Reich kann jeder
behandeln uns, als würden wir dazugehören«, sagt Anne. »Sie lassen uns in ihre Mitte, weil wir reich werden wollen und sie das spannend finden.«
»Wieso Vorschusslorbeeren?«, frage ich. »Wir waren doch in Saint-Tropez, überall.«
»Ja«, sagt Anne da und guckt mich an, als würde ich nicht begreifen. »Genau! Aber wir haben noch kein Vermögen. Das ist alles nichts.«
Wir sammeln jetzt die Geschäftsideen von Prominenten: Wenn Sie noch nicht reich wären und würden heute noch mal neu anfangen, womit würden Sie versuchen, reich zu werden?
»Chinesisch lernen«, hat der Schauspieler empfohlen, »China!« Da sei die Zukunft. »Ein Pulver, mit dem man kontrollieren kann, ob Geldscheine wirklich echt sind«, hat der Sänger vorgeschlagen.
Udo Walz sagt, er mache das ja, neu anfangen, er wolle jetzt nicht nur Haare schneiden, die mindestens so schön sind wie die von Frau Merkel, er wolle jetzt auch Massagen anbieten.
Ich solle reich heiraten, hat Detlev Buck gesagt.
Ich habe mich gefragt, wer dafür infrage kommt.
Sandra sei doch eine gute Partie, findet Anne, so reich, so schön, so lässig. Und die hätte auch meinen Humor.
Als ich Sandra meine nächste SMS schicke, wann wir noch mal zocken, bin ich ehrlich gesagt etwas verspannt, weil ich doch weiß, dass sie einen Freund hat. Weil der wirklich ganz nett ist, und sie wahnsinnig verliebt.
Mit Josef Ackermann hat Anne auch gesprochen.
Josef Ackermann hat Anne gesagt, »was mit Film würde ich machen, was mit Kultur«.
Und dann hat er noch gesagt: »Es macht gar nichts, wenn man stolpert. Das gehört dazu. Wichtig ist, dass man weitermacht. So wie ein Skifahrer wieder aufsteht und den Schnee abschüttelt. Wer das kann, kann es schaffen.«
***
Auf der Buchvorstellung von Isa Gräfin von Hardenberg treffen wir viele alte Kollegen von früher, mit denen ich mir nicht mehr ganz so viel zu sagen habe. Sie gucken so, als fänden sie es nicht gut, dass wir uns ins Gästebuch eintragen.
Sabine Christiansen ist da, Nadja Auermann soll da sein, ist es aber nicht. Dafür Prinzessin Elisabeth in Bayern, die ich für Nadja Auermann halte und mit der ich anstoße, als ich noch denke, sie sei Nadja Auermann.
Mit Tita, der netten Tochter der Gräfin Hardenberg, unterhalte ich mich ziemlich lange, und der russische Botschafter erfährt von mir, dass ich ein Buch über schnellen Reichtum schreibe.
Das gefällt ihm, und wie. Und da lachen wir zusammen, er ziemlich kehlig.
»Herr Nürnberger, Ihr Buch, Sie haben Ihr Buch vergessen«, kommt uns mitten in der Nacht eine Hostess bis auf die Straße nachgeflitzt und will mir unbedingt das handsignierte Buch der Gräfin schenken.
Ein Herr Nürnberger, der nicht einmal mit Anne verwandt ist, ist da noch auf dem Fest.
***
Die T-Shirts sind fertig. Unsere erste eigene Kollektion. Die Farben, wie sie sein sollen. Die Folie mit dem Fotoaufdruck besser als gedacht. Tote Baby-Püppchen für die Brust von allen, Straßenkreuze, schlimme Plattenbauten. Sie liegen jetzt bei Anne im Auto und warten darauf, dass Deutschland sie entdeckt.
Sie lassen uns nicht mehr in Ruhe, die So-fies-Potenziale, die da drinstecken, wenn wir erst mal angelaufen sind und »So fies ist Hamburg« machen oder »So fies ist Dortmund«, »So fies ist Schalke«.
In den Zeitungen steht alles voll von der Bambi-Verleihung. Es ist die »Tribute to Bambi«-Charity-Veranstaltung. Marietta Slomka moderiert. »Brisant« macht eine Sondersendung,
»Da müssen wir hin. Da sollten wir sein«, sage ich. »Da müssen wir die auf den roten Teppich kriegen, irgendwie. Und dann müssen die Kameras da draufgehen. Auf ›So fies ist Brandenburg‹.«
Anne sagt, das könne eine Nachricht sein oder ein Nebenfoto, genau das, was wir für den Anfang brauchen, unsere Kollektion schreie nach Aufmerksamkeit.
Ganz glücklich ist sie für einen Abend, den Abend vor der großen Hilfs- und Spendengala. Ich bin auch ganz glücklich und freue mich auf morgen.
Nachts werde ich wach und freue mich nicht mehr ganz so doll, weil ich Angst habe, dass wir vielleicht entfernt würden von Sicherheitsleuten.
Ich schlage Anne vor, dass wir bis zum Comedy-Preis warten und es dann da versuchen, mit allem Drum und Dran, weil die da vielleicht mehr Spaß verstehen und der Rahmen ein anderer ist.
Es ist nicht ganz leicht, aber wir sagen die Aktion ab und kommen mit der Entscheidung ganz gut zurecht.
Am nächsten Morgen schlage ich die Bild auf. 800 Prominente wären da gewesen, und alle
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