Reich kann jeder
waren bester Stimmung. Katharina Witt, Henry Maske, Barbara Becker, Peter Maffay, Verona Pooth, Jenny Elvers.
Ich bin ein bisschen traurig.
»Macht Barbara Becker nicht auch in Mode?«, frage ich mich und bin schon wieder am Nachdenken.
Hat die Elvers nicht auch immer gern provoziert?
Wir beschließen, dass wir uns wirklich einen Promi suchen, der die Dinger für uns groß macht.
***
Samstag, zehn Uhr. Die T-Shirts werden zum Sehnsuchtsprodukt. Ein dunkelhaariges Model fährt im Cabrio vor unserem Büro vor. »Leona«, sagt sie, und ich gebe ihr die Hand.
»Leona«, sage ich. »Schön, dich kennenzulernen!«
Sie war gerade bei der Fashion Week in New York, so sieht sie auch aus, so steigt sie aus, so steht sie da. Ihre Jeans-Beine gehen bis zum Hausdach hoch, 15 Zentimeter hoch stehen ihre Füße auf den Absätzen.
Ihre Haare glänzen, sie hat schwarze Fingernägel und einen wollenen Schal, gewickelt um einen schönen Hals unter einem schönen Gesicht. Ich fühle, dass Leona die Richtige für unser Shooting ist. Es gibt Dinge, die fühlt ein Mann einfach.
Das erste Bild machen wir in der Kreuzberger U-Bahn. Leona sitzt zwischen lauter Kindern. Sie hat an, was ich mir ausgedacht habe.
Es sieht geil aus, denke ich, bis ein kleines Mädchen mit schwarzen Zöpfen plötzlich fragt: »So fies ist Brandenburg, was heißt das?«
Leona zuckt, sagt aber, das mache nichts, dass die Mädchen fragen. Sie hätte die Shirts ja nicht gemacht, das sehe sie professionell.
Die Fotografin, die die Fotos macht, hat uns die Kindermodelfrau ausgeliehen. Sie will die Bilder so lässig machen, so jung-cool.
Leona posiert auf einem Bahnsteig, vor einer Wand, an einer Treppe. Sie macht mal offensiver, mal die Schulter runter. Mal den Kopf ein bisschen quer!
»Gut so!«, lobe ich Leona.
»Danke!«, antwortet das schöne Mädchen. Sie ist ein ganz liebes Mädchen, wirklich.
Damit ich mich nützlich machen kann, halte ich das Licht. Leona friert. Ich reiche ihr die Lederjacke für die Momente zwischen den Bildern. Die Haare fallen ihr ins Gesicht, ich streiche sie ihr raus.
Foto-Shootings sind eine tolle Sache!
Die T-Shirts werden mein Durchbruch, denke ich, sie verbinden alles, Glamour, Promis, Medien. Meine Kreativität.
Ich fühle mich auserwählt.
Ich habe jetzt Frauen um mich, die schöner sind als alles je Dagewesene. Diese Frauen machen, was ich ihnen sage.
Das Licht wird immer dunkler, ich wedele Leona mit einem großen Reflektor zurück ins Helle.
»Ausziehen! Ausziehen«, rufen zwei Idioten.
»Leona, soll ich dir einen Tee holen?«, frage ich.
»Wo ist das Licht?«, schimpft die Fotografin.
Zum Abschied frage ich Leona, ob ich ihr nicht ein Shirt schenken dürfe. Sie dürfe sich eines aussuchen. Als Andenken.
Danke, sagt sie. Aber sie wolle keins. Das mache sie nie.
***
»RTL«, verkündet der Location-Scout. Jetzt sei es so weit. Der Regisseur, er wolle es sich unbedingt noch einmal ansehen, dann falle die endgültige Entscheidung. Gut sehe es aus, sehr gut. Wir seien Favorit.
Es geht nicht mehr um die 60 000 Euro, wegen ein paar Abzügen. Aber immerhin noch um 13 500.
Der Regisseur, der im Radio Moderator ist, kommt nicht alleine. Eine ganze Karawane bringt er mit, sechs Leute, die Aufnahmeleiterin, den Mann von der Requisite.
Anne grüßt auch die drei, die sie schon kennt. Aber die sind so anders diesmal. Sie tanzen um einen großen unrasierten Mann herum, der eine merkwürdige Zipfelmütze trägt und aussieht, als käme er gerade vom Joggen.
»Ey, kannst du mal da auf- und abgehen!« Er brauche das für den Trittschall, erklärt er Anne, die gar nicht weiß, wo sie mittanzen soll, weil alle so auf wichtig machen.
»Oh, das ist ganz okay!«, sagt er.
Der Regisseur stellt sich in Annes Schlafzimmer, gibt Anweisungen von neben dem Bett, er stellt sich neben das Sofa, gibt Anweisungen. Das ganze Loft vibriert von Menschen, die seinen Anweisungen Folge leisten. Dann stellt Anne sich wieder so hin, dass sie jede Frage schnell und unkompliziert beantworten kann.
»Da müsste Farbe ran!«, befindet der Regisseur, der heute die Entscheidung fällen will, und meint die Wand hinter dem roten Sofa.
»Könnt ihr ja machen, vielleicht gefällt uns das ja hinterher«, versucht es Anne auf die Vojta’sche.
»Das glaube ich nicht«, sagt er auf die Ungemütliche, »das wird Pink oder Flieder!«
Er war streng, sagt Anne später, es war wie bei der Visite, wenn der Arzt entscheiden muss, ob der Patient
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