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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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Brandenburg«. Man muss sich die Probleme anziehen, sie müssen die Menschen berühren, dann gehen sie auch unter die Haut.
    Unsere Kollektion für ein schöneres Oderland bieten wir in Schwarz, der Farbe zum Land. Für 19,95 Euro gewährleisten wir allen Brandenburg-Verbesserern Tragekomfort in allen gängigen Größen. Einen Fact-Sheet mit den wichtigen Daten liefern wir als Argumentations-Erinnerung in Bus, Tram und Bahn gratis dazu.
    »Man darf die Augen nicht verschließen«, sagt Jan Rentzow, der Macher der Kreation. »Die Verrohung, die Arbeitslosigkeit und der rechte Rand in Brandenburg brechen mir das Herz. Das Leben muss für alle Brandenburger wieder schön werden, auch wenn sie zu Hause sind.«
    Natürlich ist nicht nur Brandenburg fies. Auch in Berlin, im Saarland, überall gibt es Probleme. Die nächsten Kollektionen sind schon in Arbeit.
    Gerne stehen wir für Berichte zur Verfügung. Auf der Seite www.fieses-land.de finden Sie jederzeit weitere Informationen.
    100 Prozent Baumwolle. 100 Prozent Hilfe. Dafür steht »So fies ist Brandenburg« mit seinem Namen.
    Mit herzlichen Grüßen,
    Jan Rentzow
    ***
    Ich versuche auf uns draufzuschauen wie ein Vogel von oben. Ich sehe zwei Menschen, die ein bisschen lachen über das, was sie sich da ausgedacht haben. Ist es richtig, wenn Anne sagt, dass sie dafür ihren Job verlieren kann? Für eine Satire?
    Ich kann mir das nicht vorstellen, dass sich ein Vogel wirklich mit solchen Fragen beschäftigt, ich glaube, dass Anne ihren Job behält.
    Was zieht man an, wenn Journalisten kommen? Anzug geht ja wohl schlecht, denke ich, die Shirts sind die Idee eines Wohltäters, der sagt, er wolle Brandenburg retten, der ist ja kein Yuppie.
    Ich rede von mir in der dritten Person.
    Ich zerre meine kaputten Turnschuhe aus dem Schuhregal, meine schwarze Kapuzenjacke, die ein bisschen zu ausgewaschen ist. Jeans dazu, die Haare ein bisschen speckig. Wenn die jetzt kommen, sehe ich aus wie ein Student.
    »Ich habe vier Jahre in Brandenburg studiert, das war keine schöne Erfahrung«, lege ich mir zurecht. »Man muss die Probleme doch anpacken. Wenn die Politik das könnte, wäre es doch längst geschehen. Wir müssen alle was tun. Mit diesen Shirts kann jeder helfen. Wir brauchen das Bewusstsein, die Shirts holen das Bewusstsein für die wirklichen Probleme der Menschen zurück.«
    Gestatten, mein Name ist Rentzow, ich bin T-Shirt-Politiker.
    22 Presseerklärungen mit Fotomappen, mit Promo-CDs und T-Shirts sind es geworden, alles Hochglanz, akkurat und fein.
    Ach, Harald, denke ich bei Harald Schmidt. Ein weiterer Brief geht an Stefan Raab, einer an den Regisseur, der Annes Loft nicht wollte. Vielleicht schluckt er ja die Shirts, der Arsch!
    An fast alle Radiosender, fast alle Zeitungen, überallhin gehen die Päckchen mit unserer Botschaft.
    Stefan Raab kriegt die toten Babys in M, Schmidt ist größer, dem schicke ich sie in L. Vom Berliner Kurier erwarte ich den meisten Protest. Nicht, weil sie uns da nicht lustig finden würden, sondern gerade deshalb.
    So funktioniert doch der Boulevard.
    »Anne, verdammt! Wieso melden die sich nicht? Wollen die wirklich nicht über unser T-Shirt berichten?«, frage ich am Tag, nachdem die Päckchen raus sind, und denke immer wieder an die Freundin, die gesagt hat, dass alleine sie zehn weitere Freundinnen habe, die die Shirts kaufen wollten. An die Freundin meines Bruder, die sofort eins wollte für 19,95 Euro.
    Drei Tage nach Päckchenversand, an einem Sonntag, an dem ich schon glaube, dass wir auf unserer Erstauflage sitzen bleiben, geht es los. Ein Anruf mit verdeckter Nummer.
    »Schönen guten Tag, W. vom Berliner Kurier , spreche ich mit Jan Rentzow?«
    Eine klare, freundliche Stimme, männlich.
    »Sie haben uns ein T-Shirt geschickt. Wir würden gerne darüber berichten, das ist ein Thema, über das unsere Leser vorzüglich diskutieren können.«
    Das weiß ich, denke ich. Wird ja auch mal Zeit.
    »Ja, das können Sie machen. Können Sie mich in einer Viertelstunde noch einmal anrufen?
    »Ja, das mache ich. Ich melde mich in einer Viertelstunde.«
    15 Minuten. Der Unfug beginnt, denke ich, jetzt wird es ernst. www.fieses-land.de aufmachen, wieder zu. Rauf aufs Klo, wieder runter.
    »Der Brandenburg-Hasser macht sich vor Angst in die Hose!«, denke ich. Schöne Zeile.
    Meine Schritte klackern über die Dielen unseres kleinen Büros, vor, zurück höre ich meine Schritte. Die Gedanken sausen mir weg.
    »Ein falsches Wort, und die

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