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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wusste, dass das noch kein Grund für Freudensprünge war. Was da auf dem Fax stand, war nur so etwas wie ein erster Schnappschuss, ein Vorabhinweis, um die lästigen Fragen des CID loszuwerden. Die volle RFL P-Analyse , gründlich und solide genug, um vor Gericht Bestand zu haben, würde es erst in zweioder drei Wochen geben. Dennoch war dieses Vorabergebnis besser als gar nichts, besser auf jeden Fall als ein Ergebnis, das Mortimer chromosomentechnisch eindeutig ausschließen würde. Jacobson rief Mick Hume an: Sie wären etwa zur Hälfte fertig mit der Durchsuchung, hätten bis jetzt aber absolut nichts gefunden. Die Uhr im weißen Rathausturm auf der anderen Seite des Platzes schlug zwölf. Emma Smith saß an ihrem Schreibtisch und unterdrückte ein Gähnen, DC Williams machte sich erst gar nicht die Mühe. Lethargie füllte den Raum.
    »Also kommt schon«, sagte Jacobson. »Heute essen wir nicht in der Kantine. Die Papadams zahle ich.«
    »Mr Behar’s«, sein bevorzugtes indisches Restaurant, war renoviert worden. Alles war in heller Seidenkiefer gehalten und nicht mehr so überladen, es gab viel mehr Licht und Raum. Wie man sich denken konnte, hatte es Jacobson vorher besser gefallen. Aber wenigstens hing das Ganesh-Bild noch an seinem Platz, ja, der Elefantengott hatte sogar Verstärkung erhalten: Auf der Theke, vor den Kingfisher- und Stella-Artois-Zapfhähnen stand ein glänzender Messing-Ganesh. Emma bestellte ein gemischtes Tikka mit Salat, Williams, der Curry-Neuling, ein Chicken Biryani. Jacobson nahm ein Lamb Dansak, scharf und sauer.
    »Glauben Sie, dass wir ihn haben, Chef?«, fragte Emma Smith.
    »Ich wäre weit glücklicher, wenn wir diesen verdammten Elektroschockknüppel schon gefunden hätten, Mädchen. Trotzdem, ja, ich würde sagen, wir haben es fast geschafft.«
    »Womit wir zurück in der faszinierenden Welt von Autodiebstählen und Jugendkriminalität wären, Em«, sagte Williams.
    Emma Smith verdrehte die Augen und nahm einen Schluck von dem weißen Hauswein, zu dem Jacobson sie überredet hatte.
    Wie der Großteil der Städte im Land hatte auch Crowby keine eigene Mordkommission. Immer wenn Bedarf bestand, wurde ein Team aus den bestehenden Dezernaten zusammengestellt. Jacobson überließ dabei allerdings so wenig wie möglich dem Zufall: Über die Jahre hatte er sich mehr oder minder im Geheimen ein Reservoir fähiger Beamter geschaffen. Kerr, Hume und Barber waren seine erfahrensten Männer, aber auch Smith und Williams hatten bereits bei einem halben Dutzend Fällen mitgewirkt. Sie alle bildeten das A-Team , das sich allerdings keinesfalls so nennen durfte: Sollte die obere Etage spitzbekommen, dass da unten ein Trupp Experten heranwuchs, würden sie allesamt zu fünf Jahren Streifendienst verdammt werden. Alles andere entspräche einer ungesunden Kultur des Elitären und einer unerwünschten Hierarchisierung. Was die Herrschaften dort oben in Bezug auf sich selbst komischerweise nicht als Problem ansahen.
    »Na, wer weiß, Emma«, sagte Jacobson nach einer Weile. »Bei dieser Hitze könnte das Morden ansteckend sein.«

16
    Kerr und Steve Horton nahmen sich nicht die Zeit für ein richtiges Mittagessen. Die beiden begnügten sich mit Sandwiches aus der Kantine, die sie in Hortons übervolles, immer ein wenig bedrohlich wirkendes Büro mitnahmen. Schöne neue Welt, dachte Kerr jedes Mal, wenn er herkam, die Maschinen übernehmen endlich die Herrschaft. Er räumte verschiedene Festplatten, Platinen, Modemkabel und kaputte Tastaturen aus dem Weg, um neben Horton Platz zu haben, der auf dem einzigen Stuhl im Raum direkt vor seinem Terminal hockte. Obwohl er nicht danach aussah, schien Horton der Typ Computerfreak zu sein, der mit ernsthaften gesundheitlichen Konsequenzen rechnen musste, wenn er zu lange von einem Bildschirm ferngehalten wurde. Horton hatte den Morgen über das Netz nach allem durchsucht, was auch nur irgendwie mit der Website von Aktion & Widerstand in Verbindung gebracht werden konnte. Zuletzt hatte er Kerr eine Stunde lang durch die Daten geklickt.
    Die ersten Spuren der Website selbst waren etwa zweieinhalb Jahre alt. Seitdem schien es sie, wenn auch mit kleinen Unterbrechungen, durchgehend zu geben. Die »Liste der Schande« war immer wieder erneuert worden und Gus Mortimer offenbar einer der letzten Neuzugänge. Wenn Hortons Recherchen stimmten, warer der Liste am 21.   Januar hinzugefügt worden. Was bedeutete, dass zwischen dem Auftauchen von Mortimers Namen auf

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