Reich kann jeder
schießt in einem Bassin Wasser in den Himmel, und es fällt perlend in die Tiefe. Auf der anderen Seite wiegen sich Palmen sanft im Wind. Irgendwo, gleich in der Nähe, muss ein Eismann sein, und man kann sich auf Bänke setzen und die Türmchen-Kathedrale anschauen, die von der Sonne angeleuchtet wird.
Anne sagt nicht viel, klebt das Schild an, stellt den Zylinder an den Fuß des Tisches, und ich helfe ihr beim Richten.
»Soll ich?«, fragt sie.
»Jetzt schon?«
»Das ist dein Job, du bist der Bräutigam!«
Der Korken knallt. Ich gieße uns den Champagner ein, zwei Gläser klirren aneinander, gehalten von Händen, die vor Angst leicht beben.
Wir gucken uns an, so verliebt es geht. So, wie man guckt, wenn man in der Kirche steht, wenn hinten alle schon weinen.
So ist es gut.
Die Oliven glänzen, der Lachs schimmert rosa. Für den Kuchen ist es noch zu früh, denke ich.
»Wie, dann heiratet er sie?«, fragt eine deutsche Touristin, als seien wir gar nicht da, schüttelt den Kopf und zieht weiter. Eine kleine Blonde macht eine durchaus richtige Feststellung: »Die haben ja viele Oliven!«
Ich hätte doch noch was essen sollen, denke ich. Wenn wir das hier plündern, gibt keiner irgendwas.
Vielleicht wäre die Strandpromenade doch besser gewesen, mit nicht so viel los.
Vielleicht hätte ich doch noch mal aufs Klo gehen sollen, aber das ist jetzt nicht richtig. Verliebte müssen nicht, Verliebte essen nicht.
Anne, ich gucke sie an, nehme ihre Hand, habe den Blick in ihren Augen. Selbst wenn ich vom Brot abbeiße, gucke ich nur sie an, kleben meine Augen nur an ihr, erst noch unbeobachtet, dann vor einer Menge. Noch nie habe ich mich so auf die Liebe konzentriert, das erarbeitete Gefühl.
Ich gucke Anne an, ganz fest in die Augen, wie ein Pferd mit Scheuklappen. Anne guckt mich an wie sonst wohl nur zu Hause ihren Mann.
Das Pferd ist nervös.
»Jan, jetzt reiß dich zusammen«, flüstert Anne, »Saint-Tropez war doch viel schwieriger!«
»Aber in Saint-Tropez saßen wir nicht rum, und da konnten wir wenigstens weg, wenn es brenzlig wurde«, flüstere ich zurück.
»Ohne Küssen«, flüstert sie.
»Ja, klar, ich kann nur echte.«
Dann kommen die ersten Schritte näher, ganz nah ran. Ich gucke nicht hin, nur Anne an. Die Schritte bleiben stehen. Es ist ganz ruhig. Ich spüre ein Abwägen, Zaudern, höre einen Reißverschluss, fühle einen Blick. Dann klockt es im leeren Hut, 50 Cent.
Es geht doch! Es geht wirklich! Der Damm ist gebrochen.
Wenn einer gibt, geben mehr.
Und das stimmt, denn es klockt gleich wieder.
»Ist das nun für ihn gut oder für sie?«, rätselt ein Doppel-Ehepaar aus Bayern, läuft um unseren Tisch rum, mustert mich, mustert Anne. Betrachtet unsere Körper wie die von Puppen in einem Schaufenster, ist entzückt.
50 Cent, 50 Cent. Einen Euro spenden sie.
»Wenn Sie es so machen, ist es für beide gut«, sage ich und drehe mich plötzlich zu ihnen um. Da lachen sie.
Eine ganze Gruppe bleibt stehen. Alle gucken uns an, es müssen sechs, sieben sein. Dann noch mal drei. Das sind mir fast zu viele. Je mehr es sind, desto mehr Augen, denke ich.
»So, ihr Lieben«, ruft der Spaßvogel unter ihnen. »Wenn wir jetzt zusammenlegen, habt ihr die Arschkarte gezogen!«
»Das mit dem Heiraten würde ich mir überlegen, das ist nur Schrott«, ruft einer aus dem linken Halbkreis. Und seine Freundin fragt: »Was soll das denn heißen?«
Als die nächste große Gruppe kommt, denke ich: Jetzt kommt gleich die Polizei.
»Mein Mann hat mich geheiratet, weil er mich liebt«, ruft eine.
»Das sagen sie alle«, ruft Anne, bemüht, die Stimmung gut zu halten. Die Frau, die geheiratet wurde, weil ihr Mann sie liebte, wirft nichts rein.
»Das ist ja hübsch hier. Wie lange hat es gedauert, das alles vorzubereiten?«, freut sich die Nächste, die an unserer Tischdecke zupft.
»Ach«, ich zucke die Achseln. »Habe ich alles an einem Tag arrangiert.«
»Just Marriott«, sage ich wie die Spanier, Mario mit tt.
»Was ist, wenn die 500 nicht voll werden?«, will sie wissen.
»Dann wird nicht geheiratet!«
»Wie viel habt ihr denn schon?«
»Noch nicht genug!«
Wir haben keinen Schimmer, wie viel wir schon haben. Ich widerstehe dem Drang, den Hut hochzunehmen und zu zählen. Es ist mir verdammt wichtig, dass wir nicht den Eindruck erwecken, dass es uns ums Geld geht. Wir wollen das Glück, wir legen es dem Schicksal in die Hand. Darum geht es uns, die Liebe!
Die Leute dürfen Schicksal sein. Wer
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