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Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Titel: Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Reddas
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fahre einfach weiter. Ich hab gerade das Gefühl ein Kind neben mir sitzen zu haben, anstatt eines erwachsenen Mannes, der mit seinen jungen Jahren schon unglaublich viel Lebenserfahrungen zu haben scheint. „Du hast recht ...“, murmelt er und beißt sich auf die Unterlippe. „Bieg da ab und schau, dass wir eine Pension oder ein Hotel finden!“, sagt er kurz darauf und kneift kurz die Augen zusammen, als er leicht mit der Schulter gegen die Tür stößt. Ich nicke und setze den Blinker zur Abfahrt.

    „Sollen wir nicht vielleicht doch zu einem Arzt, oder in ein Krankenhaus gehen?“, frage ich vorsichtig nach, weil ich merke, dass er nicht gut drauf ist. Er ist verletzt und das nicht nur körperlich, das sehe ich ihm an. „Nein, das geht schon. Ist klar, dass es noch wehtut, die Verletzung ist erst ein paar Stunden alt, da ist es normal, dass es schmerzt. Ich halte das schon aus, keine Sorge!“, brummt er bockig und seufzt zufrieden auf, als ich von der Autobahn direkt in eine Stadt fahre. „Bist du sicher, dass wir es für heute sein lassen sollten, weiter zu fahren? Wir könnten noch locker drei Stunden oder so fahren!“, frage ich zusätzlich nach, weil es mir lieber wäre, noch weiter zu fahren, als jetzt schon Halt zu machen. Aber Tom macht mir natürlich einen Strich durch die Rechnung, was ich auch nachvollziehen kann. „Ich will mich einfach nur noch hinlegen und schlafen. Ich bin total geschafft und muss mich ausruhen, ich kann nicht mehr! Außerdem will ich dann mein Handy mal anmachen und meine Eltern anrufen, sehen, ob es irgendwas gibt, was wichtig ist. Sie werden uns nicht verraten, dazu sind sie zu sehr gegen das von meinen Großeltern, außerdem werde ich nicht verraten, wo wir sind!“ Ich nicke wieder verstehend, muss es wohl akzeptieren und entdecke schon ein Hotel, bei welchem ich auf den Parkplatz fahre und dann aussteige. Zehn Minuten später haben wir eingecheckt und betreten unser Zimmer. Natürlich ist nur noch eins frei und das hat ein Doppelbett ... Na ja, besser als EIN Einzelbett. „Ich gehe jetzt duschen, du musst mir nachher aber den Verband bitte wieder neu machen!“, teilt mir Tom noch mit und ist keine Sekunde später im Bad verschwunden. Kurze Zeit später höre ich schon das Rauschen der Dusche und lasse mich geschafft auf das Bett fallen. Verdammt, wie sollen wir hier wieder raus kommen? Ich bezweifle, dass seine Eltern gute Nachrichten für uns haben werden und uns nichts weiter übrig bleiben wird, als morgen wieder weiter zu fahren. Wenn ich mir überlege, dass wir gerade mal zwei Tage auf der Flucht sind, komme ich mir total lächerlich vor. Es kann sein, dass wir noch Monate fliehen müssen, was will ich denn da sagen, wenn ich schon nach zwei Tagen total fertig und k.o. bin? Soll ich dann heulend auf dem Boden rumrutschen, oder was? Seufzend schnappe ich mir den Rucksack, den ich neu gepackt und mit her genommen hab. Ich hab ein paar Sachen rein getan. Ein paar Kleinigkeiten zu essen, unsere Papiere und dergleichen und außerdem auch die Arzneien. Das Wichtigste, was wir halt brauchen. Und Zigaretten!

    Oh Gott ja, ich geh eine rauchen, das brauch ich jetzt dringend! Also erhebe ich mich und trete an das Fenster, welches ich öffne, und zünde mir eine Zigarette an. Genüsslich ziehe ich den Rauch ein und lausche dem beruhigenden Rauschen des Wassers, das aus dem Bad kommt. Im Moment tut es einfach nur gut mal dastehen und entspannen zu können, ohne Angst zu haben. Wenn ich es genau nehme, hatte ich in den letzten Wochen fast immer Angst, wodurch das hier fast wie eine Erlösung zu sein scheint. Ich rauche noch eine zweite Zigarette, als die erste aufgeraucht ist, und warte, dass Tom wieder aus dem Bad kommt. Nach einer geschlagenen Stunde passiert das auch endlich. Tom kommt mit einem Handtuch um die Hüften in die Schlafstube und lässt sich k.o. auf das Bett fallen, sodass er dasitzt und mich abwartend ansieht. Er hat ein bisschen abgenommen und sieht mehr als fertig aus. Seine Haut ist blass, seine Lippen leicht spröde und seine Augen werden von hässlichen, dunklen Augenringen untermalt. Im Ganzen sieht er wirklich erbärmlich aus und erregt einfach nur Mitleid. Seine Schulter wird noch immer von dem Verband verborgen, welcher nass ist und sich dadurch enger um die Verletzung zieht, was Tom nicht nur ein bisschen zu schmerzen scheint. Ich gehe also zu ihm hin und nehme die kleine Kulturtasche aus dem Rucksack, hole wieder alles heraus, was ich benötige

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