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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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den Wagen durch den Whisky-Nebel gesteuert, schön langsam, und es ging alles bestens, bis er in letzter Sekunde ins Schlittern geraten war und beinahe die hintere Mauer gerammt hätte.
Komm zu mir.
War dorthin gekommen, wo er sie zum ersten Mal geküsst, im Arm gehalten, mit ihr geschlafen hatte. An einem Dienstagnachmittag. Winterlich war es draußen gewesen, trostlos und grau. Aber warm und schwelgerisch unter den Zitronenbäumen und Farnen. Sie fragte ihn etwas wegen der Stechapfelableger. Ob er sich die mal ansehen könnte? Lächelte. Ihre Augen tanzten. Sexy.
    Er hatte sich gerade hingesetzt gehabt. An sie gedacht. Versucht, eine Spur von ihr in der Luft, der Atmosphäre zu finden. Irgendeine Präsenz. Fast wäre ihm da vor Schreck das Herz stehen geblieben, als er die schweren Schritte hörte, den Lichtschein der Taschenlampe hin und her huschen sah. Der Bulle: Das Arschloch musste aufgewacht sein und beschlossen haben, nach seinem Schläfchen kurz das Terrain unter die Lupe zu nehmen. Da warf er sich platt auf den Boden, kroch bis ganz an die Heizungsrohre und spürte das Herz immer noch wild in der Brust schlagen. Er hatte Glück, der Bulle guckte im Vorbeigehen nur einmal kurz durch die Scheiben, sah nicht wirklich hinein und machte sich auch nicht die Mühe zu überprüfen, ob die Tür abgeschlossen war. Schon verloren sich die Schritte wieder. Aber trotzdem wartete er noch gute zehn Minuten, bis er sich wieder bewegte. Irgendwie verfing sich sein linker Fuß dabei hinter einem der Rohre. Er langte hinunter, um sich loszumachen, und schlug sich den Kopf an. Und dann sah er, was da hinter seinem eingeklemmten Fuß versteckt lag.
     
    Kerr hatte Jacobson am Präsidium abgesetzt. Jacobson wollte auf Barber und Hume warten, vielleicht sogar versuchen, noch ein Wort mit dem Chef der Spurensicherung zu wechseln, bevor er ging. Er nahm den Aufzug in den fünften Stock. Obwohl es draußen noch hell war, schaltete er die Schreibtischlampe ein. Es gab keinen Grund, die Augen zu sehr anzustrengen. Sein ganzes Leben hatte er Augen wie ein Adler gehabt, und was die Ferne anging, hatte sich daran bis heute nichts geändert. Wenigstens hatte ihm das der Optiker versichert. Nur fürs Lesen und die Nähe sollte er eine Brille aufsetzen. Was ein weiterer Hinweis auf seine Sterblichkeit war, dachte er. Ein weiteres Zeichen dafür, dass die Maschine langsam auslief. Seufzend nahm er die Brille aus ihrem Etui und griff nach dem letzten Ereignisbericht, der in seinem Eingangskorb lag.
    Einbrüche, gestohlene Autos, der normale Müll. Robert Johnson war noch nicht gefunden worden, aber die Spezialeinheit, die ihn ausfindig machen sollte, wurde von DCS Chivers und seinem Nachfolger Salter persönlich geleitet. Das wäre also unter Dach und Fach, dachte Jacobson und las weiter. Eine weibliche Zeugin, einundzwanzig Jahre alt, hatte die mögliche Entführung eines Mannes im Flowers Memorial Park angezeigt. Der Name des mutmaßlichen Opfers war Robert Jackson, »Robbie« genannt, weiß, um die dreißig, kurzgeschorenes Haar, etwa einsachtzig groß. Phantombilder der an der mutmaßlichen Entführung Beteiligten wurden zur Zeit erstellt und würden möglichst schnell im Computernetzwerk bereitgestellt. Jacobson hatte einen Computer, wie jeder leitende Beamte, doch der stand vernachlässigt auf einem eigenen kleinen Tisch in der Ecke des Raumes. Er konnte das Ding anstellen und eine halbeStunde mit Suchen verbringen – oder kurz nach unten in den Einsatzraum gehen.
    Jackson. Kurzgeschorenes Haar. Der Memorial Park. Robbie, verdammt noch mal! Sergeant Ince saß vor dem Bildschirm und brachte seine Datenbank auf den neuesten Stand. Barber und Hume waren gerade zurückgekommen und schrieben ihre Berichte. Ince fand die Phantombilder in rund dreißig Sekunden. Zwei Minuten später liefen alle vier die Hintertreppe hinunter, hinaus aus dem Gebäude.
    »Denken Sie nicht, der DCS sollte das absegnen, Chef?«, fragte Hume und sprang hinter das Steuer.
    »Aber natürlich sollte er das«, antwortete Jacobson. »Ich laufe komplett aus dem Ruder, liege zweifellos völlig falsch und steuere geradewegs auf meine Degradierung zu. Und ihr drei auch, wenn ihr dämlich genug seid, mich bei meinem Amoklauf zu unterstützen.«
    »Dachte ich’s mir doch«, sagte Hume, ließ den Motor an und beschleunigte schnell die Straße hinunter.
    »Wir haben nur Befehle befolgt«, witzelte Barber von hinten.
    Hinter den Häusern der Riverside Avenue gab es einen

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