Reich kann jeder
sein.«
Man könnte so viel machen – und ich bin so beglückt.
»Diese Nummer könnte man jeden Tag woanders machen. Klapptisch auf und los. Heute in Palma, morgen in El Arenal und übermorgen in Andratx. Wenn der Süden durch ist, fährt man nach Norden hoch, und nächste Woche an die Côte d’Azur.«
Man müsste nichts tun, nicht mehr tun als jetzt.
Man wäre das Paar der Liebe.
Als David endlich da ist, brechen wir auf, raus aus Palma, so schnell es nur irgendwie geht. Das Risiko, dass wir die Leute von vorhin wiedertreffen und sie fragen: »Und, hat es geklappt?«, ist plötzlich einfach zu groß.
Das Risiko ist zu groß, dass wir lachen und uns freuen – uns aber nicht küssen und nicht von Heirat sprechen.
Das wäre nicht gut, peinlich. Wir fahren raus aus Palma, Fischessen, irgendwo an einem einsamen Strand. Viel Fisch, der mehr kostet, als er wert ist.
Im Hotel, und da wird die Sache dann doch noch schwierig, treffe ich beim Frühstück einen Teil unserer Gönner. Ich weiche ihnen aus, aber ich erkenne nicht alle.
Einer fragt: »Und wann ist Hochzeit?«
»Das ist Spanien, das ist die Liebe«, sagt die Dame von der Hotel-PR.
***
»Dienstag oder Mittwoch, wie sieht es da bei Juri aus?« Stella, die Kindermodelagentin, die Juri jetzt jede Woche anfragt, hat Anne aufs Band gesprochen.
Neo, der Kleine, jetzt sei es so weit. Fünf passende Babys würden durchfotografiert für einen Spielzeugkonzern.
Anne hört das Band ab, und ich sehe, wie ihr ein Lächeln übers Gesicht huscht, wir ihr das gefällt, die Mutter von zwei Rising Stars zu sein.
»Schade, dass du nicht noch mehr Kinder hast«, sage ich.
Dann lege ich mich zum Meditieren aufs Sofa, weil Anne das möchte. Anne sagt, wenn ich das nicht endlich ausprobiere, müssten wir Petra und Achim anlügen, wir hätten das versprochen.
Ich habe ein blütenweißes Handtuch über den Augen, sodass ich fast nichts mehr sehe, liege lang, die Hände über der Brust gefaltet.
Anne drückt auf »Start«.
»Das ist doch albern! Was mache ich hier eigentlich?«, rufe ich, aber die Musik läuft weiter.
Eine Stimme fordert mich auf, mich ganz tief sinken zu lassen. »Gaaanz tief.«
»Tiefer!«, fordert die Bass-Stimme.
»Tiefer!«
»Ihr Körper wird schwerer! Ganz schwer!«
»Mhh«, schnurre ich, biege mich, lache.
»Sie fühlen sich jetzt wohl!«
»16«, sage ich und lache.
»19«, stoße ich hervor und nehme meine Hände über den Kopf, kreiselnd, als würde ich etwas auffangen.
»Tiefer!«
»32«, rufe ich. »Die will ich tief! Die will ich tiefer!«
»7«, brülle ich.
»Mann, Anne, so kann ich nicht. Das kann ich nicht!«
Ich will keine Zahlen meditieren, ich bin nicht Petra, nicht Achim. Mir kommt nichts bei ihrer Lotto-Meditier-CD.
»Hallo Anne und Jan«, haben sie heute Morgen geschrieben. »Was ist aus Eurem Lottoschein geworden? Haben in der Zeit einige Hundert Euro gewonnen …
Gruß Petra und Achim«
Jetzt antworten wir.
»Hallo Ihr beiden, wir spielen Eure Zahlen fleißig weiter, sie sind auf jeden Fall besser als unsere. Vielleicht holen wir ja den Jackpot. Ganz liebe Grüße, Anne und Jan«
Es dauert nicht mehr lange, und Petra und Achim, die glücklichen Lottomillionäre aus Norddeutschland, teilen uns mit, dass sie jetzt auch noch ihren Esel berühmt machen wollen. »Manchmal«, sagt Achim, »frage ich mich, ob Petra und ich wirklich so gut sind oder ob das alle nur so sagen.«
Manchmal, wenn es mir nicht gut geht, frage ich mich, ob wir zu den Buberts nicht doch zu nett sind und ob wir nicht auch Gefahr laufen zu verbubern.
Achim sagt, er sei im Tonstudio gewesen, um einen Joschi-Song aufzunehmen, in dem der Esel der Star ist. »IA, IA, ich bin ein großer Star, IA IA, ich komme immer klar.«
Für den Joschi-Song, also für das Video zum Lied, das Joschi berühmt machen soll, braucht Achim jetzt noch ein Eselskostüm.
»Weißt du, wo man eins kriegen kann?«, fragt er. Im Internet hat er eins gesehen für 1200 Euro.
Petra soll es anziehen, und hinterher würde dann Zeichentrick draus gemacht. Achim kichert.
Die 16, 19 und die 32, wir spielen sie nicht, natürlich nicht. Aber sie holen zusammen einen Dreier, und dieser Dreier ist mehr wert als die CD.
***
Eine dreiviertel Stunde vor dem RTL-Termin sieht es noch gut aus. »Viel Glück, mach sie rund«, schicke ich Anne eine SMS. Sie ist schon auf und hat alles vorbereitet.
»Alles schon filmset-schick!«, schreibt sie zurück.
Um zehn Uhr sollen sie da
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