Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Titel: Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Reddas
Vom Netzwerk:
und augenblicklich schmerzerfüllt aufschreit und somit selber wach ist. Hastig keuchend starrt er mich mit weit aufgerissenen Augen an und muss offensichtlich darum kämpfen, genügend Luft zu bekommen. „Tom?“, frage ich zittrig und hab im Moment wirklich Angst. Ich weiß nicht, was mit ihm ist und das ist mir nicht geheuer! Und eine Antwort bekomme ich auch nicht, im Gegenteil. Erschöpft lässt Tom sich wieder tiefer in die Polster fallen und legt seine zittrigen Hände auf sein Gesicht. Eine Weile liegt er so da, ehe er sich wieder regt. „Es tut so weh ...“, wimmert er und schluchzt auf einmal sogar auf. Sofort springe ich auf und haste ins Bad. Dort mache ich ein Handtuch nass und renne dann wieder in die Wohnstube zurück.

    „Du musst dich hinsetzen, Tom, ich muss deine Schulter wieder verarzten!“, fordere ich ihn mitleidend auf, denn noch immer zittert er. „Wollen wir vielleicht doch einen Arzt rufen?“, setze ich hinten dran, bekomme aber wieder mal ein Kopfschütteln, das ich wohl oder übel akzeptieren muss. Mühsam rappelt sich Tom auf und stützt sich keuchend auf seinem linken Arm ab. Sein Rechter hängt schlaff runter, genauso wie der Verband, der halb abgewickelt ist und die offene Verletzung preisgibt. Der Waschlappen, den ich auf seine Stirn gelegt habe, liegt neben ihm auf dem Boden und hat dort auf dem Teppich einen nassen Fleck hinterlassen, was jetzt aber egal ist. Mulmig gehe ich näher zu Tom und wickle den Verband ganz ab. Die Schusswunde ist rot, leicht geschwollen und blutet wieder etwas. Im Schlaf muss er sich irgendwie den Verband runter gestreift haben und das Festkrallen hat sein Übriges getan, was wohl auch der Verletzung alles andere als gut getan hat. „Ich bin für einen Arzt!“, gebe ich mehr bittend als aussagend zum Besten, bekomme aber sofort einen bösen Blick von Tom. „Nein!“, knurrt er und kneift direkt wieder die Augen zu. Er ist es nicht gewohnt schwach zu sein und will es nicht zeigen, das sehe ich ihm an. Seufzend lasse ich mich auf das Bett fallen und lege das nasse Handtuch über die Schulter, was erstens schmerzlindernd kühlen und zweitens die Blutung stillen soll. Kein Wort gleitet über Toms Lippen, während ich besorgt die Wunde versorge und so gut, wie es mir möglich ist, sie wieder verbinde. Stumm starre ich auf mein Gegenüber, als ich fertig bin und er einfach mit weggedrehtem Gesicht dasitzt. „Es tut wirklich ganzschön doll weh, hm?“, sage ich leise und bin mir meiner Schuld bewusst. Immerhin hab ich ihn angeschossen UND ... ich hab die Wunde nicht richtig verbunden gehabt. „Das sagte ich bereits“, murmelt Tom und macht nicht mal Anstalten mich wieder anzusehen. Er benimmt sich gerade wie ein kleines, bockiges Kind, das noch nicht ins Bett gehen will.

    „Steh wenigstens mal kurz auf und lass mich deine Bettseite neu beziehen, wenn du schon nicht mit mir reden und mich ansehen willst!“, herrsche ich ihn jetzt doch etwas an, weil ich es nicht abkann, dass er gerade so ist. Ich weiß, dass ich an der Misere schuld bin, aber wir müssen miteinander und nicht gegeneinander sein! Ich weiß ja, dass er eigentlich nicht gegen mich ist, aber gerade tut er es. Ich will ihm doch nur helfen! Murrend und seufzend tut er, wie ihm von mir befohlen wurde, und ich überziehe müde seine Bettseite neu, mit ein paar Bettlaken und Überzügen aus einem der Schränke. „So, ist alles wieder sauber, kannst dich wieder hinlegen und sei vorsichtig mit deiner Schulter!“, lächle ich Tom dann gutmütig an. Einer muss ja nachgeben, und wenn das nicht Tom ist, dann muss ich es halt sein. „Ja, Mama“, murmelt er aber wieder bockig und legt sich mit einem sieben Tage Regenwetter Gesicht zurück aufs Bett. Jetzt bin ich aber wirklich ... beleidigt. Ich hab jetzt versucht, uns wieder mehr oder minder zu versöhnen, einen richtigen Streit hatten wir ja nicht und er dankt mir nicht mal, geschweige denn, dass er mich wenigstens mal kurz anlächelt. Ich sehe also zu, wie er sich richtig hinlegt und zudeckt, und schalte dann das Licht aus. Aber nein, ich werde mich jetzt nicht zu ihm legen, will jetzt nicht bei ihm schlafen, wo er doch gerade SO zu mir ist. Mir tut das weh, das geb ich offen zu, denn ich will ihm helfen und er dankt es mir nicht im Geringsten, sondern hält es noch für nötig, mich dafür dumm anzumachen und zu bocken. Ohne etwas zu sagen, schnappe ich mir mein Kissen und nehme mir aus dem Bettkasten noch eine Tagesdecke heraus und

Weitere Kostenlose Bücher