Reich und gluecklich

Ich forderte ihn auf zu beschreiben, was er erlebte, wenn er an jemanden dachte, der ihn nicht einschüchterte. Dann ließ ich ihn schildern, was passierte, wenn er an seinen Chef dachte.
    Jedes Mal, wenn er an jemanden dachte, der ihn nicht einschüchterte, sah er diesen Menschen auf Augenhöhe.Wenn er dagegen an seinen Chef dachte, blickte dieser von einer erhöhten Position auf ihn herab. Der Klient stellte den Chef metaphorisch gesehen auf ein Podest, sodass er zweieinhalb Meter groß wurde. Wer würde sich davon nicht einschüchtern lassen?
    Als er die Situation erneut visualisierte und den Chef auf Augenhöhe absenkte, verschwand das Gefühl der Einschüchterung wie durch Magie.
    Und nun wollen wir uns ansehen, wie der Prozess funktioniert:

    1. Schließen Sie die Augen. Visualisieren Sie eine bestimmte Person oder Situation, um die es gehen soll (so wie etwa im gerade beschriebenen Beispiel mit dem Chef). Es ist wichtig, dass die Person oder die Situation vor Ihrem inneren geistigen Auge lebendig wird. Lassen Sie sie so detailliert wie möglich entstehen. Sehen, hören und spüren Sie die Situation, so als würde sie sich tatsächlich zutragen. Lassen Sie auch Düfte oder Geschmackserlebnisse zu, durch die Sie die Erfahrung möglicherweise intensiver erleben.

    Falls die Situation – wie in dem weiter vorne erwähnten Beispiel über die Versagensangst – verschwommen ist, sollten Sie die Stimme in Ihrem Kopf nutzen. Sie sollte das Thema, um das es geht (zum Beispiel die Angst zu versagen), in Worte fassen. Entspannen Sie sich dann und lassen Sie die entsprechenden Bilder, Geräusche und Emotionen von Ihrem Unbewussten an die Oberfläche tragen. Falls Sie sich eine besonders schwierige Erinnerung ins Gedächtnis rufen, sollten Sie sich bereits vor demÜbungsbeginn bewusst machen, dass Sie die Augen zu jeder Zeit öffnen können. Sie befinden sich in einer sicheren Umgebung. Aber falls Sie zu große Bedenken haben, sollten Sie nicht mit heiklen Erinnerungen arbeiten. Die Übung wird nur erfolgreich sein, wenn Sie die gleichen oder zumindest sehr ähnliche Gefühle entstehen lassen wie in der ursprünglichen Situation.

    Ihr Übungspartner sollte Ihre Aussagen notieren. Darüber hinaus hat er die Aufgabe, bezüglich der entstehenden Bilder, Geräusche und Gefühle genau nachzufragen. Er sollte Sie dazu auffordern, alles möglichst detailliert zu beschreiben. Die Details SIND vorhanden. Es ist wichtig, sich das bewusst zu machen. Sie müssen sie lediglich zulassen. Sollten Sie sie so schnell visualisieren, dass Sie den Vorgang gar nicht bemerken, sollte Ihr Übungspartner Sie etwas bremsen, damit die Details und die damit verbundenen Emotionen greifbar werden.

    2. Sofern Sie nicht besonders auditiv veranlagt sind, wird es im Vergleich zu den Bildern wahrscheinlich etwas länger dauern, eine oder mehrere innere Stimmen wahrzunehmen. Das ist normal. Halten Sie Ihre Augen geschlossen, lassen Sie sich Zeit und seien Sie offen für alles, was Sie hören. Falls Sie bezweifeln, dass man innere Stimmen hören kann, sollte Ihr Übungspartner Sie dazu auffordern, das innere Geplapper 20 Sekunden lang abzustellen. So wird Ihre Aufmerksamkeit auf die Geräusche gelenkt, die da sind, bisher aber nicht von Ihnen wahrgenommen wurden.

    3. Sobald Sie den gesamten Prozess durchgemacht haben, sollten Sie sich sofort aus dem Zustand lösen und in die Gegenwart zurückkehren. Falls Ihnen das nicht gelingt, kann Ihnen Ihr Übungspartner dabei helfen, indem er Sie etwas Lustiges fragt, wie zum Beispiel: »Wer ist sexier, Brad Britt oder die Kerle, die
Reich und Glücklich
geschrieben haben?« (Glauben Sie mir, das wird Sie sofort aus Ihrem Zustand herausholen.)

    4. Lassen Sie sich nun etwas Zeit, um wieder ganz in den Normalzustand zurückzukehren, bevor Sie den Prozess erneut durchmachen. (Falls ein ähnliches Beispiel wie das mit Brad Pitt verwendet wurde, könnte es eine Weile dauern, bis Sie sich wieder gesammelt haben und aufhören zu kichern.)

    5. Entspannen Sie sich nun erneut. Stellen Sie sich dieses Mal allerdings eine Situation vor, in der Sie sich so fühlen, wie Sie es gerne möchten. Nehmen wir an, jemand beschäftigt sich im ersten Teil der Übung mit seiner Angst, vor Publikum zu sprechen. Wahrscheinlich stellt er sich vor, wie er vor einer Menschenmenge steht, und durchlebt die Gefühle, die dabei in ihm aufkommen. Beim zweiten Teil visualisiert er dann eine Situation, in der er selbstbewusst, zuversichtlich und