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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Ausweis durch den Kartenleser zog und hereinkam.
    »Bill Dyson«, stellte er sich vor. Jacobson rief den Namen in der übervollen Datenbank seines Gedächtnisses ab: Das war der Firmenanwalt von Planet Avionics. Er hatte erst gestern mit ihm telefoniert. Der Mannschien außer Atem und, schlimmer noch, man konnte fast den Eindruck haben, dass er einem Nervenzusammenbruch nahe war.
    »Probleme, Mr Dyson?«, fragte Jacobson.
    Dyson füllte sich einen Becher aus dem Wasserkühler, der hinter den Zierpalmen beim Empfang stand, und nahm ein paar Schlucke, bevor er antwortete.
    »Es ist Gus Mortimer, Inspector. Die Firma hat kein Problem, für ihn zu bürgen. Absolut nicht. Aber er besteht darauf, seine Arbeit wieder aufzunehmen. Er will weitermachen, als wäre nichts geschehen.«
    »Wo ist er jetzt?«
    Dyson sah müde zur Tür.
    »Ich fürchte, auf dem Weg hierher. Sobald alle Formalitäten erledigt waren, ist er empört aus dem Gericht gestürmt. ›Ich fahre jetzt nach Hause, nehme ein Bad, befreie mich von dem, äh, Polizeigestank, und dann geht’s weiter wie immer.‹ Das waren mehr oder minder exakt seine Worte.«
    »Es wäre nicht gegen das Gesetz, wenn er . . .«
    »Ob es gegen das Gesetz ist oder nicht, der Vorstand will es nicht, Mr Jacobson. Der große Boss, das Gesicht der Firma, steht unter Mordanklage und fällt doch immer noch die Entscheidungen? Das machen die Aktionäre nicht mit, und sicher auch etliche Mitarbeiter nicht.«
    Jacobson hatte genug andere Dinge, über die er sich den Kopf zerbrechen musste. Das war nichts, was die Polizei anging. Aber dann sah er ein Taxi vorfahren, Gus Mortimer aussteigen und auf den Eingang zustreben. Mortimer trug immer noch denselben Anzug wie bei seiner Verhaftung und hatte offenbar beschlossen, dass sein Bad warten konnte. Dyson trat an den Empfangstisch und aktivierte eine Art Notschloss der Tür.
    »Lassen Sie mich rein, Dyson!«, schrie Mortimer durch die Glastür. »Sie rückgratloser, verfluchter Trottel!«
    Jacobson gelang es, Dysons Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er fragte ihn, inwieweit er ermächtigt sei, für die Firma zu handeln.
    »Voll und ganz. Voll und ganz«, antwortete Dyson. Die Worte schienen ihm Trost und Sicherheit zu geben. »Bei der Vorstandssitzung heute Morgen bin ich mit der vollen Entscheidungsgewalt ausgestattet worden, bis wir ihn   ... bis sich die Situation geklärt hat.«
    »In dem Fall würde ich vorschlagen, Sie lassen ihn herein«, sagte Jacobson und nickte Barber und Hume zu.
    Dyson starrte ihn verwirrt und voller Zweifel an. Er stand eindeutig unter großem Druck, und so dauerte es eine Weile, bis er reagierte und das Schloss wieder löste. Die Türen glitten zur Seite.
    »Was zum Teufel reitet Sie denn, Dyson?«, brüllte Mortimer, als er hereingestürzt kam.
    Er stieß Barber aus dem Weg, geriet aber bei Hume, der seit zehn Spielzeiten zum Rugbyteam der Polizei gehörte, an den Falschen. Hume machte einen schnellen Ausfallschritt, hatte ihn gleich im Polizeigriff und drückte ihm den Kopf nach unten.
    Jacobson überlegte kurz, ob er Mortimer wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten erneut einsperren lassen sollte, aber das hätte später vor Gericht als arglistig ausgelegt werden und der Verteidigung Sympathiepunkte verschaffen können. Er trat zu Mortimer. Hume hatte den schnaufenden Kerl jetzt in einem anderen Griff, der nicht weniger unbequem aussah.
    »Das hier ist Privatbesitz, Gus«, sagte Jacobson, »und dessen rechtmäßige Besitzer erklären mir, dass Sie in diesem Gebäude im Augenblick nicht willkommen sind.Ich an Ihrer Stelle würde nach Hause fahren und meinen schönen, weitläufigen Garten genießen, solange das noch geht.«
     
    DC Aston wusste sofort, dass er entdeckt worden war. Johnson nahm ihn nur kurz in den Blick, bevor er zwischen dem Bewährungsamt und dem italienischen Restaurant verschwand. Es war kaum mehr als der Bruchteil einer Sekunde, aber doch mehr als genug: Genauso gut hätte Johnson zu ihm herkommen und ihm die Hand schütteln können. Dennoch folgte er ihm zurück ins Stadtzentrum, hielt Abstand und blieb beim So-tun-als-Ob. So schlimm ist es nicht unbedingt, sagte er sich. Schließlich hatte ihre Überwachung nicht zuletzt auch mit Abschreckung zu tun. Johnson würde sich schon benehmen, wenn er wusste, dass er beobachtet wurde. Und solange er Dennett noch nicht ausgemacht hatte, war die Option der verdeckten Beschattung nicht komplett dahin.
    Johnson verbrachte gleich mehrere

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