Reich und gluecklich
würde, wenn er ohne den Schraubenschlüssel zurückkehrte.
Im Lagerraum herrschte große Unordnung und auch die Regale waren nicht sauber eingeräumt. Als der kleine Junge einen Stapel nach dem anderen durchsuchte, den Schraubenschlüssel aber partout nicht finden konnte, bekam er immer mehr Angst. Schließlich kauerte er sich am Boden neben einem Regal zusammen. Tränen standen in seinen Augen, er hatte den Schraubenschlüssel nicht gefunden. Er wusste, dass er hinausgehen und es seinem Vater sagen musste, und er wusste, was das bedeutete.
Als er es schließlich nicht länger hinauszögern konnte, ging er zu seinem Vater und erzählte ihm von seiner ergebnislosen Suchaktion. Wie befürchtet, tobte sein Vater. Er schrie herum, knallte die Türen und stapfte wutentbrannt in den Lagerraum. Eine ganze Weile später kam er ebenfalls ergebnislos zurück, denn der Schraubenschlüssel befand sich nicht im Lagerraum. Er war in der Garage, wo der Vater ihn selbst liegengelassen hatte.
Der Vater des kleinen Jungen gehörte nicht zu den Menschen, die sich etwa mit einem »es tut mir leid« entschuldigen. Er war zwar ein liebevoller Vater, aber er zeigte seine Liebe auf eine andere Weise. Nach einem Ereignis wie diesem lud er die ganze Familie zum Eisessen ein. Das war seine Art, sich zu entschuldigen. Aber der kleine Junge verstand das nicht.
Als Charles in der Dunkelheit im Schlafwagen lag und sich an diese Szene aus seiner Kindheit erinnerte, durchlebte er sie erneut. Aber dieses Mal erlebte er sie auch aus der Perspektive eines 3 1-jährigen Mannes. Er sah das Ereignis zum einen aus der Perspektive des kleinen Jungen und zum anderen als außenstehender Beobachter. Und durch diese Doppelrolle erkannte er,
dass diese eine Situation ihn dazu gebracht hatte, nur noch die Dinge zu tun, die er sicher beherrschte. Seit diesem Zeitpunkt war sein Leben stets geprägt von der Furcht vor dem Erfolg und der Furcht zu versagen.
Diese Situation – das erkannte Charles außerdem – war nur ein kleiner Moment in seinem Leben gewesen. Ein Moment, hinter dem keine böse Absicht stand. Aber sein Verhalten als Erwachsener wurde immer noch von der emotionalen Reaktion des fünfjährigen Jungen diktiert. Einer Reaktion, die zum damaligen Zeitpunkt ihre Berechtigung gehabt hatte, nun aber nicht mehr angemessen war. Mit dieser Erkenntnis veränderte sich Charles’ Verhalten augenblicklich. Seine Ängste verflogen buchstäblich in der Mikrosekunde, in der er diesen Zusammenhang begriff.
Charles nutzte die Kraft seines unbewussten Geistes, um die Vergangenheit genauer zu betrachten und aus seiner aktuellen Perspektive zu bewerten. Auf diese Weise korrigierte er seine Überzeugungen und steuerte mit ihnen ab sofort in eine Reiche und Glückliche Richtung.
Auch Sie verfügen über dieses wirksame Instrument.
In der folgenden Übung werde ich Ihnen anhand eines Beispiels zeigen, wie Sie es nutzen können. Zunächst sollten Sie aber noch ein paar Dinge dazu wissen.
Die Technik eignet sich nicht dafür, das Geschehen inhaltlich zu verändern. Lediglich der Kontext beziehungsweise der Rahmen wird verändert. Das Geschehen selbst lässt sich nicht verändern. Es ist so, wie es ist. Aber wir kontrollieren die Art und Weise, wie wir eine Situation wahrnehmen und darauf reagieren.
Einige wenige Menschen sind nicht in der Lage, innere Bilder oder Stimmen entstehen zu lassen. Allerdings braucht es manchmal einfach nur etwas Übung, um einen Zugang zu dieser inneren Welt zu finden. Falls Sie zu den Menschen gehören, denen es einfach nicht gelingen will, sollten Sie sich auf die anderen Methoden konzentrieren, die ich später erläutern werde.
Jeder Mensch ist anders und verfügt über unterschiedliche Erfahrungen. Sie sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen, bevor Sie die Übung zur Neucodierung Ihrer Erfahrungen gemacht haben. Führen Sie sie durch und beobachten Sie, was dabei passiert.
Die Übung funktioniert am besten zusammen mit einem Übungspartner. So können Sie sich entspannen und Ihre Augen schließen. In dieser Situation ist es nicht ratsam, sich selbst Notizen zu machen, weil Sie jedes Mal, wenn Sie die Augen öffnen, aus Ihrem Zustand herausgerissen werden und Ihre Gefühle nicht mehr wahrnehmen. Es ist leichter, verbal zum Ausdruck zu bringen, was Sie sehen, fühlen und erleben, während ein anderer diese Dinge schriftlich festhält.
Ich habe diese Übung einmal mit einem Klienten durchgeführt, der Angst vor seinem Chef hatte.
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