Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
sehen dann weiter. Vielleicht überleben sie ja und wir müssen weiter flüchten! Was ist eigentlich mit Fabio, haben sie über den etwas gesagt?“ „Ja. Er hat heute versucht meine Großeltern anzurufen und hat sie nicht erreicht, weil sie ja nicht rangehen können, und hat dann meine Eltern angerufen. Meine Mutter hat gesagt, dass er versuchen soll, wieder nach Deutschland zu kommen. Er hat ein paar Verletzungen, die nicht der Rede wert sind, aber das Auto ist Schrott.“ Erleichtert atme ich auf. Ich hab ihn also nicht getötet!
„Heißt das, dass wir erstmal in Sicherheit sind und hierbleiben können?“, frage ich fast schon hoffnungsvoll. Es wäre toll, wenn wir erstmal hier bleiben könnten. Ich will nicht weiter wegrennen und stundenlang Autofahren in der Hoffnung, dass man uns nicht kriegt. „Ja, wir können uns erstmal weiter hier aufhalten. Meine Mutter ruft an, wenn sich was mit meinen Großeltern getan hat. Ich hab mein Handy angelassen und werde also mitbekommen, wenn sie versuchen uns zu erreichen“, erklärt er mir angestrengt und gähnt herzhaft. „Was haben deine Eltern dazu gesagt, dass du mich zu allem gezwungen hast? Dass ich nicht freiwillig dein Verlobter bin, oder besser gesagt, war?!“, frage ich zaghaft nach. Ich meine … Es muss doch für die beiden schlimm gewesen sein! Immerhin haben sie schon mal einen Sohn verloren, wegen so was. „Sie sind enttäuscht, aber sie waren glücklich, dass es uns gut geht.“ „Du hast ihnen nicht gesagt, dass du angeschossen bist?“ „Wieso sollte ich? Es geht mir gut, da brauchen sie es nicht wissen!“ „Ja klar!“, schnaufe ich und löse mich von Tom, drehe mich auf den Rücken und starre die Decke an, woran die noch immer leuchtende Lampe hängt. „Als würde es dir gut gehen! Du hast Schmerzen und Fieber!“, schnaufe ich weiter und mache mir insgeheim wieder Vorwürfe, dass ich nicht besser aufgepasst hab. Auf einmal fällt mir noch etwas ein, worauf ich mich wieder hastig zu Tom, welcher sich mittlerweile auch schon halb auf den Rücken gelegt hat, drehe.
Kapitel 20
„Hast du nicht auch einen Chip? Wieso hast du den nicht raus gemacht?“, frage ich hektisch. Zwar hat sich im Moment das mit dem Fliehen erledigt, aber was ist, wenn Toms Großeltern wieder gesund werden und uns weiter suchen lassen? Sie können jeden Moment aufwachen und uns wieder jemanden hinterher schicken, der uns durch Toms Chip finden kann! „Ich hab nur so getan als ob. Toni ist mein zweiter Freund. Also außer Paul habe ich nur ihn, der mit mir befreundet ist. Allerdings … Man kann es nicht direkt Freundschaft nennen. Es ist bei uns nur ein Geben und Nehmen. Er tut was für mich, und wenn er was will, lasse ich meine Kontakte spielen oder nutze den Mafiabossstatus. Na ja, er hat so getan, als hätte er den Chip bei mir eingepflanzt. Den Chip habe ich bisher immer bei mir getragen, sollten meine Eltern oder meine Großeltern mich kontrollieren. Aber als du gesagt hast, dass du mich mitnimmst, habe ich meinen in einen Schieber gelegt. Was ist eigentlich mit der Wunde? Also da, wo ich dir den Chip raus gemacht hab? Das Tattoo ist dadurch kaum beschädigt, aber tut es denn noch weh?“, sieht mich Tom besorgt an und dreht meinen Kopf etwas zur Seite, sodass er das Kompressenpflaster abmachen und die Wunde sehen kann. „Ist ein bisschen rot“, seufzt er und sieht mir entschuldigend in die Augen. „Tut aber nicht weh!“, lächle ich aufmunternd und sehe, wie Tom wieder gähnt. „Wir sollten schlafen“, sage ich und ziehe die Decke etwas höher. Erschöpft schließt mein Gegenüber die Augen und nickt schläfrig und ist keine fünf Minuten später eingeschlafen. Sein Atem geht mal wieder schwer und über seine Stirn laufen, wie schon die letzten Stunden, ein paar Schweißperlen. Ich stehe noch mal auf und mache einen Waschlappen nass, den ich dann vorsichtig auf Toms Stirn lege. Dann schalte ich endlich das Licht aus und kann kurze Zeit später ebenfalls in einen ruhigen Schlaf abdriften, aus dem mich Tom wenige Stunden später reißt, weil er sich immer wieder hin und her dreht und noch schwerer atmet als vorher.
Immer wieder keucht und wimmert er leicht auf. Als ich das Nachtlämpchen anschalte, kann ich sehen, dass der Verband um seine Schulter Blut durchtränkt und halb abgewickelt ist und auch auf der Bettwäsche überall rote Flecken sind.
Erschrocken keuche ich auf und quieke regelrecht, als Tom sich im Schlaf selbst in seine Schulter krallt
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