
    Eine Kugel tanzt gerade im großen Saal, alle starren in den Roulette-Teller, ein Mann mit Langhaar im Anzug nestelt Chips aus der Tasche.
    »Rien ne va plus«, ruft die Croupiers-Frau, und die Kugel tanzt im Kessel. Oh und Ah machen die Leute.
    Die Null.
    Ein Asiate im roten China-Hemd ballt die Faust.
    Sandra sitzt schon, sie hat das ganze Geld in Chips getauscht, die sie mit der linken Hand sortiert. Sie sitzt da in der hintersten Ecke, schlägt die Beine übereinander.
    Jemand bringt ihr Spaghetti mit Garnelen, die sie sich auf den Schoß stellt.
    Sie bauen jetzt einen Tisch. Sie basteln jetzt einen Pot. Es gibt 52 Karten, Straßen und Royal Flushs.
    »Ist auch wirklich alles gut, Sandra? Du musst nicht!«
    »Geht mal, geht mal«, bedeutet sie uns. Eine Kordel wird vor den Tisch gehängt, damit niemand mehr stört.
    Ich fühle mich ausgeliefert.
    »Rien ne va plus«, denke ich. Herr Rentzow, Sie können nichts mehr tun. Beten Sie, setzen Sie sich hin. Wir geben Ihnen Bescheid. Es kann dauern, es ist eine schwierige Operation, und Sandra braucht jetzt eine ruhige Hand.
    »Verlieren! Verlieren! Verliert alle schön!«, sage ich mir und schaue ständig die anderen an am Tisch, an dem Sandra sitzt, hinter der Kordel.
    Karten werden gegeben, jeder drei.
    Die Croupiers-Frau sagt etwas zu Sandra, Sandra sagt auch etwas. Sandra bewegt sich nicht.
    Gewinnt sie? Was ist, wenn sie verliert?
    Karten werden gegeben, Sandra unterhält sich mit ihrem Nebenmann. Der Nebenmann ruft: »Wow, das ist ja gut.«
    Der Nebenmann reibt sich die Glatze.
    Ich sehe Sandra, wie sie gerade sitzt, sich kaum bewegt, die Hand an den Chips. Sie klappert damit.
    Beim Black Jack werden schon die Karten weggeräumt. Das macht die Croupiers-Frau, die eben noch beim Roulette saß.
    Sandra holt ihr iPhone raus, legt es auf ihren Platz, ruft »Don’t touch« und kommt zu uns.
    »Bitte sag! Wie läuft es?«
    Sie guckt missmutig, ein bisschen gelangweilt.
    »Bisher habe ich verdoppelt!«
    »Was hast du? Verdoppelt?«
    »Ja!«
    »Das gibt es ja gar nicht«, rufe ich und kann mich kaum bremsen. »Lass dich umarmen! Du Goldschatz!«
    »Anne, schau, unsere Sandra, die macht das!«
    Unsere Sandra sieht nicht sehr glücklich aus.
    »Willst du was zu trinken?«, frage ich.
    »Wenn ihr noch was anderes habt, der Mojito war nichts. Könnt ihr mir vielleicht eine Cola light bestellen?«
    »Wie machst du das? Erklär uns bitte, welche Tricks du angewendet hast!«
    Sie zuckt die Achseln. »Ich habe bisher verdoppelt, keine. Keine! Da muss ich dich wirklich enttäuschen!«
    Es ist 0.30 Uhr. Der Spielbank-Obere guckt schon auf die Uhr.
    »So, jetzt werde ich noch mal ins Geschehen eingreifen!«, sagt sie, immer noch gelangweilt, setzt sich wieder hin, spielt und stülpt ihre Lippen über die Cohiba, sitzt da, der Blick wieder geradeaus.
    Der Schlanke mit den weißen Haaren, der Brille und der Uhr. Das ist Randy, denke ich. Ja, das ist Randy! Randy ist Dostojewski, Randy verliert.
    Der Thüringer hier vorne, seine Frau sitzt beim Roulette und setzt nicht viel. Die haben nichts, denke ich. Ich sortiere die Menschen nach ihren Erfolgschancen, gucke auf die Socken, ihre Uhren, und werte alles.
    Ich bin sauer auf mich selbst, dass ich immer noch keine Ahnung habe, worum es da eigentlich geht. Und woran man sieht, wer gewinnt.
    Die beiden dicken Amerikanerinnen scheinen Geld zu haben. »Oh, my knees«, stöhnt die eine und ist schon beim dritten Glas Rotwein. »It hurts!«
    »Durchhalten, Baby, durchhalten«, denke ich und hoffe, sie fällt zurück auf ihren Stuhl. »Noch musst du ein bisschen was verlieren!«
    Zwei Minuten später. Die Amerikanerin mit den Knien jammert. »Ich bin heute Morgen um fünf Uhr aufgestanden!«
    »Ich bin fit!«, ruft die andere.
    »Verlieren, verlieren«, denke ich. Wie das Publikum eines geheimen Spiels, das sie auf keinen Fall gewinnen dürfen.
    »Why do I have friends like you?«, fragt die eine.
    »Because I’m good fun«, antwortet die andere.
    Sandra gähnt, Anne sitzt neben mir.
    Die Zeit verrinnt, in die Tiefe der Nacht geht der Zeiger. Bis es 1.30 Uhr ist, bis Sandra bestimmt schon verdreifacht hat und alle anderen Tische schon leer sind, niemand anderes mehr da.
    Bis der Spielbank-Obere sagt: »Wir schließen.«
    »Ich bin im Plus«, schreit die

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